Kindheit - Tove Ditlevsen

  • Aufbauverlag, 2021

    Originaltitel: Ungdom

    Gebundene Ausgabe : 118 Seiten


    Kurzbescheibung:

    Wie intensiv kann ein Leben sein? Tove Ditlevsen schreibt über ein Frauenleben, ihr eigenes, so bewegend und universell wie niemand sonst. »KINDHEIT« erzählt vom Aufwachsen im Kopenhagen der 1920er Jahre in einfachsten Verhältnissen. Tove passt dort nicht hinein, ihre Kindheit scheint wie für ein anderes Mädchen gemacht. Die Mutter ist unnahbar, der Vater verliert seinen Job als Heizer. Zusammen mit ihrer Freundin, der wilden Ruth, entdeckt Tove die Stadt. Aber eigentlich interessiert sie sich für die Welt der Bücher und hat den brennenden Wunsch, Schriftstellerin zu werden, und dafür ist sie bereit, alles hinter sich zu lassen.


    Über die Autorin:

    Tove Ditlevsen (1917–1976), geboren in Kopenhagen, galt lange Zeit als Schriftstellerin, die nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit passte. Sie stammte aus der Arbeiterklasse und schrieb offen über die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Heute gilt sie als eine der großen literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie Ernaux und Rachel Cusk.


    Über die Übersetzerin:

    Ursel Allenstein, 1978 geboren, studierte Skandinavistik und Germanistik in Frankfurt und Kopenhagen. Sie ist Übersetzerin aus dem Dänischen, Schwedischen und Norwegischen von u.a. Christina Hesselholdt, Sara Stridsberg und Johan Harstad. Für ihre Übersetzungen wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Jane-Scatcherd-Preis der Ledig-Rowohlt-Stiftung.


    Mein Eindruck:

    Die literarische Form des Memoir interessiert mich sehr und Tove Ditlevsens Kopenhagen-Trilogie ist ein ansprechendes Beispiel für diese Gattung.

    Kindheit ist der erste Teil. Es folgen noch Jugend und Abhängigkeit.


    Es sind die zwanziger Jahre des 20.Jahrhunderts. Schnell bemerkt man Toves starke Persönlichkeit. Ihre Gefühlswelt zu den Eltern ist ambivalent. Ihr Drang, Gedichte zu schreiben spielt eine Rolle.


    Das bewirkt diese Verquickung zwischen Leben und Schreiben.

    Ich finde es bemerkenswert, wie Tove Ditlevson sowohl emotional und verschlossen gleichzeitig sein kann. Ihr Stil ist ruhig, aber nicht trocken.



    ASIN/ISBN: 3351038682

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Ein Mädchen kann nicht Dichterin werden...


    Dieser autofiktionale Roman fällt auf durch sein ungewöhnliches Format, den blauen Buchschnitt und das collageartige Cover. Da es überall auf den sozialen Netzwerken zu sehen war, musste ich einfach meine Neugier befriedigen


    In der Geschichte geht es um die Kindheit von Tove, die in den 20er Jahren im Arbeiterviertel von Kopenhagen aufwächst. Während die Erwachsenen malochen, hat Tove nur einen Traum: Sie möchte Dichterin werden. Aber dürfen Fraun das auch?


    Ehrlich gesagt war mir gar nicht bewusst wie man auf so wenigen Seiten so viel sagen und den Leser damit berühren kann.


    Nahezu chronologisch berichtet Tove als Ich- Erzählerin aus ihrem Leben als Arbeiterkind, das von Hunger geprägt ist. Die Erwachsenen sind mit sich selbst beschäftigt. Die Kinder haben zu funktionieren.


    Die Kindheitsschilderungen haben mich tief bewegt, denn fast hat man den Eindruck als wenn die Kinder sich für ihre Existenz entschuldigen müssen.


    Ditlevsen erzählt all dies mit einer Sprachgewalt, die den Leser umhaut. Die wenigen, eingestreuten Gedichte im Buch haben mich verzaubert.


    In meinen Augen erschafft Ditlevson ein authentisches Bild der 20er, die eben nicht überall und für jeden golden waren.


    Fazit: Eine Besonderheit, die nun zu Recht endlich auch den Weg in eine deutsche Übersetzung gefunden hat. Klare Leseempfehlung!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten