'Unter ihren Augen' - Seiten 242 -323

  • Von allen Seiten gibt es Probleme. Erwin bandelt mit Else an, was ich absolut verstehe, sie ist ein Vulkan gegenüber Lotte, die hauptsächlich für ihre Schule brennt. Die andere Leidenschaft unterdrückt sie bis jetzt erfolgreich.

    Das einzige was die beiden verbindet und was die Ehe am Laufen hält ist ihre gemeinsame Arbeit. Ohne sie hätte Erwin schon lange andere Wege gesucht. Denn Lotte würde die wenigen Stunden in seinen Armen nicht vermissen.

    Dorothea und Berta machen sich Sorgen um ihre Alibilieben. Einer ist ja schon ausgewandert. Der andere hofft,

    irgendwie durch zu kommen wie so viel Juden.

    Die Brosche macht sich selbstständig und wird mehr und mehr zum Problem, an Lottes Geburtstag wird sie gerade noch von Else gerettet.

    Ach, ihre Mutter hat Arbeit, ich vermute mal ,sie ist der Partei beigetreten und hat deshalb Protektion. Erwin, ob seine kommunistische Neigung so unbeobachtet geblieben ist?


    Egal, tut mir leid, dass ich momentan keine Geistesblitze habe. Und den Inhalt nicht so würdigen kann wie ich mit das wünschen würde. Ich muss Koffer packen.

  • Ach, ihre Mutter hat Arbeit, ich vermute mal ,sie ist der Partei beigetreten und hat deshalb Protektion.

    Hier hätte ich mal ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter spannend gefunden.


    Weil mein erster Füller ein Pelikano war, habe ich mir die Firmengeschichte gesucht - interessant!

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Berta kann es nicht lassen und würgt Lotte wieder eins rein. Die Sache mit den Bildern fand ich sehr daneben.


    Davon abgesehen wird es immer ungemütlicher für alle, die nicht einer Meinung mit den Herrschenden sind.

    Erwin und Else, das hatte sich ja abgezeichnet. Ich bin mir nicht mal sicher, ob Lotte wirklich dagegen wäre, hält es ihr doch Erwin vom Leib. Solange keiner drauf besteht die Ehe zu beenden, wäre das doch eine passende Menage à trois

  • Ich fürchte, dass sich Lotte trotzdem von beiden betrogen fühlen wird, wenn sie es erfährt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


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  • Ich bin auch gerade bei Kapitel 38 und stolpere darüber, dass der yzeppelin in Hannover auch über Wormland fliegt. Wenn das das Bekleidungsgeachäft ist, das wurde laut Wikipedia erst 1935 gegründet und zog 1939 in die Karmarschstraße beim Kröpke. Künstlerische Freiheit oder Fehler Dorit David ?


    Das Roger Deutschland verlässt, lässt Berta nicht kalt, war er doch mehr als nur ein Alibi für sie, die beiden haben sich ja sehr gut verstanden. Nun wird Dorothea die wichtigste und vielleicht einzige Freundin für sie.

  • Rogers Brief finde ich sehr berührend. Und auch Berta reagiert wehmütig. Aber nun wird auch deutlich, wie sehr sie an ihrer Schule hängt, wie wichtig sie ihr ist. "Mein Herz ist die Schule, und ganz gleich, was geschieht, ich kann nur dort sein, wo es schlägt." Berta wird also nicht ins Exil gehen. Im Gegensatz zu vielen Freunden.


    Ich bin gespannt, wie Lotte reagieren wird, wenn sie hinter die Affäre zwischen Erwin und Else Marie kommt. Oder ist sie vielleicht froh darüber, weil ihr das Erwin vom Leib hält und duldet oder begrüßt es sogar? Das kann ich im Moment noch nicht einschätzen.


