Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid von Alena Schröder

  • Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid

    Von Alena Schröder

    Cover:

    Das Cover ist mir zu überladen, zu unruhig, im Buchhandel hätte ich nicht unterfingt nach dem Buch gegriffen.


    Inhalt:

    Es gibt zwei Zeitebenen, einmal sind wir im Hier und Heute und dann geht es zurück in die Jahre 1922 bis 1950.

    Hier eingebettet sind vier Frauen einer Familie, von Senta zu Evelyn über Silvia bis zu Hannah.


    Die 27jährige Hannah fühlt sich etwas verloren, sie weiß nicht so reicht wie sie das Leben angehen soll. Ihr Studium kann sie nicht so recht faszinieren und aus ihrem Freundeskreis hat sie sich ganz zurückgezogen. Es gibt da nur noch ihre Oma Evelyn, die in einer Seniorenresidenz lebt. Diese besucht sie regelmäßig einmal pro Woche. Dabei wir auch beiläufig ein Brief aus Israel erwähnt der auf ein geraubtes Kunstvermögen hindeutet.

    Aber Evelyn hat noch nie über ihre Vergangenheit gesprochen und auch jetzt, als Hannah mehr wissen will blockiert sie alles.

    Und so beginnt Hannah erst lustlos, doch dann immer interessierter ihre Wurzeln zu erforschen.


    Meine Meinung:

    Eine Geschichte die mich wieder mal ganz in seinen Bann gezogen hat, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

    Hier hat wirklich alles gepasst.

    Durch den Wechsel mit den zwei Zeitebenen, der aber nie schwer nachzuvollziehen war, da immer das Datum und der Ort vorangestellt war, wurde eine unglaubliche Spannung erzeugt von der ersten bis zur letzten Seite.

    Die Personen waren auch alle klar umrissen und charakterisiert, es konnten sich Sympathien und Antipathien aufbauen. Die Emotionen wurden in alle Richtungen bedient, ich habe mit gelitten, mich mit geärgert und es gab auch eine Szene die so erschütternd war, dass ich das Buch kurz zuklappen und tief durchatmen musste.

    Das zeichnet auch die ganze Geschichte aus. Alles wirkt so realistisch und klar und ich kann irgendwie mit allen Protagonisten verstehen.

    Es gibt auch wunderbare Nebencharaktere die mich immer wieder auch mal schmunzeln lassen.


    Autorin:

    Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der ›Brigitte‹-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die ›Brigitte‹, dasSZ-Magazin‹ und ›DIE ZEIT‹.


    Mein Fazit:

    Ein brillanter historischen Roman der alles hat um als Spitzenroman gekürt zu werden.

    Von mir eine klare Lese- und Kaufempfehlung.

    ASIN/ISBN: 3423282738



    Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid – brillant

  • ASIN/ISBN: 3423282738


    Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft (20. Januar 2021)

    Sprache : Deutsch

    Gebundene Ausgabe : 368 Seiten

    ISBN-10 : 3423282738

    ISBN-13 : 978-3423282734

    Inhaltsangabe:


    In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiß Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen? Die Spur der Bilder führt zurück in die 20er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an.


    Autoreninfo:


    Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der Brigitte-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die Brigitte, das SZ-Magazin und Die Zeit. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher.

    Meine Meinung:


    Titel: Familienbande...


    Der unfassbar lange Buchtitel und die hübsche Covergestaltung haben meine Neugier geweckt. Gespannt begann ich mit der Lektüre.


    In der Geschichte geht es um Hannah, deren einzige, lebende Verwandte ihre 95-jährige Großmutter Evelyn ist, mit der sie sich mehr schlecht als recht verträgt. Sie besucht sie einmal wöchentlich, aber eher aus Gewohnheit als aus Freude auf ein Treffen. Als eines Tages ein Brief aus Israel ihre Oma erreicht, beginnt deren solides Leben zu bröckeln. Hat sich Evelyn als junge Frau etwas zu Schulden kommen lassen?


    Der Einstieg fiel mir zu Beginn etwas schwer ohne dass ich genau sagen kann, woran das eigentlich lag. Vielleicht die nüchterne, wenig liebevolle Art wie Enkelin und Großmutter miteinander umgehen oder der leicht distanzierte Schreibstil der Autorin.

    Die Kapitel berichten mal aus der Gegenwart alles rund um Hannah, mal aus der Vergangeheit rund um Evelyn und ihrer Familie bestehend aus Mutter Senta und Tante Trude.

    Mir hat gefallen, dass der Roman sich angefühlt hat wie die Jagd nach der Auflösung eines mysteriösen Rätsels.

    Hannah ist jemand wie du und ich, deren Leben nicht außerordentlich spannend und dennoch nicht von Leichtigkeit geprägt ist. Man mag sich nur schwer vorstellen, wie es ist, als junge Frau bereits die eigene Mutter verloren zu haben und kaum etwas über die eigene Familie zu wissen.


    Großmutter Evelyn hat mich an meine Oma mütterlicherseits erinnert, die auch alle Familienbilder entsorgt hat und an nichts aus der Vergangenheit erinnert werden wollte. Zu Beginn kann man das kaum verstehen, aber mit der Zeit wird deutlich was Evelyn als Kind und junge Frau alles durchstehen musste.

