Theoretisches Chaos

  • Stellt euch mal vor, Hamburg versinkt in einer Flut, genau wie jetzt New Orleans.......ein riesiges Chaos, Mord und Totschlag, Plündereien, Kriegsrecht glaubt ihr, dass es solche Szenen bei einer vergleichbaren Katastrophe auch in D. gäbe?


    Mach ich mir die ganze Zeit Gedanken drüber...

  • Wenn ich mir mal überlege, was in Hamburg und in den Rheinstädten ohnehin schon für ein Aufwand betrieben wird und selbst in der Erinnerung an Bericht über die Sturmflut in Hamburg 1954: Nein, an ein solches Ausmaß und eine derartig unverfrorene und strunzdumme Propaganda glaube ich nicht!


    Ich habe in Köln zweimal miterlebt, wie ganze Stockwerke (Altstadt) in den Fluten versanken. Natürlich gab es Chaos, aber nicht so eines. Irgendwie war durch die konzertierte Zusammenarbeit aller Hilfsorganisationen und der Exekutive alles halbwegs organisiert, und auch bei den Oderfluten ist bei aller Zerstörung längst nicht solch ein Irrsinn ausgebrochen.


    Wir haben allerdings auch keine solche Armut, bei uns werden keine Slums einfach sich selbst überlassen, wie das in N.O. und anderen Südstaatenstädten der Fall ist. Die U.S.A. sind inzwischen zu einem waffenstarrenden Drittweltland mit Atomwaffen geworden -- auch in Indien gibt es schließlich bemerkenswerte HighTech.


    Offen gestanden: Ich bin erschüttert, was da geschieht -- aber wundern tut mich bei der derzeitigen US-Administration wirklich nichts mehr! :pille

  • Zitat

    Original von Iris


    Wir haben allerdings auch keine solche Armut, bei uns werden keine Slums einfach sich selbst überlassen, wie das in N.O. und anderen Südstaatenstädten der Fall ist.


    Yo..mein erster Gedanke bei den Bildern war...das ist den(reichen weißen) Amis relaliv wurscht, sind ja nur Schwarze, ....keine Ahnung ob ich richtig liege, aber den Eindruck macht es allemal auf mich

  • Die Bilder aus den USA sind schon erschreckend. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei uns ganz genau so schlimm sein würde.
    Erstens ist die Armut nicht ganz so groß und zweitens nicht so viele Waffen und die Hemmschwelle sie derart zu nutzen wie bei denen.


    Denken wir an die letzten Fluten bsw. in Dresden oder jetzt im erst kürzlich im Süden, rund um München, Rosenheim....
    Ich glaube, so wird es nicht geschehen, falls auch Hamburg mal Land unter vermelden muss.

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ich glaube auch kaum, daß diese Reaktionen bei uns möglich wären!
    Ich schüttle jedesmal den Kopf, wenn ich sehe, wie die Pappschachtelhäuser der Amerikaner bei ihren Unwettern zusammengeschlagen werden, und sie nichts besseres zu tun haben, als den gleichen Sch... wieder aufzubauen!
    Solch eine Bausubstanz ist in Deutschland noch nie genehmigt worden.


    Ausserdem ist die Struktur des Rettungs- und Hilfssystem in Deutschland viel komplexer, daß solche chaotische Zustände bei uns es nicht gibt.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Ich hoffe, euer Optimismus ist berechtigt. Ich allerdings habe da schon meine Zweifel.
    Die Zivilisationsschicht kann oft ganz schnell abfallen. Wenn ich nur an das rücksichtslose Gedrängel denke, wenn es wo was billig gibt oder beim Einsteigen in einen fast vollen Bus. Was geschieht da, wenn es wirklich ums Überleben geht?


    Ich möchte angesichts dieser Tragödie in New Orleans und Umgebung keine Schuldzuweisungen machen.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ja, ich finde auch, dass Ihr dieses Szenario, auf Deutschand bezogen, zu positiv seht.
    Bitte stellt Euch doch mal vor, dass in einer Nacht, in wenigen Stunden, zwei Drittel Deutschlands in den Fluten versinken, der Strom ausfällt, die Krankenhäuser nicht mehr richtig betrieben werden können, Leichen und Chemikalien das Wasser verseuchen, die wenigen, die flüchten konnten, sind im restlichen Drittel Deutschlands und wollen auch ihr "Recht", also Wasser, nahrung Unterkunft.
    Wer noch im Katastrophengebiet ist, will ebenfalls Wasser und Nahrung. Beil aller deutscher Gründlichkeit und Organisationsfähigkeit: wenn zwei Drittel Deutschlands betroffen sind, also auch zwei Drittel desTHW, der Feuerwehr und anderer Organisationen, wie soll dann das restliche Drittel, dass zudem mit dem Flüchtlingen klar kommen muss, noch etwas auf die Beine stellen, zumindest in kurzer Zeit?
    Und würdet Ihr nicht auch den nächsten Aldi plündern, wenn Ihr vor dem Verdursten oder Verhungern seid?
    Ich meine, dass es hier genau so möglich ist und viele Bürger erst dann ihre wahren Charaktere nach außen kehren, wenn sie in solche Extremsituationen geraten.
    Klar bin ich von den USA enttäuscht, dass sie so hilflos reagieren, wo es sich hier ja doch um eine Katastrophe "mit Ansage" handelte. Aber wo Menschen sind, werden Fehler gemacht. Hoffen wir, dass uns das, in diesen Ausmassen nicht einmal trifft. Allerdings würde ich darauf keine Wette abschließen.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