    Inzwischen neigt sich meine Sympathie eher Berta zu, auch wenn die Aktion mit den Bildern ziemlich daneben ist. Lotte wird mir zu kleinlich-hasserfüllt, ihre Abneigung kann ich nicht mehr wirklich nachvollziehen. Ist es denn immer noch der Groll über die damalige Zurückweisung oder ist es inzwischen ein Selbstläufer geworden?

  • Meiner war ein grüner Geha-Füller. ^^

    Ich hatte als erstes auch einen Geha.



    Inzwischen neigt sich meine Sympathie eher Berta zu, auch wenn die Aktion mit den Bildern ziemlich daneben ist. Lotte wird mir zu kleinlich-hasserfüllt, ihre Abneigung kann ich nicht mehr wirklich nachvollziehen. Ist es denn immer noch der Groll über die damalige Zurückweisung oder ist es inzwischen ein Selbstläufer geworden?

    Ich hatte oft das Gefühl, Lotte kann einfach nicht los lassen. Andererseits, jedes Mal, wenn etwas zeit vergangen und Lotte zur Ruhe kam mit ihrer Eifersucht und dem Trauma der Zurückweisung, kam wieder was von Berta, das sie erneut zwang, zu reagieren. Wie ein Tischtennisspiel, in dem der Ball auch immer hin und her geworfen wird. Keine kann Ruhe geben, und wenn es eine tut, wird das von der anderen Seite her nicht akzeptiert.

  • Dieser Abschnitt hat mich gefesselt, die Bedrohung kommt näher und näher und viele Freunde und Bekannte sind schon ausgewandert.

    Gleichzeitig ging mir das Gezicke zwischen Lotte und Bertha auf die Nerven. Besonders Lotte finde ich dabei einfach nur anstrengend.

    Und dann lässt sie Käthe auch noch diesen anonymen Brief schreiben...

    Und diese Brosche ist immer noch ein Thema.


    In Hannover kenne ich nur den Bahnhof und die Messe (und selbst das ist schon Ewigkeiten her), umso mehr habe ich mich über die Erwähnung von unserer Nachbarstadt Esslingen und über die Ritter Sport Schokolade gefreut. :lache


    Die Hunde-Beerdigung fand ich sehr skurril.


    Erwin finde ich viel sympathischer als ich zu Beginn des Buches erwartet hatte. :lache Da war ich wohl von Lottes Sichtweise beeinflusst...

    Ich bin gespannt, wie Lotte reagiert, wenn sie von Erwin und Else erfährt...


    Ich hatte einen Pelikan-Füller.

  • In diesem Teil fand ich vor allem interessant zu beobachten, wie die einzelnen Personen sich gegen die Übernahme der Gesellschaft durch die Nazis wehren (oder eben nicht). Die Weltwirschaftskrise beginnt im Oktober 29 und bereitet den Boden für eine Radikalisierung.

    - Der Künstler Roger geht bereits im Herbst 31 ins Exil nach Frankreich. Und nimmt damit Berta auch einen gewissen Schutz.
    - Berta und Dorothea stecken bzgl. der Politik ihren Kopf in den Sand. Schule und Konfrontation mit Lotte innerhalb der GEDOK scheinen wichtiger zu sein.
    - Bernhard ist als Jude nicht in der Lage sich zu wehren und ist damit auch kein Schutz mehr vor Dorothea. Dass Dorothea umgekehrt ein Schutz für Bernhard sein könnte, die Idee kommt ganz kurz auf, ihr wird aber nicht weiter nachgegangen (Warum nicht?!!!)
    - Lotte steckt wie Berta und Dorothea ebenfalls bzgl. der Politik ihren Kopf in den Sand. Schule und Konfrontation mit Berta scheinen auch für sie wichtiger zu sein. Auch als Else davon erzählt, dass Artjom wegen der Lage bei ihrem Vater wohnt, kommt sie nicht auf die Idee zu helfen. Es sind Juden die Juden helfen.
    - Lottes Mutter scheint mit drin zu stecken im braunen Dreck.
    - Erwin ist bei der KPD. Diese bekämpft zu diesem Zeitpunkt die SPD unter dem Begriff Sozialfaschismus (was im Buch für mich so nicht deutlich wurde, vielleicht ist es mir auch entgangen, aber ich google auch ein bisschen nebenher...) und verhindert so ein Bündnis dieser Kräfte gegen die NSDAP (in gewisser Weise ähnlich wie Berta und Lotte, die nicht an einem Strang ziehen können). Vor der Reichstagswahl 32 gab es einen dringenden, von Künstlern und Wissenschaftlern (z.B. Albert Einstein) unterschriebenen Appell des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes der dazu aufrief, dass SPD und KPD für diese Wahl sich gemeinsam gegen den Faschismus aufstellen: Dringender Appell (Es sind nur wenig Unterschriften). Der blieb allerdings folgenlos. Die republikfeindliche KPD lehnte die parlamentarische Demokratie ab. Die NSDAP profitierte von der Radikalisierung aber deutlich mehr als die KPD.

