Tiger – Polly Clark


  • Verlag Eisele, 2020

    Gebundene Ausgabe : 432 Seiten

    Aus dem kanadischen Englisch von Ursula C. Sturm


    Kurzbeschreibung:

    Für Frieda, eine englische Primatenforscherin, sind Tiger nichts als wilde Tiere, ihr fremd in ihrer rohen Aggression. Aber seit sie in einem kleinen Zoo in Devon arbeitet, begegnet sie den Wildkatzen täglich. Nach und nach beginnt sie sich für das Wesen der Tiger zu interessieren; dann, sie zu verstehen, und schließlich, sie zu lieben. Durch sie lernt sie einen Teil von sich selbst neu zu entdecken und begibt sich auf eine Reise, die sie bis nach Sibirien führt, wo ihr eigenes Schicksal sich mit dem von Tomas, einem einsamen Mann in den Wäldern der Taiga, der kleinen Sina, einem wilden Mädchen, und dem der Tiger auf überraschende Weise verbinden wird. Eine lyrische, abenteuerliche, sinnliche, schlicht gewaltige Geschichte von einem Mann, einer Frau und einem Kind, deren heimlich miteinander verknüpfte Leben tief im Zeichen des Tigers stehen.


    Über die Autorin:

    Polly Clark wurde in Toronto geboren und lebt abwechselnd an der schottischen Westküste und auf einem Hausboot in London. Ihre Lyrik wurde mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, und ihr erster Roman Larchfield, für den sie den MsLexia Prize gewann, u.a. von Margaret Atwood, John Boyne und Richard Ford hochgelobt. Während ihrer Arbeit als Wärterin im Edinburgher Zoo begann sie, sich für den vom Aussterben bedrohten Sibirischen Tiger zu interessieren. Für die Recherchen an Tiger reiste sie in die russische Taiga, wo sie im tiefsten Winter bei Temperaturen von -35°C lernte, wie man die Spur eines Tigers verfolgt.Tiger stand 2019 auf der Shortlist für den Scottish National Book Award.


    Mein Eindruck:

    Sibirische Tiger sind die größten lebenden Katzen der Welt und stark gefährdet.

    Die in Kanada geborene britische Schriftstellerin Polly Clark widmet ihnen einen Roman.


    Schon der Beginn ist interessant. Die Tierforscherin Frieda ist spezialisiert auf Bonobos und hat einige Probleme. Sie wurde überfallen und verletzt, sie wird drogenabhängig und entlassen. Eine Chance auf einen Neuanfang bietet der Job in einem Zoo. Da gibt es auch ein paar schräge Typen, wie z.B. der Oberpfleger Morris oder der aggressive Gabriel, der von Tigern fasziniert ist.

    Als der Zoo ein neues Tigerweibchen bekommt, das in einem schlechten Zustand ist, wird Frieda Betreuerin des Tieres.

    Friedas seelisch instabiler Zustand wird interessant geschildert. Sie gerät schließlich in einem Zwiespalt zwischen Furcht und Faszination.


    Dann kommt ein krasser, für mich unerwarteter Bruch.

    In Teil 2 steht Tomas im Mittelpunkt. Schauplatz ist jetzt die Taiga.

    Teil 3 dreht sich um Edit und ihre Tochter Sina.


    Ich muss gestehen, dass ich es nicht gut vertrage, wenn die Protagonisten innerhalb eines Romans wechseln. Vergeblich hatte ich darauf gewartet, dass Frieda hier noch einmal in die Handlung zurückkehrt. Teil 2 und 3 sind vergleichsweise schwach.


    Erst in Teil 4, in der ein Tiger selbst die Hauptfigur ist und aus deren Perspektive erzählt wird, bin ich wieder sehr im Roman drin. Dieser Abschnitt ist sprachlich kraftvoll und brillant geschildert. So stark habe ich lange keine Tier in der Wildnis-Geschichte gelesen,


    Erfreulicherweise gibt es am Ende ein Wiedersehen mit Frieda und alle Fäden werden zusammengeführt.


    Stilistisch bleibt der Roman insgesamt überwiegend ungekünstelt und gut zu lesen. Es gibt immer wieder Passagen mit viel Atmosphäre.



    ASIN/ISBN: 3961610991