Gendern - notwendig oder nervig?

  • Du bist nicht transphob, nur gedankenlos

    Und Du bist oberflächlich, weil Du den Text offenbar nicht gelesen hast, aus dem ich zitiert habe. ;)


    Davon abgesehen. Besteht das einzige Mittel zur gesamtgesellschaftlichen Anerkennung von Transpersonen tatsächlich darin, die Existenz biologischer Geschlechter aktiv zu verneinen? Auch dieser Weg scheint mir nicht das Ergebnis eines Diskurses zu sein, und ich würde ihn tatsächlich nicht mitgehen wollen.

  • So wie du vermutlich nie wissen wirst, wie es ist, als Frau diskriminiert zu werden oder Bodyshaming abzubekommen.

    Das geht mit dem Ansatz einher, dass z.B. über das Auftreten von Rassismus nur Menschen entscheiden sollen, die davon betroffen sind. Verbunden mit dem Ansatz, dass alle anderen sowieso Rassisten sind.


    Aber Du urteilst ohne Kenntnisse. Ich bin in meiner Kindheit und Jugend sehr brutalem "Bodyshaming" ausgesetzt worden. Ich wurde außerdem misshandelt, und ich musste wirklich grausige Dinge miterleben, die sich meine Eltern gegenseitig angetan haben. Ich verneine dennoch den Anspruch, in diesen oder anderen Fragen ein besserer Mensch als irgendwer sonst zu sein. Ich meine, empathische und kluge Leute sind auch dazu in der Lage, solche Situationen zu beurteilen, zu diskutieren und an ihrer Lösung mitzuarbeiten, ohne selbst Opfer sein oder gewesen sein zu müssen.


    Noch eine kleine Ergänzung: Nicht jeder Mensch ist dazu in der Lage oder willens, die gesamte - und wirklich äußerst schwere - Last der Ungerechtigkeiten dieser Welt zu tragen. Das ist auch unzumutbar. Und nicht jeder Mensch, der nicht direkt von ihnen betroffen ist, trägt die (Gesamt-)Verantwortung für die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Das jedoch zu unterstellen und zur Grundlage des Umgangs zu machen, diskreditiert eine so große Anzahl von Menschen als Täter, dass es einfacher wäre, die wenigen noch verbliebenen Opfer von ihnen zu isolieren.

  • Und Du bist oberflächlich, weil Du den Text offenbar nicht gelesen hast, aus dem ich zitiert habe. ;)


    Davon abgesehen. Besteht das einzige Mittel zur gesamtgesellschaftlichen Anerkennung von Transpersonen tatsächlich darin, die Existenz biologischer Geschlechter aktiv zu verneinen? Auch dieser Weg scheint mir nicht das Ergebnis eines Diskurses zu sein, und ich würde ihn tatsächlich nicht mitgehen wollen.

    Ich habe ihn jetzt gelesen. Habe aber nicht den Eindruck dass er - außer diverse Positionen zu nennen - viel aussagt.


    Geschlechter sollte man im Kontext sehen. In der Biologie ist es eindeutig, da gibt es Männlein, Weiblein und Zwitter. Aber gesellschaftlich ist das Geschlecht eben nicht nur von den Chromosomen abhängig. Da sollte jede\r für sich selbst entscheiden dürfen.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Das geht mit dem Ansatz einher, dass z.B. über das Auftreten von Rassismus nur Menschen entscheiden sollen, die davon betroffen sind. Verbunden mit dem Ansatz, dass alle anderen sowieso Rassisten sind.


    Aber Du urteilst ohne Kenntnisse. Ich bin in meiner Kindheit und Jugend sehr brutalem "Bodyshaming" ausgesetzt worden. Ich wurde außerdem misshandelt, und ich musste wirklich grausige Dinge miterleben, die sich meine Eltern gegenseitig angetan haben. Ich verneine dennoch den Anspruch, in diesen oder anderen Fragen ein besserer Mensch als irgendwer sonst zu sein. Ich meine, empathische und kluge Leute sind auch dazu in der Lage, solche Situationen zu beurteilen, zu diskutieren und an ihrer Lösung mitzuarbeiten, ohne selbst Opfer sein oder gewesen sein zu müssen.


    Noch eine kleine Ergänzung: Nicht jeder Mensch ist dazu in der Lage oder willens, die gesamte - und wirklich äußerst schwere - Last der Ungerechtigkeiten dieser Welt zu tragen. Das ist auch unzumutbar. Und nicht jeder Mensch, der nicht direkt von ihnen betroffen ist, trägt die (Gesamt-)Verantwortung für die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Das jedoch zu unterstellen und zur Grundlage des Umgangs zu machen, diskreditiert eine so große Anzahl von Menschen als Täter, das es einfacher wäre, die wenige noch verbliebenen Opfer von ihnen zu isolieren.