    Mein Herz in diesem Buch schlägt weiterhin für Else. Die mir ja schon immer sympathisch ist.
    Wenn Lotte über Redefett redet, ist das aus meiner Sicht immer eine Aussage über Lotte, nicht über Else.
    Else ist weltoffen, tolerant und vor allem sehr mit sich selbst im Reinen. Mit Menschen wie Else würde es viele der Probleme in diesem Buch nicht geben.
    Und Else stemmt sich mit ihrem Theaterprojekt wenigstens ein bisschen gegen die NSDAP.

    Allerdings ist das jetzige Verhältnis zwischen ihr und Erwin schwierig. Es belastet sie (und entlastet Lotte). Mal sehen, wie sich das entwickelt.

    Und es gibt natürlich noch die geheimnisvolle Irma Dorn.

    Was mir beim Lesen und beim Googlen der geschichtlichen Hintergründe bewusst wird, wie schnell es dann letztendlich doch gekippt ist. Gut, die Weltwirtschaftskrise kochte schon 2 Jahre vor sich hin, als die NSDAP Juli 32 die stärkste Partei wurde. Bei der Wahl November 32 verlor die NSDAP wieder etwas an Boden und die politische Linke - SPD und KPD - waren stärker als die NSDAP, wegen ihrer großen DIfferenzen (u.a. der Sozialfaschismus-Vorwurf) hatte das aber keine Bedeutung. Am 30. Januar 33 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt und die Verfolgung politisch Andersdenkender setzte ein.

    Ich bin gespannt, wo die Brosche abgeblieben ist...

  • Geha oder Pelikan war damals ja fast eine Weltanschauung. :grin


    Die Begegnung von Aenne Heise mit dem Mädchen Walde Huth fand ich süß, ich musste den Namen gleich mal nachschlagen, aus ihr ist tatsächlich eine Fotografin geworden. Sie hatteauch Recht damit, dass man irgendwann unter Wasser fotografieren kann.

    Hanomag ist den Hannoveranern natürlich auch ein Begriff, ein sehr großes Fabrikgelände, das neben Continental zu den größten Industriebetrieben in Hannover gehörte.


    Außerdem erfahren wir etwas über die Rittersport-Schokolade. Faszinierend, wie lange es due schon gibt.


    Else und Aenne sind die beiden Figuren, die mir am besten gefallen. Else hat sich gewandelt und ist Lotte eigentlich eine gute Freundin und vor allem ein Gegengewicht zu ihr mit ihrer handfesten Art. Aenne dagegen gibt nicht auf, Lotte zu zeigen, dass sie auf Aennes Seite gehört, aber ohne sie zu bedrängen. Das Gespräch zwischen Else und Aenne im Kapitel 39 fand ich treffend: „Wir beide wissen also, dass Lotte nicht weiß, was sie eigentlich wissen müsste. Diese Frau ist ein einziges Neinerlei“. Lotte fragt Aenne zwar, ob diese lesbisch ist, doch eine weiterführende Diskussion wird wieder abgebrochen. Lotte ist prüde, meint Else. Doch sie verleugnet sich selbst und ich bin gespannt, ob sie es jemals zulassen wird.

