- Herausgeber : Berlin Verlag; 3. Edition (6. Juli 2020)
- Sprache: : Deutsch
- Broschiert : 256 Seiten
- ISBN-10 : 3827014255
- ISBN-13 : 978-3827014252
In seinem neuen Buch "Terror gegen Juden" stellt Ronen Steinke vor allem eine Chronik der Gewalttaten mit antisemitischem Hintergrund zusammen, von 1945 bis zur Vollendendung des Buches Anfang 2020. Die Chronik wird an das Ende des Buches gestellt, nimmt aber ca. 1/3 des Buches ein. Vorab erklärt Steinke genau, was er unter Gewalttaten fasst und erklärt seine Zusammenstellung juristisch.
In den anderen 2/3 des Buches geht Steinke auf einzelne - ich denke mal repräsentative oder besondere, weil in den Medien große Erwähnung gefundene - Gewalttaten ein. Er beginnt damit bei dem Anschlag auf die jüdische Syngagoe in Halle 2019. Man merkt beim Lesen, dass Ronen Steinke Jurist ist und das ihm das Thema Terror/Gewalt gegen Juden eine Herzensangelegenheit ist. Sein Schreibstil ist erfreulich einfach gehalten (was man bei einem Juristen erstmal nicht erwarten mag), den ich aber auch schon von seinem Werk über Fritz Bauer gemocht habe. Die Einfachheit der Sprache bringt die Brutalität der Taten, die er beschreibt, auch eindrücklich rüber.
Ich fand es erschreckend, wie wenig ich doch auf dem Schirm hatte und wie viele Lücken es gibt. Terror wird vor allem mit islamistischen Motiven in Verbindung gebracht, aber selten oder fast nie mit antisemitischen Hintergrund, obwohl eigentlich jeder mitbekommen haben muss, wie Antisemitismus immer mehr auch in der Öffentlichkeit zum Vorschein kommt. Mit diesem Buch will Steinke anfangen diese Lücke zu schließen.
Insgesamt wirft er viele verschiedene Blickpunkte auf, die mich zum Nachdenken und Diskutieren gebracht haben. So führt er als einen gefährlichen Punkt des Antisemitismus an, dass der Hass auf Juden viel mit Verschwörungstheorien verbunden ist, die viel zu wenig aufgedeckt werden. Vor einigen Jahren hatte ich eine Unterhaltung mit einer südamerikanischen Jüdin, die in Deutschland für einige Zeit promoviert hat und auch darüber ganz schockiert war. Sie hat mich gefragt, ob wir in Deutschland allen Ernstes lernen, dass Hitler die jüdische Bevölkerung deswegen verfolgt und systematisch vernichtet hat, weil der Jude im Allgemeinen als reich galt. Und ja, das Bild des reichen Juden, das Hitler zwar nicht erfunden, aber aufgenommen und propagiert hat, wird auch heute noch gestreut. Aber natürlich war nicht das der Grund der Verfolgung, sondern nur das Argument, dass Hitler und Konsorten angeführt haben. Eine feine Unterscheidung, die im Schulunterricht vielleicht schwer zu vermitteln ist, aber dann sollte man einfach das Bild des reichen Judens nicht weiter vermitteln, sondern nur die wahren Gründe dahinter benennen.
Und so geht es in dem Buch auch weiter, bspw. über die Verwechslung zwischen Israelkritik und Antisemitismus. Für mich war das Buch ein Augenöffner und da es doch so schmal ist, kann ich es nur jedem*r empfehlen, auch mit wenig Lesezeit.
ASIN/ISBN: 3827014255 |