Megan Hunter - Die Harpyie

  • Titel: Die Harpyie

    Autorin: Megan Hunter

    Übersetzt aus dem Englischen von: Ebba D. Drolshagen

    Verlag: C.H. Beck

    Erschienen: März 2021

    Seitenzahl: 229

    ISBN-10: 3406766633

    Preis: 22.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Als Lucy erfährt, dass ihr Ehemann Jake sie betrügt, soll eine verhängnisvolle Abmachung die Ehe retten: Drei Mal darf Lucy Jake bestrafen. Wann und auf welche Weise, entscheidet sie. Ein gefährliches Spiel zwischen Rache und Vergebung entbrennt – und schließlich erwacht eine Seite in Lucy, die schon immer tief in ihr geschlummert hat.


    Die Autorin:

    Megan Hunter geboren 1984 in Manchester, lebt mit ihrer Familie in Cambridge. Ihr Debüt erschien 2017 bei C.H.Beck auf Deutsch, die Rechte wurden auf Anhieb in zehn Länder verkauft. Der Roman stand auf der Shortlist für den Novel of the Year bei den Books Are My Bag Awards und auf der Longlist für den Aspen Words Prize, war Finalist bei den Barnes and Noble Discover Awards und gewann den Foreword Reviews Editor’s Choice Award.


    Meine Leseeindrücke:

    „Die Harpyie ist eine sehr große, kräftig gebaute Greifvogelart. Die Art bewohnt die tropischen Wälder Mittel- und Südamerikas und ernährt sich dort vor allem von Faultieren und Affen.“ - Quelle: Wikipedia


    Geschichten einer Ehe, teilweise beklemmend, aber mehr oder weniger durchgehend pessimistisch. Kein Krimi, ein Roman in dem der Optimismus kaum einen Platz findet. Die Autorin beschreibt die Gefühle sehr authentisch und als Leser kommt man aber schnell in einen Zwiespalt. Verdient die Protagonistin Sympathie oder soll man sie verurteilen? Diese Frage muss jeder Leser für sich selbst beantworten. Meine Sympathie bekommt sie nur teilweise. Ganz hätte Lucy (die Protagonistin) sie bekommen, wenn sie einen klaren Weg gegangen wäre. Aber ihr Weg war unsicher, unstet und ihr Verhalten wankelmütig.

    Dieses Buch schildert das, was in der Welt täglich unzählige Male passiert. Untreue. Und nur weil man mit jemand anderem als der Ehepartnerin vögelt muss ja nicht auch Liebe dabei sein. Vögeln ist für viele einfach nur Sport, Sex ohne tieferes Gefühl.

    Und muss das alles immer gleich so hochhalten?

    Ein lesenswerter Roman – den ich aber wohl etwas anders beurteile als Frauen ihn beurteilen würden, denke ich jetzt mal. Nicht unbedingt das ultimative Buchhighlight – aber weitaus qualitativ besser als so manch andere Beziehungsroman.


    ASIN/ISBN: 3406766633

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mir hat das recht kurze Buch gut gefallen, ich hätte es auch eher bei zeitgenössischer Literatur eingeordnet, unter Belletristik erwartet man doch meist etwas anderes, eine Art Wohlfühlwelt, die es in "Die Harpyie" leider nicht gibt.


    Lucy und Jake führen ein Leben wie millionen andere mittelständische Paare auch - nur dass Lucy aus "schwierigen Verhältnissen" kommt und dies, wenn auch unterdrückt, nicht verarbeitet und schon gar nicht vergessen hat. Trotzdem hat sie eine vermeintlich glückliche Beziehung und zwei Kinder. Mit der Mutterrolle hat sie sich abgefunden, aber nicht gut arrangiert.


    Jake hat eine gute Freundin aus seiner Berufswelt, älter als er und Lucy, reicher, gesetzter, eleganter. Lucy beobachtet die Freundschaft und kann nichts auffälliges daran finden. Umso überraschter und verletzter ist sie, als sie von dem Betrug erfährt.

    Jake ist reumütig und bietet Lucy (ja, ER hatte die Idee) an, ihn dreimal zu bestrafen.

    Im Verlauf der Geschichte wird ganz und gar deutlich, warum sie Jake den Seitensprung zunächst nicht verzeihen kann, warum sie ihn (und wen in Wirklichkeit) dann tatsächlich bestraft, denn für sie ist es nicht nur Sex mit einer anderen, sondern Verrat.

    Ich glaube, Frauen empfinden das tatsächlich häufiger so als Männer. Ich kann es jedenfalls nachvollziehen, konnte mich in manchen Schlieren aus Lucys Persönlichkeit sogar teilweise wiederfinden.

    Für mich war der Spannungsbogen jedenfalls ziemlich groß.


    Man überlegt ja immer, wem würde ich dieses Buch empfehlen? Und da fallen mir ganz klar Leser von Han Kang ein.


    8 Punkte für "Die Harpyie".

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Mir hat das recht kurze Buch gut gefallen, ich hätte es auch eher bei zeitgenössischer Literatur eingeordnet, unter Belletristik erwartet man doch meist etwas anderes, eine Art Wohlfühlwelt, die es in "Die Harpyie" leider nicht gibt.

    Im Bedarfsfall kann ich das Buch gerne nach Zeitgenössisch verschieben.

    Die Entscheidung darüber liegt aber natürlich bei Voltaire.

  • Im Bedarfsfall kann ich das Buch gerne nach Zeitgenössisch verschieben.

    Die Entscheidung darüber liegt aber natürlich bei Voltaire.

    Mir ist es nicht so wichtig, wollte es nur erwähnen, damit keine falschen Vorstellungen entstehen - im zeitgenössischen Bereich findet man ja auch so manchen Beitrag, der da eigentlich nicht hingehört; jedenfalls wenn man Literatur und Belletristik unterscheiden möchte.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“