Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Cork, 1923. Der Fluss Lee spült der Nonne Mutter Aquinas eine junge Frau vor die Füße, im feinen, seidenen Ballkleid - und ganz offensichtlich tot. Die resolute Mutter Oberin verständigt umgehend Sergeant Patrick Cashman, einen ehemaligen Klosterschüler von ihr, der neben einem scharfen Verstand auch einen besonderen Blick fürs Detail besitzt. Nicht umsonst: Am Hals der Toten finden sich Strangulationsmale. Es dauert nicht lange, und der obduzierende Arzt – der unorthodoxe jüdische Dr. Scher – bestätigt die Vermutung, dass die junge Frau ermordet wurde. Auch ist die Identität der Toten schnell geklärt: die als vermisst gemeldete Angelina Fitzsimon, die zwanzigjährige Tochter eines respektablen Teehändlers aus Cork, die kurz davor stand, ein Vermögen zu erben. Als Dr. Scher im Saum von Angelinas Ballkleid eine Fahrkarte für die Mitternachtsfähre nach Liverpool entdeckt, ahnt die Mutter Oberin, dass hinter dem Mord an der jungen Frau mehr steckt, als es den Anschein hat. Gemeinsam mit Sergeant Cashman und Dr. Scher geht die Nonne der Sache auf den Grund – und kommt dem Mörder bald näher, als ihr lieb ist …
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Cora Harrison hat als Lehrerin gearbeitet, bevor sie auf eine Farm im Westen Irlands zog und anfing, historische Romane zu schreiben. «Ein niederträchtiger Mord» ist der erste Band ihrer Reihe um die ermittelnde Nonne Mutter Aquinas.
Allgemeines
Erster Band der Reihe um Mutter Aquinas
Titel der Originalausgabe: „A Shameful Murder“, ins Deutsche übersetzt von Sabine Schilasky
Erscheinungstermine: Kindle Ausgabe 1. Januar 2021, Printausgabe 26. Januar 2021 im Rowohlt Verlag als TB mit 368 Seiten
Gliederung: Roman in 26 nummerierten Kapiteln, jeweils mit einem vorangestellten lateinischen Zitat von Thomas von Aquin (mit deutscher Übersetzung)
Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Mutter Aquinas
Handlungsort und -zeit: Cork, Irland, 1923
Inhalt
Mutter Aquinas, eine Nonne Ende Sechzig, stammt ursprünglich aus der besseren Gesellschaft Corks und pflegt über ihre Cousine Lucy noch zahlreiche Kontakte zu Menschen außerhalb des Klosters, darunter auch ehemalige Klosterschüler*innen. Einer davon ist Sergeant Patrick Cashman, Sohn einer armen Familie, der die Polizeilaufbahn eingeschlagen hat. Als im Bereich des Klosters die Leiche einer jungen Frau in einem vornehmen Abendkleid angespült wird, verständigt sie ihn sofort, denn sie hat den Eindruck, dass man es sich hier nicht mit einem tragischen Unfall zu tun hat. Bei der Toten handelt es sich offenbar um Angelina Fitzsimon, die Tochter eines wohlhabenden Teehändlers, von deren Ableben mehrere Menschen profitierten könnten. Ihr Bruder würde in diesem Fall das eigentlich Angelina zugedachte Erbe der Großmutter bekommen. Ihr Vater wollte Angelina mit einem von ihr unerwünschten Mann verheiraten, diesen Plänen wollte sie sich augenscheinlich durch eine Reise nach Liverpool entziehen, was für die beiden Männer ein Mordmotiv darstellen könnte. Und schließlich wird bei der Obduktion festgestellt, dass die Tote schwanger war, mit dem unbekannten Vater des Kindes kommt ein weiterer Verdächtiger ins Spiel…
Beurteilung
Bei „Ein niederträchtiger Mord“ handelt es sich eher um eine Erzählung als um einen Krimi. Die Handlung spielt sich vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen ab und bietet damit einen guten Einblick in das Leben der Bürger von Cork vor knapp hundert Jahren, ein Leben, das für viele Einwohner von extremer Armut geprägt ist und in dem politische Unruhen und lebensgefährliche Situationen auf der Straße nichts Außergewöhnliches sind.
Der Kriminalfall ist gründlich konstruiert, aber es geht leider mit den Ermittlungen nur schleppend voran. Mutter Aquinas, eine facettenreich ausgestaltete Protagonistin, die das Herz am rechten Fleck hat, ist weitaus mehr außerhalb ihres Klosters unterwegs als es für eine Ordensfrau glaubwürdig erscheint. Durch die ständig in den Text eingeschobenen Reminiszenzen der Nonne in Bezug auf ihre gemeinsam mit ihrer Cousine Lucy verlebte Jugend wird der Handlungsstrang um den Mord sehr ausgebremst, erst gegen Ende des Romans kommt ein wenig Spannung auf. Die Darstellung des gesellschaftlichen Wandels der letzten 50 Jahre, besonders hinsichtlich des Lebens der irischen Frauen, ist interessant, wenn auch einige Details aus der Jugend von Lucy und Mutter Aquinas ein wenig zu konstruiert wirken.
Fazit
Als Erzählung über die gesellschaftliche und politische Lage im Irland der 1920er Jahre lesenswert, als Krimi etwas zäh und spannungsarm!
7 Punkte