Klappentext:
„Die essbare Frau“ ist in der angelsächsischen Welt der bekannteste Roman der kanadischen Autorin. Sie erzählt darin die Geschichte einer anziehenden und erfolgreichen jungen Frau, die eines Tages buchstäblich den Appetit verliert ...
Marian McAlpin, Anfang zwanzig, kompetente Marktforscherin und modern im Denken, schätzt das Vernünftige, das Normale. Sie ist attraktiv, hat einen festen Freund, Peter, der ein „ganz normaler“ Mann und Rechtsanwalt ist. Marian versucht ihr Leben sinnvoll zu planen - anders als ihre sprunghafte glücklich-unglückliche Wohnungsgenossin oder ihre im kinderreichen Haushalt versinkende Freundin. Deshalb irritiert es sie, als sie merkt, daß sie sich für den „verrückten“ Duncan interessiert, dessen egozentrische Phantasiewelt ihr angst macht und sie geheimnisvoll anzieht. Peter, der Normale, reagiert mit einem Heiratsantrag. Der Hochzeitstag wird festgesetzt, die Dinge nehmen ihren Lauf, da merkt Marian, daß sie nicht mehr essen kann, kein Fleisch mehr und keinen Fisch, bald auch nicht einmal mehr Gemüse ...
Ein spannender Roman von hintergründigem Witz, eine einfallsreiche und vor allem sehr menschliche Komödie.
Mein Leseeindruck:
Nein, das ist keine Komödie und hintergründigen Witz sehe ich auch nicht. Überhaupt widerspreche ich dem Klappentext: Marian führt zwar oberflächlich gesehen ein normales Leben, aber dicht unter der Oberfläche lauern merkwürdige Gedanken, die jede/r von uns kennt, aber im Gegensatz zu Marian nicht so konsequent zu Ende denkt. Sie beobachtet gern und beschreibt präzise, was sie sieht, was dazu führt, dass wir - mit ihren bzw. Atwoods Augen - das Absurde im Alltäglichen wahrnehmen. Irgendwann erscheint es völlig plausibel, dass Marian nichts mehr essen kann und den eigenartigen Duncan normaler findet als den durchschnittlichen Peter.
Als dieses Buch geschrieben wurde, 1965, waren Essstörungen als Buchthema noch nicht so aktuell wie heutzutage. In einem nachträglich geschriebenen Vorwort erinnert sich M. Atwood, dass zeitgleich zum Erscheinen des Buches, 1969, der Feminismus in Nordamerika populär wurde, dieser aber 1965 noch nicht in Sicht war. Sie nennt ihr Buch einen „protofeministischen Roman“.
Originalausgabe: 1969 The Edible Woman bei André Deutsch Ltd., London
Lieben Gruß
polli