    Das tut mir sehr leid. Ich habe dich nur als schlanken attraktiven Mann kennengelernt.


    Dass wir alle Verantwortung tragen und zumindest versuchen sollten, uns in die Realität der anderen hineinzuversetzen, bleibt unbestritten.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Besteht das einzige Mittel zur gesamtgesellschaftlichen Anerkennung von Transpersonen tatsächlich darin, die Existenz biologischer Geschlechter aktiv zu verneinen? Auch dieser Weg scheint mir nicht das Ergebnis eines Diskurses zu sein, und ich würde ihn tatsächlich nicht mitgehen wollen.


    Ich sehe es auch als Armutszeugnis, wenn wir nicht in der Lage sind, dafür bessere Lösungen zu finden.

    Voraussetzung für das Finden von besseren Lösungen ist aber, erst mal zu akzeptieren, dass es ein Problem gibt. Statt einfach alles über einen Kamm zu scheren.
    (Und ich sehe white defensiveness z.B. auch unter diesem Aspekt, deswegen habe ich trotzdem noch Hoffnung in die Soziologie und auch eine Erwartungshaltung).

  • Das ist genau der Ansatz den die Briten gegangen sind, und den ich gut finde. Ich bin nicht eine gute Ingenieurin, ich bin ein guter Ingenieur. Frauen sollten keine eigene Gruppe bilden sondern Teil der Gesamtheit sein.

    Das ist zwar jetzt wie mit 'ner Axt reingeschlagen und viel komplexer, als ich es jetzt darstelle und ich habe mir noch nicht mal eine Position gebildet.

    Aber trotzdem einfach mal als Frage in den Raum gestellt:
    Warum sollten Transgender dann Männer oder Frauen sein? Ist es nicht sinnvoller die Komplexität zu erhalten, statt sie zu leugnen? Ist nicht genau das Diversität?

  • Das ist zwar jetzt wie mit 'ner Axt reingeschlagen und viel komplexer, als ich es jetzt darstelle und ich habe mir noch nicht mal eine Position gebildet.

    Aber trotzdem einfach mal als Frage in den Raum gestellt:
    Warum sollten Transgender dann Männer oder Frauen sein? Ist es nicht sinnvoller die Komplexität zu erhalten, statt sie zu leugnen? Ist nicht genau das Diversität?

    Vereinfacht gesagt: Weil sie es sein wollen? Ihr Lebensinhalt dreht sich oft jahrelang nur noch darum. Deshalb ist ein guter Therapeut auch so wichtig. Manchmal ist es auch unterdrückte Homosexualität, und das muss vor einer Hormontherapie abgeklärt werden. Aber Therapeuten machen viel mehr, da wird auch mal gemeinsam eingekauft oder in der gewünschten Rolle gemeinsam in die Öffentlichkeit gegangen. Es sollte doch jeder Mensch einfach sein dürfen was er will, da kann auch non-binary wie bei meiner Großen dabei herauskommen.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Es sollte doch jeder Mensch einfach sein dürfen was er will, da kann auch non-binary wie bei meiner Großen dabei herauskommen.

    Ja, absolut.


    Es sollte aber auch jeder Mensch das Recht behalten, vermeintliche Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, oder sogar - gemessen an irgendeiner ethischen oder moralischen Leitlinie - "falsch" zu liegen. Denn das macht uns aus. Es macht uns nicht aus, dass wir allesamt blind und unkritisch und uns selbst verneinend Leitlinien folgen und Prügel einstecken, wenn wir das mal nicht tun. Und jeder ethische und moralische Ansatz steht auch zur Disposition. Ich weiß, das klingt und ist schmerzhaft, aber der Anspruch auf Richtigkeit, auf Korrektheit ist Augenwischerei, der auch die eigenen Augen betrifft.


    Und, so hart es klingt. Wenn wir alle Einzelschicksale zusammennehmen und daraus einen Codex entwickeln, dem alle genügen müssen, damit die Schicksale angemessen reflektiert werden, bleibt ein Handlungsspielraum übrig, der einen Nanometer über unserer Hautoberfläche endet.

  • Es sollte doch jeder Mensch einfach sein dürfen was er will, da kann auch non-binary wie bei meiner Großen dabei herauskommen.

    Ja, absolut übernehme ich gerne aus Toms Reaktion.

    Und würde es gerne ergänzen mit noch einer ganzen Reihe Gedanken zu anderen Aspekten, als zu dem, zu dem Tom bereits etwas geschrieben hat.
    Die aber noch viel zu unausgegoren sind und der Komplexität des Problems ohnehin nicht angemessen sind. Ich belasse es deswegen lieber dabei...

