Christian Kracht - Eurotrash

  • Titel: Eurotrash

    Autor: Christian Kracht

    Verlag: Kiepenheuer und Witsch

    Erschienen: März 2021

    Seitenzahl: 224

    ISBN-10: 3462050834

    Preis; 22.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    »Also, ich musste wieder auf ein paar Tage nach Zürich. Es war ganz schrecklich. Aus Nervosität darüber hatte ich mich das gesamte verlängerte Wochenende über so unwohl gefühlt, dass ich unter starker Verstopfung litt. Dazu muss ich sagen, dass ich vor einem Vierteljahrhundert eine Geschichte geschrieben hatte, die ich aus irgendeinem Grund, der mir nun nicht mehr einfällt, ›Faserland‹ genannt hatte. Es endet in Zürich, sozusagen auf dem Zürichsee, relativ traumatisch.«


    Der Autor:

    In Saanen in der Schweiz wurde Christian Kracht am 29. Dezember 1966 geboren. Nach der Schule nahm er in den USA das Studium der Filmwissenschaften auf, arbeitete bei verschiedenen Presseerzeugnissen und begann dann zu reisen - durch Asien ebenso wie nach Schwarzafrika oder durch den Südpazifik. Er zählt zu den modernen deutschsprachigen Schriftstellern. Seine Werke sind in mehr als dreißig Sprachen übersetzt.


    Meine Leseeindrücke:

    Mich hat dieser Roman begeistert. Zynismus, gepaart mit wohldosierter Bösartigkeit, gewürzt mit herrlichem Sarkasmus – so würde ich dieses Leseerlebnis beschreiben.

    Christian Kracht kann es eben – was er ja auch schon mit seinen anderen Romanen hinreichend bewiesen hat. Es ist eben kein dümmliches „ChickLit-Kuschelbuch“ - es ist handfeste und wunderbar komponierte und zupackende zeitgenössische Literatur.

    Christian Kracht hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor – ein Spiegel in welchen unsere Gesellschaft gar nicht so gern hineinschauen möchte – aber es hilft eben nicht die Augen zu schließen oder wegzuschauen. Es gibt eben Dinge da muss man durch.,

    »Der moderne Schriftsteller Christian Kracht hat einen fabelhaften Dekonstruktionsroman geschrieben, in dem Leid und Spiel, Authentizität und Spiegelfechterei, Mystifikation und Aufklärung wunderbar ineinandergreifen. 'Eurotrash' ist ein Ereignis.« - Ijoma Mangold in der ZEIT.

    Dieses Urteil kann ich so nur unterschreiben.

    Ein sehr lesenswerter Roman von einem Autor den ich nicht nur wegen dieses Buches sehr schätze.


    ASIN/ISBN: 3462050834

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire

    kanntest Du „Faserland“ schon?

    Ja, habe ich gelesen. Aber das ist schon ziemlich lange her. Und wenn ich mich recht erinnere, dann war ich sehr angetan von dem Buch. Viellicht sollte ich es bald einmal wiederlesen.


    ASIN/ISBN: 3596185327

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Egal


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    Ein nicht mehr junger Mann namens Christian Kracht, der vor dreißig Jahren als Autor des Romans „Faserland“ eine gewisse Bekanntheit erreichte und seither zu den enfants terribles der westeuropäischen Kulturszene zählt, unternimmt mit seiner achtzig Jahre alten Mutter eine Reise durch die Schweiz. Die kurze, zähe und nicht sehr ereignisreiche Erzählung, deren Hauptfigur auf seltsame Weise der Taxifahrer zu sein scheint, der die beiden meistens chauffiert, besteht im Kern aus Dialogen zwischen Mutter und Sohn, aus Erinnerungen und aus Schweiz-Bashing. Die Dialoge sind insofern interessant, dass sich der Sohn darin generös als der Mutter unterlegen zeigt, der er Klugheit, Scharfblick und sogar parapsychische Eigenschaften zugesteht, während sich der erzählende Nachwuchs ganz im Understatement, sogar in der Selbstverleugnung sonnt. Die Erinnerungen reflektieren Kriegs- und Nachkriegsgeschichte – und insbesondere die Verflechtungen der eigenen, schwerreichen Familie in dieselbe. Es geht um Kunst und Kultur und Gewinnlerei, um Beziehungen, Status und Häuser überall auf der Welt. Ja, und dann ist da noch das Schweiz-Bashing. Das fällt in eine ähnliche Kategorie wie Karikaturen von Lothar Matthäus, hat also pleonastische Züge. Und über allem schwebt diese kluge, zwanghaft lässige, extrem punktuell kenntnisreiche, aber im Wortsinn asoziale, distanzierte und distanzierende, ich-erzählende Stimme, die es darauf anlegt, dass man ihr unaufhörlich nachhaltig in den Gesäßbereich treten möchte, wofür man durch die Lektüre aber zu ermüdet ist.


    Literarisch und erzählerisch ist „Eurotrash“ vollständig uninteressant, ganz und gar belanglos, versinkt in der larmoyanten Selbstreferenz, verweigert sich allem und gibt sich betont breteastonellisesk, aber die coole und deshalb umso mehr als absichtsvoll erkennbare Provokation verpufft darin. Dieses „Faserland II“ ist, wie fast alle Fortsetzungen und Sequels, Merchandising - für die noch nicht verstorbenen Fans des frühen Kracht, für diejenigen, die nach wie vor an das Phänomen „Popliteratur“ glauben, für ehemalige „Tempo“-Leser. Für alle anderen ist dieses im Wortsinn nichtssagende Büchlein höchstens dann unterhaltsam, wenn sich Kracht als Kehlmann ausgibt oder wenn der Taxifahrer aktiv wird, und sei es als potentieller Protokollant der Ereignisse. Beides geschieht jedoch lediglich homöopathisch.


    Das titelgebende Adjektiv fasst nicht nur zusammen, was dieses Buch in und mit mir ausgelöst hat, sondern auch, was, so unterstelle ich, im Autor vorging, als er es geschrieben hat, an einem Wochenende im Chalet. Dieses Urteil relativiert lediglich die Schlussszene, die beinahe Qualitäten hat.


    „Faserland“ war zu seiner Zeit eine Studie über Teile einer Generation, ein Puzzle, das eine Landkarte ohne Beschriftungen ergab, ein Versuch der Positionierung. „Eurotrash“ ist wie der abgenutzte Deckel des Kartons, in dem dieses Puzzle aufgehoben wird – unansehnlich, von geringer Bedeutung und eigentlich: Egal.