Kazuo Ishiguro - Klara und die Sonne

  • Titel: Klara und die Sonne

    Autor: Kazuo Ishiguro

    Übersetzt aus dem Englischen von: Barbara Schaden

    Verlag: Blessing

    Erschienen: März 2021

    Seitenzahl: 352

    ISBN-10: 3896676938

    Preis: 24.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Klara ist eine künstliche Intelligenz, entwickelt, um Jugendlichen eine Gefährtin zu sein auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet sie genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Als sich ihr Wunsch endlich erfüllt und ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, muss sie jedoch bald feststellen, dass sie auf die Versprechen von Menschen nicht allzu viel geben sollte.


    Der Autor;

    Kazuo Ishiguro, 1954 in Nagasaki geboren, kam 1960 nach London, wo er später Englisch und Philosophie studierte. 1989 erhielt er für seinen Weltbestseller »Was vom Tage übrigblieb«, der von James Ivory verfilmt wurde, den Booker Prize. Kazuo Ishiguros Werk wurde bisher in 50 Sprachen übersetzt. Er erhielt 2017 den Nobelpreis für Literatur. Der Autor lebt in London.


    Meine Leseeindrücke:

    Dieser Roman lässt mich ein wenig nachdenklich zurück. Ist das wirklich alles was der Autor beschreibt eine Utopie die noch in weiter Ferne liegt, oder sind wir dieser Utopie schon näher als wir denken. Der Autor entwickelt ein Szenario das durchaus Hoffnung machen könnte – aber solche Szenarien bergen aber auch sehr große Gefahren in sich – weil auch gerade Menschen es missbräuchlich verwenden könnten. Und das werden die Menschen unter Garantie auch machen.

    Sehr gut gelungen ist dem Autor die Darstellung einer fiktiven Religiosität – die glücklicherweise ohne viel Brimborium daherkommt. Sie wird mit einer Sachlichkeit geschildert die den ganzen Roman durchzieht. Gerade diese Sachlichkeit verhindert das Abdriften in eine unpassende Emotionalität – wobei dieser Roman als andere als gefühllos ist.

    Ich habe dieses Buch mit nachdenklichem Genuss gelesen und mich angeregt unterhalten gefühlt. Manchmal muss man auch das eigentlich undenkbare so denken, dass es real wirkt.

    Ein sehr lesenswerter Roman der unterhält, der aber auch nachdenklich macht – oder nachdenklich machen sollte.


    ASIN/ISBN: 3896676938

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für deine Rezi:wave

    Ich habe das Buch gleich mal in der Bibliothek auf meine Liste gesetzt.


    Was ich bisher von Ishiguro gelesen habe, ließ mich meist nachdenklich zurück. Dieser Roman klingt sehr interessant für mich.

  • Meine Meinung

    "Klara und die Sonne" ist ein großartiges Buch!


    Wer Ishiguro liest, der muss an erster Stelle damit klarkommen, dass nicht alle Erklärungen geliefert werden. In diesem Roman erschafft der Autor eine fiktive Gesellschaft auf unserem Planeten, die auf der einen Seite der unseren ähnlich ist, auf der anderen Seite die technischen Möglichkeiten der Entwicklung der KI insofern ausgenutzt hat, dass Heranwachsenden Künstliche Freunde zur Seite gestellt wurden, die sie auf dem schwierigen Weg des Erwachsenwerdens begleiten und menschliche Kontakte zum großen Teil ersetzen. Sozialkompetens muss geübt werden und entsteht nicht länger aus dem stetigen Zusammensein mit Gleichaltrigen, mit allen Problemen, die daraus entstehen.

    Dieses Buch lässt viel Raum für eigene Interpretation und verlangt den Leser viel eigene Reflexion ab. Das muss man mögen. Ich mochte es sehr.


    Ich glaube, dass es so etwas wie die Natur des Menschen gibt, der im Grunde versucht zu überleben, und dass der Unterschied zwischen den machtmissbrauchenden Egoisten und den selbstlosen Hilfsbereiten nur in der unterschiedlichen Ausprägung des sozialen Gewissens, der Prägung durch Erziehung und Entwicklung von Werten in frühen Lebensjahren und der Fähigkeit, sich gegen die negativen Urinstinkte zu wehren besteht.


    Was ist Liebe? Und wer ist dazu fähig? Was macht uns als Menschen aus?

    Auf solche Fragen gibt Ishiguros Roman keine Antwort, aber er regt dazu an darüber nachzudenken.


    Von mir volle 10 Punkte

  • Klara und die Sonne ist ein emotional bewegendes Buch. Das liegt vor allen an der KF Klara, die als künstliche Intelligenz bei ihrem ersten Einsatz alles, insbesondere menschliches Sozialleben inklusive deren Störungen erst kennen lernt und da sie die Icherzählerin ist, sind wir Leser dicht an ihr dran.

    Der Roman zieht seine Stärke aus dieser Erzählperspektive.


