Ich arbeite in einem Radio- und Fernsehsender und das Thema wurde erst letzthin von oberster Stelle behandelt und für mich zu einem sinnvollen Entschluss gebracht. Wir verzichten im Regelfall bei unseren Sendungen und Beiträgen auf das Gender-In und das Gender-Sternchen aus diversen Gründen.
U.a. weil:
"Im August hatte sich die Gesellschaft für deutsche Sprache so geäußert: "Das Gendersternchen eignet sich nicht, um genderneutrale Personenbezeichnungen zu bilden. Bei seiner Verwendung entstehen nicht nur grammatisch falsche Formen (z. B. Arzt*in oder Ärzt*in), auch den Regeln der deutschen Rechtschreibung entspricht das Sternchen nicht"."
Üblicherweise ist dies auch bei Zeitungen und vielen anderen Sendern (zumindest im öffentlich/rechtlichen Bereich) ähnlich.
"Zu den wenigen klar definierten Ausnahmen vom gebotenen Sternchen-Verzicht (...)gehören verschiedene Angebote (...), wie bestimmte Podcasts, (…). Also Angebote, die sich an eine Zielgruppe richten, in der der geschriebene bzw. gesprochene "Gender-Stern" etabliert ist."
"Freilich soll sich das geschlechter-gerechte Miteinander auch in der Wortwahl ausdrücken. Denn Sprache beeinflusst maßgeblich das Bild, das (...) als Medienunternehmen von der Welt vermittelt. Hier weist die Geschäftsleitung auf viele Beispiele für gender-sensible Personenbezeichnungen hin. Männer und Frauen können in der Regel explizit angesprochen werden; außerdem sind geschlechtsneutrale Formulierungen möglich, um dem Anliegen einer fairen und sensiblen Sprache gerecht zu werden."
"Die folgenden Beispiele zeigen, dass gendersensibel schreiben gar nicht so schwer ist!
Wir müssen die deutsche Sprache nicht verbiegen, denn sie bietet vielfältige Lösungen.
Der Gewinner ist … Erster Platz ist … oder gewonnen hat …
Die Teilnehmer der Kurses … Alle, die beim Kurs dabei sind/waren
Wir waren beim Italiener. Wir waren italienisch essen. / Wir waren Pizza essen.
Besuchergruppe Besuchsgruppe
Ansprechpartner Kontakt
Besucher Gäste
Informant Informationsquelle
Grundschüler Grundschulkind
Mitarbeiter Team, Personal, Belegschaft
Studioleiter Studioleitung
Münchner die Münchner Bevölkerung
Ich vermisse in der Diskussion (nicht hier sondern andernorts) oft den Versuch, nicht alles so dogmatisch und fanatisch anzugehen, sondern einen Weg zu finden, bei dem alle sich wohlfühlen und die deutsche Sprache nicht verbogen werden muss. Der Mittelweg ist verpönt, Kompromisse gelten als Niederlagen (siehe z.B. den Brexit). Ich für meinen Teil möchte keinen Roman lesen, in dem alle maskulinen Begriffe mit einem IN oder/und einem *IN geschrieben sind. Und ich für meinen Teil kann gut akzeptieren, dass bei bestimmten Begriffen das Maskulin bestehen bleibt.
(Wenn z.B. von allen Steuerzahlern die Rede ist, ist ja doch klar, dass es nicht nur Männer sind. Man könnte zur Not auch schreiben alle Steuern Zahlenden oder wenn es denn sein soll, alle Steuerzahler und Steuerzahlerinnen ich könnte sogar damit leben, dass da steht alle Steuerzahlerinnen - da es ja logischerweise auch Männer sind. )