Die Erfindung der Sprache von Anja Baumheier

  • Die Erfindung der Sprache, von Anja Baumheier


    Cover:

    Das Cover passt. Ein Leuchtturm, der immer wieder eine Rolle spielt, und ein dickes(Notiz-)Buch, denn so was trägt auch Adam immer mit sich herum


    Meine Meinung:

    Entweder wird dieses Buch ganz stark polarisieren, oder ich falle total aus dem Rahmen.

    Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, denn ich kenne das Buch „Kastanienjahre“ von der Autorin und das hat mir sehr gut gefallen.

    Hier bin ich jetzt total enttäuscht worden.

    Ich kann mit dem Buch eigentlich überhaupt nichts anfangen.

    Wirkte die Schreibweise am Anfang noch poetisch oder malerisch auf mich,

    Beispiele: „All das hatte sich wie explosionsgefährlicher Mehlstaub auf seine Nervenenden gelegt“ oder „Eine Träne desertierte aus dem Nussbraun seiner Augen“, fand ich es irgendwann nur noch nervig, übertrieben und unverständlich, es wurde einfach zu viel.

    Es wurden super viel Fremdwörter benützt, nur ein Beispiel. „allegorisch verzierte Lünetten“, oder es gab endlos lange Schlangensätze bei denen zig Worte aneinander gereiht wurde.

    Spätestens bei diesem Satz wollte ich das Buch am liebsten abbrechen: Die Soziolinguistik brachte Adam genau das näher, was andere sagten. Sie erfüllten ihn mit einer zwischenmenschlichen Wärme, dem Ansatz eines Verstehens, gekleidet in eine ihm verständliche Sprache, frei von Tropen, Gleichnissen, Vergleichen, Metaphern, Alliterationen, Chiasmen, Ellipsen, Hypallagen, Ironie, Periphrasen, Tautologien oder Zeugmata.“


    Der Inhalt der Geschichte: der etwas sonderbare (autistische? das wird nicht ganz klar) Adam macht sich auf die Suche nach seinem Vater(Hubert) der vor Jahren spurlos verschwunden ist und nun gibt es ein Zeichen dass er doch noch am Leben ist. Ist ja nicht schlecht und auch die Reise die Adam macht und was er alles erlebt ist irgendwo klasse und könnte evtl. auch total witzig aufgefasst werden (bei allem was ihm so widerfährt).

    Aber wie gesagt, die Schreibweise hat es mir dann total verleidet. Ich habe keine Zugang bekommen es wurde für mich immer zäher und zäher Auch die vielen Zeitsprünge die es gab und die nicht entsprechend gekennzeichnet waren haben mich nur total verwirrt.


    Das Ende bringt dann quasi ein Happy End für alle und eine einigermaßen plausible Erklärung für das Verschwinden von Hubert. Aber es konnte meinen gesamten Eindruck vom Buch auch nicht mehr verbessern.


    Für mich steht hier nicht die Geschichte die erzählt werden soll im Fokus. Sondern dies in einer möglichst komplizierten (vielleicht akademischen?) Sprache zu tun, viele Nebenbereiche mit einzubinden und so breit gefächert wie möglich zu sein. So kommt es mir auf jedenfalls vor. Für mich allerdings ein Fehlgriff.


    Autorin:

    Anja Baumheier wurde 1979 in Dresden geboren und hat ihre Kindheit in der DDR verbracht. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet als Lehrerin für Französisch und Spanisch an einer Berliner Schule


    Mein Fazit:

    Ich bin total enttäuscht, kann nichts mit dem Inhalt anfangen und kann deshalb hier auch nur ganz wohlwollend 2 Sterne vergeben.


    ASIN/ISBN: 3463000237

  • Wirkte die Schreibweise am Anfang noch poetisch oder malerisch auf mich,

    Es wurden super viel Fremdwörter benützt,

    oder es gab endlos lange Schlangensätze bei denen zig Worte aneinander gereiht wurde.

    Hm, für mich klingt das so, dass die Autorin das Thema Sprache auch in der Art, wie sie in diesem Buch geschrieben hat, zur Geltung bringen wollte.


    Ich bin neugierig auf das Buch. Ich warte mal ab, ob es das in meiner Bibliothek geben wird. Von dieser Autorin habe ich noch gar kein Buch gelesen.

    Danke, für die Rezension!

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Die Erfindung der Sprache

    Ein großer Roman über die Magie der Sprache, die Kraft der Gemeinschaft und eine ganz besondere Familie.


