Kein Ort ist fern genug - Santiago Amigorena

  • Aufbau-Verlag, 2020

    Gebundene Ausgabe : 184 Seiten

    Originaltitel : Le Ghetto intérieur

    Aus dem Französischen von Nicola Denis


    Kurzbeschreibung:

    Santiago Amigorena erzählt die bewegende Geschichte seines Großvaters: In den Zwanzigern flüchtet Vicente Rosenberg aus Warschau nach Buenos Aires. Dort verliebt er sich in Rosita, gründet mit ihr eine Familie und betreibt ein Möbelgeschäft. Fernab von dem, was in Europa geschieht. Doch mit jedem neuen Brief seiner Mutter aus dem Warschauer Ghetto wachsen Schuld und Ohnmacht. Bis Vicente verstummt und ins innere Exil geht. Rosita aber kämpft weiter – um ihre Liebe, um ihre Familie, um eine Zukunft. Ein ergreifender Roman von großer Dringlichkeit, plastisch und virtuos erzählt.


    Über den Autor:

    Santiago Amigorena, 1962 in Buenos Aires geboren, lebt und arbeitet in Paris. Er ist Autor, Drehbuchautor und Filmemacher. „A few Days in September“ (2006) mit Juliette Binoche, die seine Partnerin war, und Nick Nolte wurde international gefeiert. Sein Roman „Kein Ort ist fern genug“ wurde in Frankreich zum Bestseller, war u. a. für den Prix Goncourt nominiert und erscheint in zwölf Ländern weltweit.


    Über die Übersetzerin:

    Nicola Denis wurde mit einer Arbeit zur Übersetzungsgeschichte promoviert. Sie übersetzte u. a. Werke von Alexandre Dumas, Honoré de Balzac, Éric Vuillard, Olivier Guez und Anne Dufourmantelle. Nicola Denis lebt seit vielen Jahren in Frankreich.



    Mein Eindruck:

    Vicente ist schon 1928 von Polen nach Argentinien ausgewandert. Inzwischen ist er verheiratet mit Kindern. Er fühlt sich bald mehr als Argentinier als Pole oder Jude. Doch im Hintergrund sind die Identitätsprobleme spürbar. Doch das wird ihm erst 1940 spürbar, als er von der Verfolgung und dem Ghetto in Warschau erfährt, in dem seine Mutter lebt.

    Diese Gefahr für seine zurückgebliebene Familie in der Ferne belastet Vicente. Auch das Gefühl selbst jüdisch zu sein, beschäftigt ihn, nachdem er lange nicht mehr an diesen Aspekt gedacht hatte. Hinzu kommen die Schuldgefühle des Überlebenden. Er verfällt in Schweigen und Schwermut.

    Der Originaltitel Le Ghetto iintérieur ist passender als der konstruierte deutsche.


    Der Klappentext verrät ja, dass Vicente dem Großvater des Autors entspricht. Entsprechend gut wurde das Profil der Figur, zum Beispiel seine Sensibilität, seine guten Manieren, sein dandyhaftes Auftreten, was man sich gut vorstellen kann.


    Der Roman lässt sich flüssig lesen, fast zu geschmeidig in diesem Kontext. Einige Abschnitte wirken essayistisch.


    Der Text macht klar, dass auch im freiwilligen Exil ein innerer Konflikt lauert und das frühere Identität nicht vollständig verdrängt werden kann.



    ASIN/ISBN: 3351038313

  • Das Buch lese ich gerade. Und nach den ersten Seiten kommt es mir ein wenig zu glatt vor - aber das kann sich ja noch ändern. In jedem Fall werde ich jetzt deine Eindrücke bei meinem Lesen mit einfließen lassen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Titel: Kein Ort ist fern genug

    Autor: Santiago Amigorena

    Übersetzt aus dem Französischen von: Nicola Denis

    Verlag: Aufbau

    Erschienen: Juli 2020

    Seitenzahl: 184

    ISBN-10: 3351038313

    Preis: 20.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Santiago Amigorena erzählt die bewegende Geschichte seines Großvaters: In den Zwanzigern flüchtet Vicente Rosenberg aus Warschau nach Buenos Aires. Dort verliebt er sich in Rosita, gründet mit ihr eine Familie und betreibt ein Möbelgeschäft. Fernab von dem, was in Europa geschieht. Doch mit jedem neuen Brief seiner Mutter aus dem Warschauer Ghetto wachsen Schuld und Ohnmacht. Bis Vicente verstummt und ins innere Exil geht. Rosita aber kämpft weiter – um ihre Liebe, um ihre Familie, um eine Zukunft.


    Der Autor:

    Santiago Amigorena, 1962 in Buenos Aires geboren, lebt und arbeitet in Paris. Er ist Autor, Drehbuchautor und Filmemacher. „A few Days in September“ (2006) mit Juliette Binoche, die seine Partnerin war, und Nick Nolte wurde international gefeiert. Sein Roman „Kein Ort ist fern genug“ wurde in Frankreich zum Bestseller, war u. a. für den Prix Goncourt nominiert und erscheint in zwölf Ländern weltweit.


    Meine Leseeindrücke:

    Nach dem Klappentext hatte ich ein klein wenig mehr von diesem Roman erwartet. Sicher war dieses Buch keine Enttäuschung, aber was mir fehlte war eine ganz besondere emotionale Tiefe, die man bei einem solchen Thema erwarten kann und sogar erwarten muss.

    Aber der Autor geht nur sehr wenig unter die emotionale Oberfläche. Und insofern wirkt alles dann etwas distanziert, kühl und auch glatt.

    Trotzdem ist dieser Roman durchaus lesenswert und es wird sicher auch ganz verschiedene Sichtweisen über dieses Buch geben. Vielleicht hätten aber auch intensivere Emotionen nur geschadet. Es wäre also wünschenswert wenn man noch weitere Meinungen zu diesem Buch lesen könnte.

    Olivier Guez spricht von einer „erschütternden Erzählung“ - wobei mir die Erschütterung zu kurz kommt; vielmehr wird gerade eine solche Sichtweise zu routiniert abgehandelt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.