"Christentum, Katholizismus, Kirche"

  • Iris
    Wenn Gott "nur" der Zielpunkt, also unser Streben nach Sinn, Vollkommenheit, etc. etc. ist, sind wir Deiner Meinung nach dann allein gelassen bzw. uns selbst überlassen auf dem Weg zu IHM?
    Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir im Dunkeln umhertappen und ER halt einfach mal abwartet, wer am Schluß alles ankommt.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von columbo
    Wenn man sich nur weit genug im Raumschiff der Wissenschaft und Erkenntnis von Religion und Glaube fortbewegt, kommt man von hinten wieder ganz nah an diese Themen ran. Halt von einer ganz anderen Seite ....


    Das kommt mir verdammt bekannt vor, Inspektor! Bei mir war es einerseits die Kosmologie und ein fatales Interesse für völlig unverstädnliches Zeug aus der theoretischen Physik (Relativitätstheorie, Thermodynamik, Quantenphysik, Superstrings, Quantengravitation ...), andererseits Allgemeine Wissenschaftstheorie (Realismus, Positivismus, Falsifikationismus, Pragmatismus, Konstruktivismus ...) und vor allem die Systemtheorie, der Emmentaler unter den Wissenschaftstheorien ... :lache


    Aber ich kann zur Not auch Nägel in die Wand hauen, Küchengeräte und Computer installieren, Siphons reinigen, staubsaugen, waschen -- bloß Handarbeiten sind nicht meines!


    Zitat

    Original von Doc als Gast
    Wenn Gott "nur" der Zielpunkt, also unser Streben nach Sinn, Vollkommenheit, etc. etc. ist, sind wir Deiner Meinung nach dann allein gelassen bzw. uns selbst überlassen auf dem Weg zu IHM?
    Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir im Dunkeln umhertappen und ER halt einfach mal abwartet, wer am Schluß alles ankommt.


    Bernd du mutierst zum Protestanten! :wow


    :lache


    Ich sprach vom Weg der Religion im Zusammenhang mit Columbos Frage -- das ist nur ein einziger Aspekt vor Theologie und Religion.


    Aber in einem magst du recht haben: Ich glaube nicht -- wohlgemerkt: ohne dir diese Vorstellung zu unterstellen!!! aber sie ist verbreitet, vor allem bei Atheisten :grin -- an einen großen Strippenzieher, einen alten Mann, der den lieben Kindlein übers Köpflein streichelt und nachts alle Betten kontrolliert. :grin Ich finde diese menschengestaltige Gottesvorstellung zu winzig und spießig für den Schöpfer eines Universums.
    Wie soll man etwas erklären, daß unser Verständnis so weit übersteigt, daß man bei jeder Erklärung nur einen einzigen verschwindend winzigen Bruchteil des Ganzen berücksichtigen kann, etwas was erste Ursache und letztes Ziel und erhaltende "Kraft" des gesamten Universums als Ganzes und in jedem seiner Teile ist?


    Wenn dir ein Physiker das Universum, wie es seiner Vorstellung nach beschaffen ist, erklären soll, kann er das auch nur Aspekt für Aspekt und wird tagelang abendfüllende Gespräche mit dir führen. :-)


    Da ich nicht Gott bin und auch nicht erleuchtet, kann ich dir nicht erklären, was (für mich) Gott ist und warum es überhaupt kein Widerspruch ist, daß das sowohl Ursprung als auch Ziel und zugleich in allem und jedem (und damit auch im "Fahrer" und allen "Insassen" des "Autos") gegenwärtige Essenz ist. Aber das es so ist, davon gehe ich aus. :-(

  • Ich setze mal zwischendurch mit meinem Raumschiff ganz sanft in Themennähe auf der Erde auf ..... :-]


    Ihr dürft bei euren herzensoffenen, in vielen Bereichen ja sehr nachvollziehbaren Interpretationen "eurer" Glaubenswege nicht den Fehler begehen und sie auf die Amtskirche übertragen. Sprich: Man darf sich Ratzinger und seinen theologischen Ansatz nicht "schön lesen". Die katholische Kirche hat einen klaren Leit-Anspruch. Weder Ratzinger noch sein Vorgänger leben im Gefühl, andere Glaubensansätze oder neue Wege in der Römisch-Katholischen Kirche selbst seien GLEICHBERECHTIGT. Den wahren Weg kennt nur die Kurie, letztlich der Papst. Daran kann die Kirche nicht rütteln. Daran darf die Kirche nicht rütteln, ohne ihren Kern aufzugeben. Befreiungstheologien sind beispielsweise eben ein IRRWEG. Man kann aus dieser Sicht mit anderen Glaubensrichtungen diskutieren. Aber eben nicht auf Augenhöhe. Vielen Glaubensrichtungen, sowohl christlichen, wie auch im Islam, ist ein solcher Alleinvertretungsanspruch immanent. Es gibt ein klares Gut und Böse in dieser Welt. Darüber muss man sich im Klaren sein. Und unter diesem Aspekt muss man auch Ratzinger lesen. Ob ich das gut oder schlecht finde, steht zunächst mal auf einem anderen Blatt. Aber sozusagen die eigene Toleranz und die selbstgebastelte, vielleicht ja sogar viel menschlichere Sicht des persönlichen Glaubens in die Exegese dieser Aussagen hineinzulegen und sie dadurch "weichzuspülen", ist irreführend. Ich denke, das sollte man auch so klar sagen.

  • Iris
    Ich, ein Protestant?? Gott bewahre. :-)


    Allerdings kommt mir der Werdegang über Kosmologie, Quanten, etc. etc. verdammt bekannt vor. Auch mal zu columbo wink.


    columbo
    Deine Anmerkungen zum Lesen von Ratzinger halte ich für sehr bemerkens- und bedenkenswert. So etwas gerät tatsächlich leicht in den Hintergrund, weil man wahrscheinlich immer irgendwie versucht sein eigenes Denken mit hineinzuinterpretieren. Wobei ich bei vielen Passagen schon froh wäre, wenn mein eigenes Denken nur die Hälfte von dem auch wirklich verstehen würde, was er da aufgeschrieben hat.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Wobei ich bei vielen Passagen schon froh wäre, wenn mein eigenes Denken nur die Hälfte von dem auch wirklich verstehen würde, was er da aufgeschrieben hat.



    :lache :lache ..... stimmt ..... geht mir aber häufig so (sag's nicht weiter) .... muss an mir liegen .....

  • Wirklich logisch zwingen ist die Argumentation auch nicht immer ... Manchmal ist es ihm wichtiger, Mythen aufrechtzuerhalten (z.B. die Märtyrerfrage) als sie zu hinterfragen, und sein Verständnis von den nicht-christlichen Religionen der Antike richtet sich nach den polemischen Schriften der Christlichen Apologie (Tertullian, Justin, Laktanz, Irenäus u.v.m.). Aber die sind historisch keineswegs zuverlässig ...


    Das sind Punkte, wie sie der Inspektor zu recht anspricht. :wave