Frank Witzel - Inniger Schiffbruch

  • Titel: Inniger Schiffbruch

    Autor: Frank Witzel

    Verlag: Matthes und Seitz

    Erschienen: Februar 2020

    Seitenzahl: 360

    ISBN-10: 3957578388

    Preis: 25.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Die Beschäftigung mit dem Nachlass seines verstorbenen Vaters ruft im Erzähler von Frank Witzels autobiografischem Roman Erinnerungen an eine Kindheit wach, in der das Fernsehen den Vorabend erfindet. Eine Kindheit voller Disziplinierungsmaßnahmen wie Hausarrest, Tonband- und Fernsehverbot, in der die Eltern ihrem Kind unwissentlich den Schrecken der einst selbst erlittenen Trennung als unentwegte Drohung weitergeben. Eine Kindheit, in der ein Sonntag klar strukturiert, die Kittelschürze für die Hausfrau unabdingbar und die von Erwachsenen erdachte Mondfahrt Peterchens ein Horrorszenario ist wie das der Mainzer Fastnacht.


    Der Autor:

    Frank Witzel veröffentlichte seit seinem ersten Lyrikband 1978 mehr als ein DutzendBücher, u. a. die Romane Bluemoon Baby (2001/2017), Vondenloh (2008/2018) und Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969, für den er den Deutschen Buchpreis 2015 erhielt. Für das gleichnamige Hörspiel gewann er den Deutschen Hörspielpreis 2017. Für seinen Roman Direkt danach und kurz davor war er für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017 nominiert. Im selben Jahr erhielt er die Poetikdozentur der Universität Heidelberg und 2018 die Poetikdozentur der Universität Tübingen.


    Meine Leseeindrücke:

    Die Beschreibung dieses Buches verdient Superlative. Ein autobiographischer Roman der Spitzenklasse, ein Buch welches ich kaum aus der Hand zu legen vermochte. Stilistisch hervorragend. Witzel ist auch immer bemüht den Blick über den Tellerrand zu richten, Entwicklungen richtig einzuordnen.

    Irgendwo habe ich gelesen, dieses Buch sei langatmig. Dummes Zeug! Wenn heute eine Sache keine schnellen Schnitte hat, wenn der Autor sich Zeit lässt – wobei es sich um die notwendige Zeit handelt – dann ist das alles andere als langatmig. Gerade Hektik hat in einem solchen Buch nichts verloren. Würde das Erzähltempo angezogen werden, gingen mit großer Wahrscheinlichkeit viele Dinge verloren.

    Auf dem hinteren Buchdeckel ist zu lesen:

    „Was geschieht, wenn die Eltern sterben? Wenn das Haus aufgelöst werden muss? Wenn die Briefe, Aufzeichnungen und Fotos aus dem Nachlass ein neues Licht auf Vater und Mutter, auf die eigene Kindheit werfen?“

    Fragen die ich mir übrigens auch schon gestellt habe.

    Eltern begleiten uns auch noch nach ihrem Tod – nur eben auf eine andere, als die bekannte Art und Weise.

    Ein sehr lesenswertes Buch, welchem ich sehr viele Leser wünsche. Aber das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben – ins unserer meist nur sehr oberflächlichen Welt.


    ASIN/ISBN: 3957578388

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Dieses Buch habe ich ebenfalls mit Interesse gelesen. Manchen Passagen sind aber auch an mir vorbeigegangen, wie ich zugeben muss. Es ist kein ganz einfaches Buch. Umso mehr bewundere ich die vielen Verweise und Anspielungen aus der Literatur, Philosophie und Psychotherapie. Daraus ergeben sich gute Sprachbilder. Frank Witzel ist ein sehr kluger Autor.