    Aber nicht nur die Hauptfiguren hat Frau Schröder gut gezeichnet, sondern auch die Nebencharaktere wie Andreas, Jörg oder Ruby, wobei mir Ruby die Liebste von allen war. Jeder hat im Leben sein Päckchen zu tragen und muss Entscheidungen treffen, egal ob diese für alle richtig sind.

    Der Roman hat im Part über die Vergangenheit meines Erachtens ein realistisches Bild von Deutschland zwischen 1922 und 1950 aufgezeigt, ohne dabei etwas zu beschönigen oder verklärt darzustellen.

    Fazit: Ein Familienroman der besonderen Art, der mich gut unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Gelungen


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Alena Schröder: Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid. Roman, München 2021, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-28273-4, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 366 Seiten, Format: 14,5 x 3,8 x 21,6 cm, Buch: EUR 22,00 (D), EUR 22,70 (A), Kindle: EUR 18,99. Auch als Hörbuch lieferbar.


    Berlin, heute: Die etwas eigenbrötlerische Hannah Borowski, Ende 20, hat Germanistik studiert und arbeitet nun mit mäßigem Elan an ihrer Dissertation. Sie hat ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Doktorvater, keine Freunde, keine Ziele, und alles, was ihr von ihrer Familie geblieben ist, ist ihre Omi, 94, die sie allwöchentlich in der Seniorenresidenz besucht.


    Diese „Omi“, Frau Dr. med. Evelyn Borowski, ist ein ganz schön harter Knochen. Weniges findet Gnade vor ihrem kritischen Blick, nicht einmal ihre Enkelin. Die verschwendet in ihren Augen wertvolle Lebenszeit mit einer Doktorarbeit, die ohnehin nie fertig werden wird und zu nichts führt. Und auch sonst kann Hannah der grantigen alten Dame nichts recht machen. Trotzdem kommt sie jede Woche vorbei und lässt sich von ihrer Großmutter widerspruchslos maßregeln und kritisieren.


    Ein Anwaltsbrief aus Israel

    Bewegung kommt in dieses immer gleiche Ritual, als Hannah bei Evelyn einen Brief aus Tel Aviv entdeckt. Wieso schreibt ihr ein israelischer Anwalt? Zu ihrer Verblüffung erfährt Hannah, dass ihre Großmutter die einzige noch lebende Erbin des konfiszierten und nunmehr verschollenen Kunstvermögens des Berliner Kunsthändlers Itzig Goldmann ist, der 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurde. Hannah weiß nichts von einer jüdischen Verwandtschaft und hat noch nie von Goldmanns gehört. Die sture Evelyn will um keinen Preis der Welt darüber reden. Von dem Erbe will sie auch nichts wissen. Also nimmt Hannah den Brief an sich und forscht selbst nach.


    Ihr Lover/Doktorvater nötigt ihr den Doktoranden Jörg Sudmann als Helfer auf. Der meint es sicher gut, geht Hannah aber mit seiner schleimig-ehrpusseligen Aufdringlichkeit fürchterlich auf die Nerven. Zusammen mit der Rechercheurin Marietta Lankwitz, die ihnen von der israelischen Anwaltskanzlei empfohlen wurde, finden sie aber einiges heraus.


    Wieso will Evelyn nicht reden?

    Rückblicke: Evelyns Mutter, Senta Köhler aus Rostock, war in zweiter Ehe mit dem Journalisten Julius Goldmann verheiratet, einem Sohn des Kunsthändlers Itzig Goldmann.


    Warum Evelyn nicht über ihre Mutter sprechen möchte, erfahren wir auch:

    Tochter Evelyn lässt sie bei Ex-Schwägerin Trude zurück, einer Krankenschwester, die sowieso von Anfang an „Evchens“ Ersatzmama war.


    Zerrissen zwischen zwei Welten

    Von da an wird Evelyns Leben beherrscht von Loyalitätskonflikten. Hin- und hergerissen zwischen dem provinziellen mecklenburgischen Güstrow und dem luxuriösen Berlin, zwischen der bodenständigen Ziehmutter Trude, die sich zu gegebener Zeit in eine stramme Nationalsozialistin verwandelt, und den kultivierten Goldmanns mit ihren illustren Freunden, weiß Evelyn bald nicht mehr, wohin sie gehört. Sie liebt ihre Ziehmutter über alles, aber sie will nicht so leben wie sie.


    Als Mutter und Stiefvater vor den Nazis ins Ausland flüchten, empfindet Evelyn das als ultimativen Verrat. Dass die Goldmanns sie nicht im Stich gelassen, sondern für sie gesorgt haben, bekommt sie nicht mit. Im Zuge der Kriegs- und Nachkriegswirren sowie durch kleingeistiges Familiengezänk gehen wichtige Informationen verloren ...


    Hannah fordert Fakten ein

    Zurück im Berlin von heute: Keine Sekunde kommt Evelyn in den Sinn, dass sie ebenso wenig mit der Mutterrolle anfangen konnte wie ihre Mutter Senta, auf die sie so einen Hass hat.