    Puh, das ist eine ganz schöne Strecke, die man durchdenken muss, um eine Position zu einem * zu finden.

  • Puh, das ist eine ganz schöne Strecke, die man durchdenken muss, um eine Position zu einem * zu finden.

    Da sagst du was... Und wenn dann noch Befindlichkeiten innerhalb der Familie dazu kommen fragt man sich manchmal schon, was man noch sagen darf, auch ohne Person des öffentlichen Lebens zu sein 8o

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • was man noch sagen darf

    "Was man noch sagen darf" darf man nicht mehr sagen. ;)


    Ich schrieb es weiter oben. Es ist eine Errungenschaft unserer Zeit und unserer Gesellschaften, dass Toleranz und Respekt und Ankerkennung auch bislang exotisch anmutenden Lebensentwürfen gegenüber aufgebracht wird, dass wir anerkennen, dass auch "vollwertiger" Mensch ist, wer aus den früher gültigen Normen fällt, dass Eigenarten, Eigenschaften, Orientierungen und Merkmale keinen Einfluss auf eine wie auch immer geartete Wertigkeit haben, undsoweiter undsofort. Dass, kurz gesagt, alle Menschen gleiche Rechte haben, gleiche Chancen erhalten sollten und auf gleiche Behandlung Anspruch haben.


    Aber.


    Wenn eingefordert wird, dass alle Aspekte unseres Daseins bis ins kleinteiligste Element dieses Paradigma reflektieren, dass sich, wie in einem Fraktal, dieser Anspruch (der übrigens kein Konsens ist) auch in der größten Vergrößerung und in der kleinsten Verkleinerung gleichermaßen zeigt, und wenn zugleich unterstellt wird, dass unsere Gesellschaften nicht wirklich gerecht sind, solange das nicht erreicht ist, dann springe ich auf und schreie laut: "Einspruch!" Wenn - die, bitteschön, sehr wenigen - Menschen, die bezogen auf ihre eigene Geschlechterzugehörigkeit unsicher oder unschlüssig sind, erwarten, dass ein so simples, grobschlächtiges und verallgemeinerndes Instrument wie die Sprache auch ihre Situation jederzeit reflektiert, und dass die Welt diskriminierend ist, bis das erreicht ist, dann rufe ich diesen Leuten entgegen: Habt Euch nicht so. Das ist nämlich Unsinn. Erkennt bitte an, dass diese Forderung nicht nur unmöglich zu erfüllen ist, dass ihre Erfüllung vielen anderen Gruppen gegenüber wiederum ungerecht wäre, sondern auch und vor allem, dass die Voraussetzungen für diese Forderung unsinnig sind. Diese linguistische Diskriminierung ist nur eine gefühlte. Sie ist nicht vorhanden, sie ist nicht echt, niemand denkt Euch weg oder herablassend mit (und die, die es tun, sind auch durch eine andere Sprache nicht daran zu hindern). Diese unterstellte verbale Herablassung ist herbeigeredet. Tut das unserer Sprache und unseren Gesellschaften nicht an, diesen grausigen Nebenkriegsschauplatz aufzumachen, nur um die Macht der marginalisierten Gruppen zu demonstrieren.


    Und den anderen würde ich zurufen: Hört hin. Denkt darüber nach, warum so etwas gefordert wird. Was ist an unserem Alltag, unserem Umgang falsch, dass solche Strukturen etabliert werden sollen, um es sichtbar zu machen und zu beseitigen? Wo stecken Vorurteile, Klischees, tradierte oder sozialisierte Verhaltensweisen, die in die Tonne gehören? Wo würde es sich mal lohnen, über das eigene Wertegefüge nachzudenken? Viele Menschen beantworten sich diese Fragen bereits und ändern ihr Verhalten. Wir sind auf einem guten Weg.

  • Ich werde über das Thema sicherlich noch eine Weile nachdenken, will aber einfach mal Danke in die Runde sagen für diese schöne Diskussion hier.


    Insbesondere auch an Dich Tom, für die Geduld und die Präzision, mit der Du immer wieder Deine Sicht erläutert hast.

  • Die Frage: "Bin ich transphob, wenn ich anmerke, dass nur Frauen eine Gebärmutter haben?" bringt den Ansatz der Aufgeregtheit durchaus auf den Punkt.


    Ich denke es geht trotzdem um Nuancen und Kontext. Es ist ein Unterschied, ob ich eine persönliche Meinung kommuniziere oder ob ich zusätzlich mir der Konsequenzen schon direkt bewusst bin.