    Zwei Tage Schulausfall wegen der Beerdigung des treuen Hundes. Dorothea trauert sehr, während Berta kühl bleibt, fast gefühllos. Zwei Terrierwelpen sollen sie trösten. Der Ausspruch, Dorothea fühle sich „menschensatt“ gefällt mir sehr.


    Auch die Schilderungen , wie die Zeiten brauner werden, fand ich gut. Die Bedrohung kommt näher, doch wird sie damit abgetan, dass das nicht lange dauern wird. Dagegen gibt es reale Konsequenzen, wie die „Reisen“ der Lessings oder auch die Absetzung des Arztes an der Klinik, ich verstehe nicht, dass die Leute das nicht ernster genommen haben.


    Ich habe noch Kapitel 45 -55 vor mir, wollte aber schon mal schreiben, damit ich nicht die Hälfte vergesse.

  • Zitat

    Wenn das das Bekleidungsgeachäft ist, das wurde laut Wikipedia erst 1935 gegründet und zog 1939 in die Karmarschstraße beim Kröpke.

    geli73 Meine Recherche bezog sich auf einen Zeitungsartikel der HAZ über diese Zeit. Allerdings lege ich auch nicht für die Zeitung meine Hand ins Feuer 😂😂 aber meistens speisen sich die Infos aus, oder beziehungsweise, beruhen auf Unterlagen des historische Museums. Es kann natürlich auch sein, dass bei Wikipedia ein Fehler vorliegt. Müsste man im Ernstfall noch mal nachrecherchieren... könnte man aber im negativen Fall in der PrintVersion leider nicht mehr ändern.🤨

  • Auch die Schilderungen , wie die Zeiten brauner werden, fand ich gut. Die Bedrohung kommt näher, doch wird sie damit abgetan, dass das nicht lange dauern wird. Dagegen gibt es reale Konsequenzen, wie die „Reisen“ der Lessings oder auch die Absetzung des Arztes an der Klinik, ich verstehe nicht, dass die Leute das nicht ernster genommen haben.

    Also wenn ich sehe, wie ernst die Menschen heute die Bedrohung nehmen, wundert es mich nicht. Hier ein Attentat, da ein Brand, da eine Pöbelei, alles nicht so dramatisch. Will man es nicht wahr haben, oder hofft man, dass es von selbst aufhört? Es hieß ja damals auch, das ist nur am Anfang so, wenn sie erstmal Fuß gefasst haben, ist das alles vorbei? :nono

  • Der Unterschied zu heute ist, denke ich, dass die meisten Menschen von dem parlamentarischen Chaos im Reichstag enttäuscht waren und keine hohe Meinung von der Demokratie hatten. Viele sehnten sich nach einfachen Lösungen, klaren Aussagen und einem starken Mann, der die Ordnung wieder herstellt (wie in einem idealisierten Kaiserreich). Meinungsvielfalt und Lebensfreiheiten wurden eher als Bedrohung für die schlichten Leute gesehen, die einfach ihre gewohnte Ruhe wieder haben wollten.


    Das Gedicht der naiven Käthe auf Seite 316 gibt die Stimmung ganz gut wieder. Da wird das perverse Morden eines Haarmanns mit leidenschaftlichen Gelüsten, die nicht der Norm entsprachen, gleichgesetzt und auf erbliche Verkommenheit zurückgeführt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Ich denke, wir sind durch das, was damals geschah gewarnt, es nicht wieder so weit kommen zu lassen. Damals konnte man sich schlichtweg nicht vorstellen, was da noch alles kommen sollte. Dazu kommt, dass unsere Demokratie mittlerweile einfach stärker eingeübt ist. Man kann nur hoffen, dass das ausreicht um solche Dinge auch wirklich zu verhindern.