    Klaras Auffassungsgabe ist gut, aber viele menschliche, irrationale Verhaltensweisen geben ihr Rätsel auf. Dennoch hat sie sehr viel Empathie.


    Schon der erste Abschnitt, als Klara noch im Geschäft steht und darauf hofft, gekauft zu werden, ist grandios. Auch die Passagen, in denen Klara sich in der Familie integriert sind stark. In der zweiten Romanhälfte lässt das Buch meiner Auffassung nach leicht nach. Aber auch da gibt es noch viele gute Momente. Und zum Ende zieht es noch einmal richtig an.


    Für mich wurde auch bei diesem Buch wieder klar, das Kazuo Ishiguro ein Literaturnobelpreisträger ist, der gut lesbar ist, dessen Texte dennoch existentielle Fragestellungen des Lebens enthalten.

  • Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, kann ich auch bestätigen, dass man merkt, dass der Autor herausragend schreiben kann.


    Das Buch, das aus der Sicht der künstlichen Intelligenz Klaras geschrieben wurde, hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Dennoch konnte und musste ich es oft zum Nachdenken beiseitelegen.

    Mir fällt es schwer, eine Rezension dazu zu schreiben.

    Was ich aber dazu sagen kann ist Folgendes:

    Beim Lesen tauchten viele Fragen in mir auf wie z.B.: Was ist das für eine Welt? Wie funktionieren diese Dinge oder wie funktioniert diese Gesellschaft? Warum leben die Menschen so? Warum gibt es so etwas wie eine Klara?

    Zunächst empfand ich es als etwas unbefriedigend, dass diese Fragen größtenteils nicht wirklich beantwortet wurden, aber im Nachhinein finde ich es nicht gar so schlimm. Ich empfinde das Buch als ein Buch, das mir die Tatsachen nicht vor die Füße legt, sondern es ist ein Buch, das in mir wirkt.

    Es wird eine Geschichte erzählt, ja. Sie ist spannend und auch beklemmend. Aber gleichzeitig empfand ich das Buch als impulsgebend, um u.a. über KI, was macht den Menschen aus, Spiritualität, Seele, Tod/Trauerbewältigung nachzudenken. Hier hat mich das Buch positiv überrascht.


    (10 von 10 Eulenpunkten)

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Ich habe bisher nur einen Roman von Kazuo Ishiguro gelesen und der gefiel mir richtig gut. Der Klappentext von „Klara und die Sonne“ klang nach einem besonderen Buch und genau das war es auch.


    Klara, ein KF – Künstlicher Freund – ist eine KI, die zu Beginn des Buches in einem Kaufhaus darauf wartet, dass ein Kind sie mitnimmt und als Freund ansieht. Irgendwann ist es soweit, Josie sieht Klara und es ist um sie geschehen. Nach einigem hin und her darf sie mitkommen. Erst ist Klara tatsächlich eine Freundin, aber dann wendet sich das Blatt.


    Was für eine komische Welt in der Klara und Josie leben. Ich habe nicht herausgefunden, wo das Buch genau spielt und auch nicht wann. Aber dass es in der Zukunft spielt, dazu in einer Zukunft, die wir nicht so wirklich erleben wollen, steht fest. Kinder sind in dieser Welt völlig auf sich allein gestellt, sie kennen kaum andere Kinder und wenn, nur aus dem Onlineunterricht. Die KFs übernehmen die vollständige Funktion eines Freundes, wobei sie natürlich weisungsgebunden sind und ihren Menschen niemals wiedersprechen.


    Klara allerdings ist ein wenig anders. Schon zu Beginn des Buches wird klar, dass sie mehr und etwas anders denkt als ihre künstlichen Gefährten. Sie scheint sogar auf eine Art empathisch zu sein. Ob das ein Fehler in der Produktion oder ob es gewollt ist, kommt ebenfalls nicht heraus. Klara ist ziemlich wissbegierig und das hat sie sehr menschlich gemacht. Da das Buch aus Klaras Sicht geschrieben ist, hatte ich als Leserin immer vollen Einblick in ihre Gedankenwelt, die ziemlich skurril, aber durchaus nachvollziehbar war.


    Ich hoffe, dass es niemals dazu kommt, dass Maschinen Menschen ersetzen werden, obwohl ich selber ein Faible für alles Fortschrittliche habe und gespannt bin, wie die Zukunft sich noch entwickelt. Denn eins steht fest, jede noch so empathisch daher kommende KI kann einfach nicht mit einem Menschen mithalten. Das hat mir dieses Buch klar gemacht.


    Ich würde das Buch nicht nur dem Sience Fiction zuordnen, sondern auch ein wenig in Dystopie gehen, denn die von Ishiguro gemalte Welt ist ziemlich trostlos und beherbergt eine Menge einsame Menschen.


    Da das Buch mich sehr gut unterhalten hat und ich jederzeit wissen wollte, wie es weiter geht, kann ich es dir uneingeschränkt empfehlen.