Titel: Mein Bruder heißt Jessica
Originaltitel : My Brother's Name is Jessica
Autor: John Boyne
Verlag: Fischer KJB
ISBN-10: 3737342199
empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Rückentext:
Sam Wavers großer Bruder, Jason, war immer für ihn da. Sam vergöttert Jason, der das Leben voll im Griff hat. Er ist nett, beliebt, supergut im Fußball, und die Mädchen stehen Schlange für ein Date. Doch eines Tages teilt er Sam und seinen Eltern mit, dass er schon seit langem mit einem Geheimnis kämpft. Ein Geheimnis, das bald die ganze Familie auseinanderzureißen droht. Seine Eltern wollen nichts davon wissen, und Sam versteht es einfach nicht. Wieso kann nicht einfach alles so sein wie früher? Und gibt es vielleicht etwas, das den Menschen, den Sam so vermisst, wieder zurückbringt?
Über den Autor (von Amazon):
John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er studierte Englische Literatur und Kreatives Schreiben und bekam bereits als Student erste Auszeichnungen. Nach zahlreichen Kurzgeschichten hat er inzwischen sieben Romane geschrieben, von denen bisher drei auf Deutsch veröffentlicht wurden. Sein 2006 erschienener und bereit kurz darauf erfolgreich verfilmter Roman ›Der Junge im gestreiften Pyjama‹ wurde in über 40 Sprachen übersetzt, mit zahlreichen nationalen wie internationalen Auszeichnungen und Preisen geehrt und hat weltweit über fünf Millionen Leser gefunden.
Meine Meinung:
Jason ist 17 Jahre alt, als er seinen Eltern und seinem vier Jahre jüngeren Bruder Sam erzählt, dass er sich als Junge falsch in seinem Körper fühlt und sich als ein Mädchen sieht.
Die Geschichte im Buch wird aus Sams Sicht erzählt, man kann als Leser also sehr schön miterleben und nachempfinden, wie verwirrt, hilflos und auch alleingelassen sich Sam fühlt und welche Angst er hat, seinen großen Bruder quasi zu verlieren. Man bekommt aber auch einen Einblick in die Welt der Eltern (vielleicht nicht so unbedingt ihre Gedanken und Gefühle, aber man kann diese anhand deren Verhaltens doch erahnen) und auch in Jasons Gefühlswelt.
Der Autor schildert die Situation aus meiner Sicht sehr empathisch und realistisch, auch wenn ich manche Dinge etwas überzogen und sehr klischeehaft fand. Die Idee, aus der Sicht eines "betroffenen Familienmitglieds" zu erzählen, finde ich sehr gut gewählt, denn es zeigt einfach mal auch eine andere Facette der Thematik und vernachlässigt dennoch die anderen Figuren, insbesondere Jason, überhaupt nicht. Seine eigene Hilflosigkeit und Traurigkeit (vor allem im Umgang mit den Eltern und ihrem Verhalten ihm gegenüber) ist genauso zu spüren wie seine Sehnsucht, sein wahres Ich leben zu dürfen. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, ist der Schreibstil ziemlich einfach, aber genau aus diesem Grund sehr ansprechend.
Ich finde, John Boyne ist hier ein schönes, einfühlsames Buch über ein keineswegs einfaches Thema gelungen und ich würde es uneingeschränkt weiterempfehlen.
Übrigens: Es gibt mehrere Szenen in diesem Buch, die ich sehr ergreifend finde, denn der Umgang der unterschiedlichen Personen mit Jasons Geständnis ist schon sehr interessant. Das nachfolgende ist jetzt nicht ein großer Spoiler für die Handlung, dennoch könnte es für künftige Leser schade sein, eine Szene schon zu kennen, daher "verstecke" ich sie quasi.
Jason ist der beste Spieler der Fußballmannschaft und kurz, nachdem die Gerüchteküche die Fahrt aufnimmt, besucht der Trainer der Mannschaft die Familie zuhause. Es ist schon absurd, amüsant und erfreulich zugleich, wie sich gerade dieser Fußballtrainer hinstellt und sagt, es ist ihm so ziemlich egal, wie sich Jason anzieht und ob er ein Er oder eine Sie ist, aber er könne unmöglich aus der Mannschaft aussteigen. Ein Fussballtrainer!
ASIN/ISBN: 3737342199 |