Guido Dieckmann, Die Magistra. Roman, 400 S. HC mit SU. Rütten & Löning, Berlin 2003.
~. TB. Aufbau TB Verlag, Berlin 2004.
Über den Autor:
Guido Dieckmann, 1969 in Heidelberg geboren, studierte Geschichtswissenschaft und Anglistik. Er lebt als freier Autor in Haßloch in der Pfalz.
(Klappentext)
Über das Buch:
Nach dem Tod ihres Vaters zieht Philippa von Bora zu ihrer Tante nach Wittenberg. Dort, im Schwarzen Kloster, residiert Katharina von Bora mit ihrem Gemahl -- dem berühmten und von vielen angefeindeten Reformator Martin Luther. Die Zeiten sind höchst unruhig, doch gelingt es Philippa mit Hilfe ihres Onkels, an der Mädchenschule eine Anstellung zu finden, auch wenn sie in Wahrheit noch dem alten, katholischen Glauben anhängt. Mit großem Eifer macht sie sich an die Aufgabe, ihre Schützlinge zu unterrichten. Bis ihre Gehilfin ermordet wird und sie Verschwörern auf die Spur kommt, die offenbar nur ein Ziel haben: die Reformation niederzuschlagen, indem sie Martin Luther töten.
Ein faszinierender, klug recherchierter Roman, der in vielen Begebenheiten auf historischen Tatsachen beruht.
(Rückseitentext d. Orginalausgabe)
Meine Meinung:
Philippa von Bora, Nichte der Lutherin Katharina von Bora, wird nach dem Tod ihres Vaters vom väterlichen Hof vertrieben und reist in Begleitung des jungen Predigers Felix Bernardi und ihrer Amme zu ihrer Tante in das Schwarze Kloster zu Wittenberg. Da die junge Frau ungewöhnlich gebildet ist, beauftragt Hausherr Martin Luther sie damit, die Mädchen in der Stadt zu unterrichten. Zu ihrer Gehilfin wählt Philippa sich die wissbegierige Maria Lepper, Magd auf dem Freihof vor der Stadt.
Kurz nach einem Empfang im Schwarzen Kloster wird die Reichsacht an das Tor angeschlagen, was bedeutet, dass sich jemand in der Stad befindet, der brereit ist, das Todesurteil des Kaisers zu vollstrecken. Dann wird Maria Lepper vor den Toren ermordet aufgefunden, und Bernardi wird festgesetzt unter dem Verdacht, die Magd ermordet zu haben, um seine jüdische Abstammung zu verbergen.
Während der örtliche Eidgraf ein Komplott gegen Luther zu schmieden scheint, macht Philippa sich auf in den Ort, den die Ermordete als ihr Heimatdorf genannt hat; doch Maria stammt nicht von dort. Die Spur führt nach Münster, zum Schreckensregime der Wiedertäufer ...
Zwei Handlungsstränge wickeln sich umeinander zu festem Zwirn, und die beiden Hauptfiguren, Philippa und Felix, ringen um die Lösung beider Geflechte, denn es geht auch um ihr Leben.
Wenngleich der Titel irreführend ist - Philippa beschäftigt sich so gut überhaupt nicht mit ihrer Tätigkeit als Lehrerin und eine akademische Magistra artium [liberarum] ist sie schon gar nicht -: Ich verzeihe Guido Dieckmann alles: seine Verklärung der Person Martin Luthers, ein ruckelig verlaufender Nebenstrang und die seltenen Fehlgriffe in den Dialogen. In ihm verbinden sich Bildung und die Begabung, selbige eingebettet in eine Handlung ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln - und das ist verdammt selten!
Seine warmherzige und liebevolle Charakterführung, gepaart mit fundiertem Detailwissen, erwecken diese dunkle Zeit zum Leben. Seine Diktion ist nicht nur flüssig, sondern frei von Anachronismen und der Stil - abgesehen von Winzigkeiten - makellos!
Da AutorInnen unter der Pflege guter LektorInnen reifen wie kostbare Burgunder, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Guido Dieckmann sich zu einem Autor vom Kaliber eines Umberto Eco entwickeln kann.