    "Mit dem Jungen läuft etwas nicht so, wie es soll." Das sagt man, als Adam erst mit zwei Jahren zu sprechen beginnt. Menschliche Beziehungen sind für ihn ein Mysterium, stattdessen schwärmt er für die Zahl Sieben. Beim Heranwachsen auf der ostfriesischen Heimatinsel wird er liebevoll von seiner Familie umsorgt, allen voran von seiner tschechischen Großmutter Leska und seinem Vater Hubert. Dieser richtet seinem Sohn im alten Leuchtturm einen Weltrückzugsort ein, der nur ihm gehört.

    Doch dann bricht die Katastrophe über den bilderbuchschönen Himmel von Platteoog herein: Kurz nach Adams 13. Geburtstag verschwindet sein Vater spurlos, seine Mutter verstummt unter der Last ihrer Trauer.

    Eines Tages und viele Jahre später, Adam ist Dozent für Sprachwissenschaften an einer Berliner Universität, fällt ihm ein Buch in die Hände: „Die Erfindung der Sprache“. Es enthält Hinweise auf seinen Vater - offenbar ist er auch aus dem Leben einer anderen Familie wortlos verschwunden. Adam begibt sich auf die Suche. Seine abenteuerliche Reise führt ihn quer durch Deutschland, nach Prag, in die Bretagne und bis ans Ende der Welt…


    Meine Meinung zur Autorin und Buch

    Es ist mein dritter Roman von Anja Baumheier, sie hatte mich schon mit Kastanien Jahre und Kranichland, sehr begeistert, auch in diesen beiden Büchern ging es um die Familie, den Zusammenhalt und die Gemeinschaft. Obwohl dieser Roman so ganz anders ist als ihre zwei Vorgänger, hat mich auch diese Geschichte sehr fasziniert, über diese sprichwörtliche ganz so anders und besondere Familie. Das Buch, die Erfindung der Sprache und Adam ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Sie versteht es ihre Leser ganz in den Bann ihrer Geschichte zuziehen. Ihr Schreibstil ist flüssig, sehr Bildlich und mitreißend. Ihre Protagonisten sind sehr real und Authentisch, so als wären sie aus Fleisch und Blut. Ich konnte mich sehr gut in die einzelnen Figuren und ihre Charaktere hineinversetzen.


    Sehr gut gefiel mir die Mutter Leska von Oda und Oma von Adam, eine Frau die nur so Wärme ausströmte, die ein großes Herz hat, ein Fels in der Brandung, der ihre Familie alles ist. Auch Ubbo, ihr Mann strömte immer eine Gelassenheit und Ruhe aus, ein sehr verlässlicher Mensch. Auch ich hätte mich gerne von Leska verwöhnen lassen, den Essen hält Leib und Seele zusammen. Ja, Adam ist auch ein ganz besonderer Mensch, es fängt schon in seiner Kindheit an, und es machte mir riesige Freude ihn zu begleiten. Er ist wirklich ein außergewöhnliches Kind, auch als Erwachsener, ich hatte den Eindruck er könnte ein Autist sein, genau wie die verrückte aber liebenswerte Zola. Was das ganze so spannend machte ist sein Vater Hubert Riese, der aus aus Bayern nach Ostfriesland auf die Insel Platteoog verschlägt, der nie über seine Vergangenheit sprach, und eines Tages spurlos verschwindet. Seine Mutter verfällt darauf in Stumme Trauer, Adam wird Sprachwissenschaftler. Eines Tages fällt Adam das Buch, „ Die Erfindung der Sprache „ in die Hände, das Hinweise auf seinen Vater enthält. Adam , der bei seiner Recherche auf Zola Hübner trifft, macht sich mit ihr auf die Suche nach seinem Vater. Es wird eine Abenteuerliche Reise, genauso Abenteuerlich wie Zola ist, mit ihrem alten Bulli machen sie sich auf die Suche. Quer durch ganz Deutschland, nach Prag , bis in die Bretagne, immer wieder wenn sie sich am Ziel glauben, stehen sie vor einem neuen Mysteriösen Rätsel. Ich war erstaunt wie Adam über sich hinaus wuchs, diese so ungewöhnliche Zola in sein Leben lies und sich mit ihr aufmachte seinen Vater zu finden.

    Eine sehr spannende und Abenteuerliche Geschichte, in die auch die ganze Bevölkerung der Insel mit eingebunden ist, und uns Zeigt was Zusammenhalt und für einander da sein bedeutet.

  • Anja Baumheier kann erzählen. Oh, und wie sie das kann. Sie spielt so kreativ mit der deutschen Sprache, mit Worten, dass dabei nicht nur ganz wundervolle Bilder gemalt werden, sondern auch ganz neue Worte entstehen. Das mag ich. Das hat mir gut gefallen. Weil Worte so viel ausdrücken und die Autorin einfach genau die richtigen wählt.