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  • Ich schließe mich Alice an. Die Schwelle, die den Menschen zum Tier werden läßt (ohne jetzt Tiere diskreditieren zu wollen), ist kaum vorherseh- oder -sagbar. Und es mögen schon ein paar beschauliche Altstädte vorübergehend versunken sein, für ein paar Tage - daß aber eine gesamte Großstadt vernichtet wurde, ohne daß auch nur der Hauch einer Chance bestand, zeitnah zu helfen, das ist in Westeuropa auf diese Art seit dem Krieg nicht mehr passiert. In solchen Fällen hätte ich gesunde Angst vor meinen Mitmenschen, und vor mir selbst. In other words: Ja, solche Zustände wären auch in Deutschland denkbar. Vielleicht gäbe es dieses Vakuum nicht so lange, weil die Wege in Deutschland sehr viel kürzer sind. Aber ansonsten - siehe oben.

  • hm..Marlowe keine AHnung, aber irgendwie denke ich trotzdem, dass es hier nicht in so einem Aussmaß möglich wäre....und ich weiß auch nicht inwieweit die Berichterstattung real ist, also zeigen sie wieder und wieder nur einen kleinen Stadtteil, zeigen sie immerzu nur das gleiche Bild aus einer anderen Perspektive...ich weiß es nicht, man müsste tatsächlich vor Ort sein, um ein reales Bild zu haben.


    Ich finde z.B. auch die Berichterstattung über das vergewaltigte Mädchen zum Kotzen......vor der Katastrophe wurden sicherlich jede Menge Mädchen und Frauen vergewaltigt...und keine Sau hat es interessiert....der Reporter gehört auch erschossen (im übertragenen Sinne)


    Warum waren solche Szenen in Asien nicht zu sehen??? frag ich mich.
    Und frage mich gleichzeitig, ob nicht Disziplin, was man uns Deutschen und auch den Asiaten nachsagt, in solchen Fällen ein wenig hilft, hm?

  • Gerade gefunden:
    "Man muss bei null anfangen" (Interview mit Stadtplaner Albert Speer jun.)


    Es kommt ein ganz entscheidender Faktor dazu: Bei uns hat sich nicht jeder Y-Chromosomist ein oder mehrere Knarren im Supermarkt gekauft oder als Prämie zur Kontoeröffnung schenken lassen.


    Oder glaubt ihr im Ernst, daß bei uns Zustände nötig wären wie die folgend beschriebenen:

    Zitat

    Auf Grund der anhaltenden Plünderungen und Gewaltverbrechen griff Louisianas Gouverneurin Kathleen Blanco unterdessen zu drastischen Maßnahmen und ließ 300 weitere Irak-Veteranen einfliegen: "Sie wissen, wie man tötet und sind dazu bereit." Die neu ins Katastrophengebiet eingeflogenen Nationalgardisten hätten Maschinengewehre, „und sie sind geladen“, sagte Blanco. Die Soldaten hätten den Befehl „Shoot to kill“.
    Die Reservisten, zum Teil erst vor kurzem aus dem Irak zurückgekehrt, „wissen wie man schießt und tötet, sie sind mehr als bereit, das zu tun, und ich denke, dass werden sie auch.“
    Neben den Irak-Veteranen hatte Blanco 40.000 Nationalgardisten angefordert. Bis Freitag sollen 12.000 davon in New Orleans im Einsatz sein.


    (Quelle: Süddeutsche Zeitung)


    Oder Bilder wie dieses:

    (Quelle: [URL=http://sueddeutsche.de/,tt1l3/panorama/bildstrecke/530/59471/p0/?img=13.9#bild]Süddeutsche Zeitung[/URL])


    Berichterstattung in der Financial Times Deutschland

  • Vorhin kam bei der Tagesschau ein Spendenaufruf für die USA - bzw. die betroffenen Gebiete.
    Ich weiß nicht, ob ich das für sinnvoll halten soll. Ist die USA ein Land, dem man Millionen an Spendengeldern zuführen muß? Glaubt ihr, daß es auch wirklich dort sinnvoll eingesetzt wird - um den Leuten zu helfen, die jetzt wirklich noch weniger als nichts haben?


