Fabian Neidhardt - Immer noch wach

  • Der 30-jährige Alexander Fink lebt glücklich mit seiner Freundin Lisa und hat sich zusammen mit seinem Freund Bene endlich den Traum vom eigenen Café erfüllt. Da erhält er die Diagnose "Magenkrebs", an der sein Vater vor langer Zeit leidend seinem Tod entgegensah. Darum beschließt er Abschied von seinem Leben und seinen Freunden zu nehmen und in ein Hospiz zu ziehen, ohne, dass seine Freunde ihn besuchen oder kontaktieren können. Dort lernt er neben anderen auch den sterbenden Kasper kennen. Nach einiger Zeit muss sich Alex damit abfinden, dass er doch noch Lebenszeit bekommen hat, denn er hat keinen Magenkrebs - eine Fehldiagnose. Er versucht daher die Wünsche von anderen verstorbenen Hospizbewohnern selbst zu leben.

    Das Cover des Buches ist passend und sehr gut gelungen.

    Der Schreibstil des Autors ist primär gut; Orte und Protagonisten werden ausgezeichnet dargestellt.

    Der sensible Gesprächston und die mitfühlende Herangehensweise an dieses schwierige, aber wichtige Thema ist dem Autor ebenfalls perfekt gelungen, sodass das Buch nicht nur durch sehr emotionale Szenen, sondern auch durch Humor zu überzeugen weiß. Dazu durfte der Autor auch 1 Woche in einem Hospiz mitarbeiten. Dies merkt man auch in seiner Schreibweise, wie ich gut beurteilen kann, da ich selbst in dieser "Branche" tätig bin. Und es ist auch in der Realität so, dass viele Bewohner noch Wünsche haben - einige kann man erfüllen, viele aber leider aufgrund des Allgemeinzustandes oft nicht mehr, da man oft auch erst sehr spät davon erfährt.

    Positiv hervorzuheben sind auch die relativ kurzen Kapitel (inkl. Unterkapiteln), die dazu führen, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte.

    Und doch gibt es doch auch Kritikpunkte. Dass das Buch nicht rein chronologisch aufgebaut und auf 2 Zeitebenen spielt, ist bzw. wäre ja hervorragend. Allerdings wird in dem Buch sehr oft in der Zeit herumgesprungen. Vielleicht wäre es noch leichter gewesen, wenn eine Datumsangabe zu Beginn gestanden hätte, allerdings wäre ein chronologischer Aufbau des Buches (in 2 Zeitebenen) hier leichter zu lesen gewesen.

    Was mich auch etwas störte, war die feministische Form des Wortes Gastes "Gästin", das zwar grammatikalisch stimmt, aber eigentlich nicht sehr oft, v.a. in diesem Zusammenhang verwendet wird.

    Für ein Debüt-Buch allerdings ist es trotzdem gut gelungen.

    Fazit: Tolle Geschichte mit wichtigem Thema sensibel, aber auch humorvoll verarbeitet. 4,5 von 5 Sternen


    ASIN/ISBN: 3709981182

  • Immer noch wach - Fabian Neidhardt


    Haymon Verlag, 2021

    268 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Alex ist gerade 30 geworden, hat mit seinem besten Freund ein Café eröffnet, plant die Zukunft mit seiner Freundin Lisa. Und jetzt muss er sterben. Die Diagnose verändert alles, und Alex trifft eine überraschende Entscheidung: Er will die verbleibende Zeit auskosten, sich dann verabschieden und in ein Hospiz gehen.

    Er schreibt eine Liste, steht vor der großen Frage, was wirklich wichtig ist, wenn die Lebenszeit abläuft. Mit wem möchte er seine letzten Tage verbringen? Was noch klären? Und was macht ihn eigentlich glücklich?

    Sein bester Freund Bene und seine Freundin Lisa sind zunächst gar nicht einverstanden mit Alex’ Weg, möchten lieber bis zum Schluss beim ihm bleiben. Trotzdem versuchen sie, möglichst viele dieser kleinen Alltagsmomente mit ihm zu erleben, die plötzlich so kostbar sind – bis er sein Leben hinter sich lässt und sich auf den Weg macht an den Ort, an dem er sterben möchte.


    Über den Autor:

    1986 als erster von vieren in eine polnisch-italienische Familie geboren, lebt in Stuttgart. Nach dem Volontariat beim Radio studierte er Sprechkunst und Kommunikationspädagogik an der staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart und Literarisches Schreiben am Literaturinstitut Hildesheim. Bis Mai 2019 absolvierte er die Ausbildung zum Storyliner bei der UFA Serienschule in Potsdam. 2020 ist er Stipendiat des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.


    Mein Eindruck:

    Immer noch wach ist ein meiner Meinung nach sehr interessanter Roman mit relevantem Thema.

    Der 30jährige Alex hat die Diagnose Magenkrebs und damit den Tod vor Augen. Er geht in ein Hospiz zum sterben, lernt dabei ein paar der anderen Patienten gut kennen. Auch die sterbenden haben noch Träume und Wünsche.

    Der Autor recherchierte viel und hat selbst in einem Hospiz gearbeitet, wenn auch nur für eine Woche. Seine Beschreibungen halte ich für glaubwürdig und vor allen lernt man Alex Gefühlsleben gut kennen.


    Das letzte Romandrittel ist für mich weniger überzeugend, dennoch halte ich den Roman insgesamt für sehr lebenswert und die Hoffnung die der der Text ausstrahlt, erscheint mir wichtig. Das Buch handelt vom Tod, dennoch ist es kein düsteres Werk.



    ASIN/ISBN: 3709981182