Hoffmann & Campe, 1985
Gebundene Ausgabe : 460 Seiten
Kurzbeschreibung:
Die Geschichte einer Familie "aus dem Osten" wird in diesem Roman ohne aufdringliches Symbolisieren zum Spiegelbild der Nachkriegsgeschichte unserer Gesenschaft. Ein ehemaliger Exerzierplatz, auf dem Angriff, Abwehr und Rückzug geprobt wurden, wandelt sich zu einer blühenden Baum- und Pflanzschule, zum Schauplatz von Neubegjnn und gewagter Lebensgründung. Doch nach vollbrachter Leistung folgt der Abstieg: Die Kräfte des Gründers lassen nach, die Familie zerfällt, unabweisbar stellt sich die Frage nach dem Wert eines Lebens unter dem Vorzeichen drohender Entmündigung.
Sie stellt sich zugleich als Existenzfrage für den Erzähler, der Anfang, Aufbau und Verfall unmittelbar miterlebte und auf seine schlichte Art berichtet, was geschah: Es ist der Bericht eines Benachteiligten, eines Geschlagenen, der die Sache seines "Chefs" ganz und gar zu seiner eigenen macht. Auch in dieser Figur beweist Siegfried Lenz seine Solidarität mit den Sprachlosen, die - scheinbar unbedeutend und machtlos - überall an den Rand gedrängt werden.
Die Sprache dieses Romans ist so stark, daß der Leser unwiderstehlich in den Sog der Geschehnisse, der Handlung, der Bilder hineingezogen wird.
Über den Autor:
Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, zählt zu den bedeutendsten und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Für seine Bücher wurde er mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2009. Er starb am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren.
Mein Eindruck:
Ein umfangreiches Buch, aber doch aus heutiger Sicht ein eher unbekanntes Werk von Siegfried Lenz.Es erzählt die Geschichte einer Familie, die nach dem Krieg aus Ostpreußen nach Schleswig-Holstein floh und hier aus den Baracken eines ehemaligen Exerzierplatzes einen erfolgreichen Betrieb aufbaute. Das Besondere am Buch ist sicher die Erzählperspektive. Es ist ein Mann, der immer bei dieser Familie war. Aber er wurde als junger Flüchtling am Kopf verletzt und auf dem Stand eines ca. 14jährigen geblieben. Bei bei aller Naivität ist er doch auch ein klarsichtiger, unbestechlicher Erzähler.
Bruno ist dem Chef, Konrad Zeller treu ergeben. Als dieser jetzt in der gegenwärtigen Handlung als alter Mann aufgrund Erbstreitigkeiten entmündigt werden soll, droht dem Familienbesitz Veränderungen. Bruno ist in großer Sorge.
Der Roman hat etwas episches. Er ist reichlich lang, doch ermöglicht diese Ausführlichkeit auch viele erzählerisch ausbalancierte Details.
Es
tat gut, mal wieder was von Siegfried Lenz zu lesen, diesem großen
Entschleuniger der deutschen Literatur.
ASIN/ISBN: 3455042139 |