    Manchmal war mir das mit dem kreativen Erzählen aber auch etwas zu viel des Guten. Manchmal hätte ich mir etwas weniger Wortkunst gewünscht, etwas weniger Dramatik. Vor allem am Ende des Buches kommt ganz schön viel zusammen.

    Es ist erstaunlich, wie Anja Baumheier so viele Menschen und Schicksale zwischen zwei Buchdeckel packt. So viele Leben stecken in den Seiten dieses Buches. Ich habe eine ganz schön intensive Beziehung zu ihnen aufgebaut. Weil die Autorin so lebendig von ihren Leben erzählt. Von schönen, aber vor allem auch von nicht ganz so schönen Dingen. Irgendwie schwebt da immer etwas Düsteres über den Seiten, das man als Leser nicht ganz greifen kann. Bis dann alle Puzzleteile erlesen wurden, sie gedreht und gewendet werden und nach einigem Probieren ein Bild ergeben. Mit einem Leuchtturm, winkenden Charakteren und einer Insel in der Nordsee.

    Wenn ich könnte, würde ich dem Buch sieben von zehn Sternen geben. Einfach weil die Sieben so geradlinig und schön ist und in diesem Buch eine besondere Rolle spielt. Da das nicht geht, sind es vier Sterne von fünf. Und die Vorfreude auf das nächste Buch der Autorin.

  • Leuchttürme, Katzen und Familienbande


    Es wimmelt nur so von Sprachbildern, literarischen Anspielungen und Exzentrik in Anja Baumheiers Roman "Die Erfindung der Sprache", geschrieben mit einem großen Herz für Exzentriker (und Katzen) mit viel grüner Hoffnungsfarbe. Eine Familiengeschichte der anderen Art mit einem sympathischen Antihelden und zahlreichen skurril-sympathischen Figuren. Das fängt schon an mit der Familie von Adam Riese, des hochintelligenten, aber ein wenig weltfremden Sprachforschers, der mit der ganz normalen zwischenmenschlichen Kommunikation so seine Probleme hat.

    Denn Großvater Ubbo ist ein bergsteigerbegeisterter Ostfriese, der in der Heimat naturgemäß wenige Höhen vorfindet. Bei einer Reise ins böhmische Altvatergebirge lernt der gelernte Bäcker die backbegeisterte Leska kennen und lieben. Auf der fiktiven ostfriesischen Insel Platteoog, die einer ausgestreckte Katze ähnelt. Mit wenigen Einwohner, die alle ihre liebenswerten Macken haben, erinnert Platteoog ein wenig an Lummerland, wenn es statt zwei Bergen auch einen Leuchtturm gibt, der stark restaurierungsbedürftig ist - was wiederum Hubert Riese auf die Insel kommt. der sich ähnlich aprupt in Ubbos und Leskas Tochter Oda verliebt wie einst die beiden ineinander.

    Adam, lange Zeit einziges Kind der Insel, kommt zwar als Frühchen auf die Welt und weigert sich lange zu sprechen, sonst aber ist alles lange Zeit Friede, Freude, Eierkuchen auf Platteoog. Bis Hubert eines Tages beschließt, auf dem Jakobsweg zu pilgern, aber nie zurückkehrt. Die Inselpolizistin forscht bei der Guardia Civil nach, der Inseldoktor bei spanischen Krankenhäusern, die Gebete des Inselpfarrers bleiben unerhört - und Oda verstummt irgendwann vor lauter Trauer. Was besonders problematisch ist, da sie auf dem Festland ausgerechnet die Ratgebersendung "Sprich dich frei" moderiert.

    18 Jahre später ist Oda immer noch stumm und Adam promovierter Linguist in Berlin, ein Mann, der nur Grau trägt und Routine braucht, so sehr seine temperamentvolle, tschechisch-deutsch radebrechende Großmutter auch versucht, ihn zu Speed-Dating zu überreden. Dann kommt ein alarmierender Anruf: Seit einem Besuch in einer Buchhandlung ist "Lage dramatisches Drama" - Oda weigert sich nun nicht nur zu sprechen, sondern auch zu essen.

    Einziger Anhaltspunkt: Das Buch einer gewissen Zola Hübner scheint Oda so traumatisiert zu haben. Adam recherchiert und findet eine Göttinger Logopädin, aus deren Leben sein Vater zwischenzeitlich ebenfalls entschwunden ist. Mit Zola, die einer Lisbeth Salander mit mehr Sozialkompetenz ähnelt, bricht er in deren altersschwachem Bully auf nach Bad Kissingen. Aus dem fränkischen Kurstädtchen war Hubert einst nach Ostfriesland gekommen. Wird es hier Hinweise zu seiner Vergangenheit geben, die Aufschlüsse über seinen Verbleib geben?

    Auf einer Irrfahrt durch Europa muss Adam über sich selbst und seine Ängste herauswachsen, buchstäblich bis ans Ende der Welt - nämlich Finisterre in der Bretagne. Dass auch die Plateooger Inselgemeinschaft ihn dabei nicht hängen lässt, versteht sich von selbst.

    Abenteuerlich, skurril und warmherzig begleitet Baumheier ihren Helden auf seiner Odyssee und als Leser bangt und hofft man mit. Ein liebenswert erzählter Roman mit Wohlfühlgarantie und allerlei Katastrophen und viel Optimismus.

  • Verheißungsvoll klingend war der Titel und er hat versprochen, was er gehalten hat. Mit „Die Erfindung der Sprache“ hat die Autorin einen mit sehr vielen Wortspielen bewanderten Roman verfasst, welcher trotz manchmal tragischer Umstände bei dem Leser für sehr viel Heiterkeit sorgt. Das Cover zeigt sich in schwarz-weiß. Der Leser erkennt darauf ein aufgeschlagenes Buch sowie einen Leuchtturm im Hintergrund. Als Besonderheit ist anzumerken, dass am Anfang des Romans ein Personenverzeichnis über alle handelnden Darsteller aufgeführt ist.

    In der Geschichte geht
    es um den sonderbaren Dr. Adam Riese, ein Sprachwissenschaftler, dem
    Gegenstände wesentlich angenehmer erscheinen als seinen Mitmenschen. Er begibt
    sich auf die Suche nach seinem Vater und erfährt dabei auf ziemlich
    interessanter Weise auch einiges über sich. Der Hauptprotagonist besticht durch
    seine „ganz eigensinnige“ Verhaltensweise, welche jedoch nach und nach auch
    seine wahren „inneren“ Werte nach außen kehrt. Er ist sehr intelligent und
    beschäftigt sich seit dem Zeitpunkt wo er des Lesens mächtig wird mit der
    Sprache, was sich in seinem Beruf als Sprachwissenschaftler niederschlägt. Als
    wesentliche Nebendarsteller treten sein in der Vergangenheit auftretender Vater
    Hubert, seine Mutter Oda, seine Großeltern Ubbo und Leska Bakker, seine
    Jugendfreundin Martha Maurus, sowie die Logopädin Zola Hübner in Erscheinung.
    Trotz der vielseitigen und von der Autorin liebevoll gestaltenten
    Nebendarsteller muss ich Hubert Riese, seinen Vater hier etwas herausheben. Ein
    intelligenter, technikverliebter und sonderbarer Geselle, welcher im Laufe
    seines Lebens mit seinem eigenen „Ich“ konfrontiert wird. Die Geschichte spielt
    somit auf zwei Zeitebenen. Einmal in der heutigen Zeit und in der Zeit der
    80iger Jahre bis zur Jahrtausendwende. Die Zeitsprünge sind aber sehr gut dargestellt
    und stören den Lesefluss überhaupt nicht. Der Schreibstil der Autorin ist sehr
    bildhaft, humorvoll und in einem sehr schönen Sprachfluss verfasst. Der Leser erkennt auf den ersten Seiten
    bereits, dass hier die Autorin ihr Können unter Beweis gestellt hat. Sehr gut
    wird dem Leser die Bedeutung von Sprache unter der Ummantelung von menschlichen
    Schicksalen, Träumen, Hemmnisse aber auch Glück bewusst. Die Frage was ist
    Sprache? Was bewirkt sie? Warum bedeutet sie das, was sie auch meint? Alle
    diese ganzen Fragen haben mich sehr bewegt und mein eigenes Gedankenkarussell
    bewegt. Nach ungefähr dreiviertel der Geschichte kommt der Leser dieser Frage
    etwas näher. Der Roman ist sowohl für Frauen und Männer aller Altersgruppen
    geeignet. Mir hat der Roman außerordentlich imponiert. Allein die ganzen
    Verweise auf Dichter wie Rilke, Goethe etc. geben dem ganzen Roman noch den
    letzten Schliff eines besonderen „Lesediamanten“. Ich gebe eine klare
    Leseempfehlung ab und bedanke mich bei der Autorin für die schönen, humorvollen
    und nachdenklichen Stunden. Ab sofort denke ich ganz anders über Sprache als
    was ich vorher über sie erfahren hatte.