    Es ist faszinierend zu sehen, wie sich Entscheidungen, die Senta vor 100 Jahren getroffen hat, über Generationen hinweg bis in die heutige Zeit auswirken. Und obwohl die Geschichte alle paar Seiten zwischen verschiedenen Jahrzehnten, Orten und Personen hin- und herspringt, behält man, sobald man alle relevanten Personen kennengelernt hat, jederzeit die Orientierung.Ich hoffe nur, dass Hannah jetzt nicht die Fehler ihrer Vorfahrinnen wiederholt.


    Männer ohne Namen


    Als ich im Pressetext gelesen hatte, dass es in diesem Buch um geraubte Kunst und ein Restitutionsverfahren geht, hatte ich erwartet, dass uns die Geschichte einmal rund um die Welt führen wird, weil jemand physisch nach den verschwundenen Bildern sucht: Deutschland, Israel, Amerika, vielleicht sogar Asien ... und dann findet die finale Auseinandersetzung zweier zentraler Figuren bei mir um die Ecke im schwäbischen Esslingen statt! ;-) Aber die Entwicklung ist plausibel, wenn auch unerwartet, und manch eine*r wird ähnliche Geschichten von Verwandten aus der Kriegsgeneration zu erzählen haben.


    Kann Spuren von Humor enthalten

    Natürlich ist ein Roman, in dem es um die NS-Zeit, um Lebensziele, Rollenbilder und gesellschaftliche Konventionen geht, ernster Natur. Aber wenn die Schwätzer, Blender und Egomanen des Universitätsbetriebs ihr Fett weg kriegen, kann man sich ein Schmunzeln und bisweilen ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Auch die fürchterlichen Betroffenheits-Weiber vom Shalom Berlin e.V. sind herrlich bissig charakterisiert. Vor allzu viel Düsternis braucht man also keine Angst zu haben.


    Erkenntnisse und Geheimnisse, Entdeckungen und Enthüllungen, Wahrheiten und Gemeinheiten, Spannung und Emotionen – hier ist alles drin, was einen mitreißenden Roman ausmacht.


    Die Autorin

    Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der Brigitte-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die Brigitte, das SZ-Magazin und Die Zeit. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher.


    ASIN/ISBN: 3423282738

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Mein Leseeindruck:


    Das Buch hat das Zeug, zu meinem Jahreshighlight zu werden.


    Aufgefallen war mir das Buch zuerst durch den ungewöhnlichen Titel. Als ich dann mitbekommen habe, dass es sich dabei um die Beschreibung eines Bildes handelt und dass das Thema des Buches die Suche nach verschollenen Kunstwerken ist, war mir klar, dass ich es unbedingt lesen wollte.


    Ich bin oft schluderig beim Lesen und überspringe auch mal Seiten oder ganze Kapitel, wenn sie mir zu weitschweifig werden. Hier habe ich aber jede Seite und jedes Wort gelesen, es ist nichts zu viel und man dürfte auch nichts weglassen.


    Ich mochte es, wie Alena Schröder aus einer leichten Distanz heraus die Geschichte erzählt. Sie drückt nicht auf die Tränendrüse und hebt keinen mahnenden Zeigefinger, auch wenn die Erlebnisse der fünf Frauen teilweise hart zu lesen sind. Und jede der fünf Frauen hat zusätzlich zum Hauptthema des Buches, der Suche nach den verschwundenen Kunstwerken, ihre eigene Geschichte: Hannah und Evelyn, Enkelin und Großmutter, die Hauptpersonen. Senta, Evelyns Mutter, über die sie nicht sprechen will und jeden Versuch abblockt, mehr über sie zu erfahren. Tante Trude, bei der Evelyn aufgewachsen war und die zu einer glühenden Nationalsozialistin wurde. Und schließlich Silvia, Hannahs früh verstorbene Mutter, die den Kontakt zu ihrer Mutter Evelyn abgebrochen hatte. Jede von ihnen ist wunderbar charakterisiert, so dass ich als Leserin immer nachvollziehen konnte, warum sie so wurden, wie sie am Ende waren.


    Ich kann das Buch nur empfehlen, ich habe es sehr genossen.

  • Das Buch lag schon eine Weile im Regal. Ich hatte es zwar mit einer Empfehlung von einer Freundin bekommen, aber irgendwie hatte ich keine Lust auf die Zeit um den 2. Weltkrieg und dieser seltsame Titel war auch nicht so richtig einladend...


    Doch als ich dann endlich mal angefangen habe, hat mich das Buch direkt am Wickel gehabt und ich wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Handlung war interessant und stimmig und die ständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelungen.

    Der Schreibstil hat mir sehr gefallen - diese leicht distanzierten und sehr treffenden Beobachtungen, hin und wieder gewürzt mit feinem Humor.

    Ich habe hin und wieder sogar Sätze vorgelesen und konnte zum ersten Mal seit langem nachvollziehen, warum sich manche Leser Zitate aus Büchern notieren.


    Für mich ein Lesehighlight der letzten Monate.