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Original Iris: Bei uns hat sich nicht jeder Y-Chromosomist ein oder mehrere Knarren im Supermarkt gekauft oder als Prämie zur Kontoeröffnung schenken lassen.


    Ich möchte Dir Deine Illusionen nicht rauben, aber mein Bekanntenkreis zieht sich vom Junkie bis hin zum Akademiker. Und ich glaube, Du wärest entsetzt, wenn du wüsstest, wie viele Waffen diese Menschen illegal besitzen. Ich habe alles gesehen, von der Schrotflinte (Pumpgun) bis zur MP und Handgranaten und Revolver. Wirklich alles. Ich glaube nicht, dass das nur in meinem Bekanntenkreis so ist, denn alle diese Menschen kennen wieder andere, von denen sie erfahren, wo sie die Waffen kaufen können und wieder andere, denen sie diese Tipps weitergeben.
    Hier, in Deutschland, ist das absolut verboten, deshalb redet halt keiner laut darüber, aber glaubt ihr denn wirklich, der Charakter der Deutschen wäre im Grunde anders als der der Amerikaner???
    Ich hatte erst gestern ein Gespräch mit einer wirklich erfahrenen, alten Dame. Als wir uns über Arbeitslosigkeit und anderes unterhielten, lachte sie und meinte ganz ruhig: Wissen Sie, diese Probleme sind doch eigentlich gar keine. Die eigentlichen Probleme liefert uns augenscheinlich zwar die Natur, ich sehe es aber so, dass sie die Probleme löst. Aber auch darauf, auf dieses Chaos, bin ich vorbereitet. Und sie deutete auf den Waffenschrank ihres verstorbenen Mannes.
    Macht Euch nicht vor. Amerika ist auch in Deutschland.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Sry hab jetzt net so viel zeit um den ganzen Thread zu lesen wollte nur kurz was fragen: Warum nimmt die USA keine zusätzliche Hilfe an, oder haben sie das jetzt getan?

  • Die ganze Situation ist sehr erschütternt und es ist für uns, die wir alle vor unseren PC's sitzen und uns die Bilder mittels Fernsehen ins Haus liefern lassen sehr leicht zu urteilen.


    Das Elend das momentan unter den in New Orleans verbliebenen herrscht ist für uns unvorstellbar. Wir können nicht beurteilen, wie sich Menschen in so einer Situation verhalten.


    Sicher zu kritisieren ist die US Administration. Das beginnt bei den Behörden vor Ort: man sprach schon seit langem, dass so eine Katastrophe möglich ist und hat keine Pläne für den Ernstfall vorbereitet.
    Und noch viel schlimmer bei der US Regierung, die die Hilfe nur sehr schleppend in gang bringt. Sicherlich ist es nicht einfach bei einer Katastrophe eines solchen Ausmaßes, aber ich hätte mir von der Weltmacht USA mehr Hilfe erwartet.


    Diese Hoffnungslosigkeit treibt die Menschen nun in eine Extremlage. Aber laut Medienberichten war die Gewalt in New Orleans auch vor dem Hurrikan sehr hoch, was nun durch das Machtvakuum natürlich noch schlimmer wurde.

  • @ Zur Hilfe von anderen Ländern:


    Dazu habe ich nur auf n-tv gehört, dass Deutschland der us Aussenministerin Rice Hilfe angeboten hat. Sie hat sich dafür bedankt und hat gesagt, sie werde bei Bedarf gerne darauf zurückkommen.


    Ansonsten habe ich nichts zu diesem Thema gehört.

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich schließe mich Alice an. Die Schwelle, die den Menschen zum Tier werden läßt (ohne jetzt Tiere diskreditieren zu wollen), ist kaum vorherseh- oder -sagbar. Und es mögen schon ein paar beschauliche Altstädte vorübergehend versunken sein, für ein paar Tage - daß aber eine gesamte Großstadt vernichtet wurde, ohne daß auch nur der Hauch einer Chance bestand, zeitnah zu helfen, das ist in Westeuropa auf diese Art seit dem Krieg nicht mehr passiert. In solchen Fällen hätte ich gesunde Angst vor meinen Mitmenschen, und vor mir selbst. In other words: Ja, solche Zustände wären auch in Deutschland denkbar. Vielleicht gäbe es dieses Vakuum nicht so lange, weil die Wege in Deutschland sehr viel kürzer sind. Aber ansonsten - siehe oben.


    :write


    Zitat

    Original von Marlowe


    Macht Euch nicht vor. Amerika ist auch in Deutschland.


    Jedenfalls sind wir in Europa nicht mehr allzu weit davon entfernt!