Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)
Unfall?
Selbstmord?
Oder Mord?
Rasanter Thriller im Tunnel-Wirrwarr der Londoner U-Bahn
Rushhour in London: Laurie Bateman wird Zeugin, wie ein älterer Herr direkt vor die einfahrende U-Bahn stürzt. Für die Polizei ist die Sachlage klar: ein weiterer Selbstmord. Doch Laurie erinnert sich an das freundliche Lächeln des Mannes kurz vor dem Zwischenfall – und daran, dass er ein seltsames Ding in der Hand gehalten hat. Einen Schlüssel? Könnte dieser noch auf den Gleisen liegen?
Laurie findet heraus, dass man die U-Bahn-Tunnel nachts gefahrlos betreten kann, bevor das System wieder hochgefahren wird. Sie fühlt sich verpflichtet, nach dem Schlüssel zu suchen – und rennt kurz darauf in den dunklen Tunneln um ihr Leben...
Autor (Quelle: Amazon)
Toby Faber war Geschäftsführer des britischen Verlags Faber&Faber, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er hat zwei preisgekrönte Sachbücher geschrieben. "869 - Die einzige Zeugin" ist sein erster Kriminalroman. Er lebt mit seiner Familie im Norden Londons.
Allgemeines
Titel der Originalausgabe: “Close to the Edge“, ins Deutsche übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger
Erschienen am 1. September 2020 bei Knaur als TB mit 320 Seiten
Gliederung: Kapitel ohne Nummerierung, jedoch mit Kennzeichnung von Tag und Uhrzeit
Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Laurie Bateman
Handlungsort und -zeit: London und Surrey, 14 Tage im Juli/August in der Gegenwart
Inhalt und Beurteilung
Der Krimi beginnt mit der Schilderung einer aufregenden Verfolgungsjagd durch das nächtliche Tunnelsystem der Londoner U-Bahn. Laurie Bateman wird von zwei Männern verfolgt, die ihr offenbar etwas abnehmen möchten. Ab dem folgenden Kapitel, dessen Handlung sechs Tage vorher einsetzt, wird erklärt, was es mit dieser Szene auf sich hat. Laurie wurde auf der Fahrt zur Arbeit Zeugin, wie ein älterer Mann vor eine U-Bahn stürzt und ums Leben kommt. Bei der Polizei ist man der Meinung, der Mann habe Selbstmord begangen, Laurie ist jedoch überzeugt, es sei ein Unfall gewesen. Sie erinnert sich daran, dass der Verstorbene etwas – möglicherweise einen Schlüssel – in der Hand hielt und ist von der Idee besessen, diesen Gegenstand zu bergen, da sie mehr über den Tod des sympathischen Herrn herausfinden möchte. Gemeinsam mit ihrem neuen Freund Paul bricht sie nachts ins Tunnelsystem der U-Bahn ein und macht sich auf die Suche. Doch sie ist nicht die Einzige, die sich für den verlorenen Gegenstand interessiert und muss plötzlich um ihr Leben fürchten…
Dieser Krimi strotzt vor unglaubwürdigen Ereignissen. Die Protagonistin ist besessen von der Idee, die Todesumstände eines Unbekannten zu ergründen, obwohl sie selbst von einem Unfall ausgeht. Als sie bemerkt, dass sie mit ihren „Privatermittlungen“ offenbar unangenehme Zeitgenossen aufgescheucht hat und der Tod des älteren Mannes möglicherweise doch kein Unfall war, wendet sie sich mit ihren Eindrücken nicht etwa an die Polizei, sondern zieht auch noch ihren verwitweten Vater und ihre Cousine, mit der sie in London die Wohnung teilt, in den Fall hinein, womit sie diese und sich selbst in Lebensgefahr bringt. Die Charakterisierung der Romanfiguren ist detailliert ausgearbeitet, Laurie ist jedoch von unübertroffener Dummheit, Naivität und Impulsivität, was den Blutdruck des Lesers in die Höhe treibt. Ihre Cousine Jess und ihr Vater sind wesentlich intelligenter und reflektierter, auch ihr Verhalten hält der Realität allerdings nicht stand. Der eigentliche Kriminalfall ist gut konstruiert, die Umsetzung lässt in ihrer Realitätsferne zu wünschen übrig. Immerhin ist der Erzählstil anschaulich und spannend, sodass man sich, wenn man keine hohen Ansprüche stellt, leicht unterhalten lassen kann.
Fazit
Spannende, aber wenig glaubwürdige Handlung mit einer strunzdummen Protagonistin – kann man lesen, muss man nicht!
4 Punkte