    Beispiel: Der Satz "nur Frauen haben eine Gebärmutter" ist logisch. Ich mag Logik. Der Satz ergibt also für mich Sinn.


    Nun treffe auf der Straße auf eine Trans Frau und schreie in ihre Richtung: "Nur Frauen haben eine Gebärmutter!". Ergibt das Sinn? Nein. Gleicher Satz, in einem anderen Kontext, nur geäußert um zu verletzen oder zu provozieren.


    Wenn nun z.B. ein Autor sich wiederholt so in dieses Thema versteift und das immer wieder von sich gibt dann wirkt das irgendwann eben tatsächlich pathologisch transphob. Das ist eben ein Spektrum. Ich erwähnte Ben Shapiro. Einzelne seiner Aussagen mögen Sinn ergeben. Die Präsentation und seine Verbissenheit wirken aber pathologisch. Da muss man auch erwidern können: Hey, geht's noch? Was ist dein Problem?

    Um zu erklären aus welcher Ecke ich komme: ich möchte ein "Ally" sein und ich möchte vor allem Menschen nicht darin behindern oder sie verurteilen zu tun und zu lassen was sie wollen. Sich mit einem Geschlecht zu identifizieren, das nicht das original biologische ist, ist legitim.


    Trotzdem ist es auch kein Wunder wieso wir jetzt ausgerechnet in dieses Thema Transgeschlechtlichkeit abgeglitten sind. Kein Thema scheint in diesem Zusammenhang so schwierig und aufgeladen wie dieses. Ich mag auch nicht, dass ich gefühlt mich durch tausenden Seiten von Texten und Abkürzungsverzeichnissen arbeiten zu müssen, um nicht in einen Fettnapf zu treten. Wenn irgendeine Minderheit oder Gruppe einen PR-Berater bräuchte, dann definitiv diese, denn das nervt tatsächlich manchmal. Wieso muss ich mich z.B. CIS nennen, nur weil das Teil dieser speziellen Sprachlogik ist. Und das ist noch die einfachste Abkürzung. das reicht zum Mitreden noch nicht aus. Ich bin ebenso ein Freund der Wissenschaft. Extremfälle wie, dass ein Trans Mann in ein Krankenhaus eingeliefert wird unbedingt wie ein biologischer Mann behandelt werden will, ist verrückt und lebensgefährlich. An der Stelle behandelt man tatsächlich eine biologische Frau.


    Aber nur weil die lautesten Stimmen da häufig Unsinn erzählen, heißt das ja nicht dass man die Gruppe als Ganzes verurteilen oder einschränken sollte. Entsprechend würde ich auch nicht auf die Idee kommen diese obigen, eher kritischen, Gedanken täglich in die Welt herauszuschreien. Es ist nicht mein Lebensthema. Und wenn es ein unbeteiligter zu seinem Lebensthema trotzdem macht, dann läuft da irgendwas schief...


    Und nein, "canceln" würde ich niemanden der genannten Personen...

  • Ich denke es geht trotzdem um Nuancen und Kontext.

    Geht es nicht immer um Nuancen und Kontext? Nur sind Nuancen und Kontext keine Einbahnstraße, sie gelten in beide Richtungen. Und sie lassen sich ohnehin nicht erzwingen.

    Um zu erklären aus welcher Ecke ich komme: ich möchte ein "Ally" sein und ich möchte vor allem Menschen nicht darin behindern oder sie verurteilen zu tun und zu lassen was sie wollen.

    Jede der Personen, die ich zitiert habe, scheint mir in dem von Dir definierten Sinne ein Ally sein zu wollen.

    Und wenn es ein unbeteiligter zu seinem Lebensthema trotzdem macht, dann läuft da irgendwas schief...

    Frauenrechte sind für Menschen wie Rowling und Moore offensichtlich auch Lebensthemen. Auch diesen gegenüber gilt Ally.
    Wenn es dann in Shitstorm und Zensur umschlägt, wird es offensichtlich zu einem Lebensthema für Morgan. Eigentlich für jeden von uns.

    Wenn ich die ganzen Kommentare bei Morgan lese, im Sinne von - verdammt, seine Bücher haben mein Leben verändert / hat er seine eigenen Bücher nicht gelesen / wenn wir überhaupt einen ally haben, dann hätte doch wohl er es sein müssen - dann sollte vielleicht nach verträglicheren Lösungen gesucht werden.
    Das eigene Lebensthema mit Shitstorms und Zensur gegen einen Ally durchsetzen zu wollen, da läuft dann wohl tatsächlich was schief.
    Und wird ohnehin nicht zum Ziel führen.

    I never predict anything, and I never will. (Paul Gascoigne)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Maarten ()

  • Danke Googol für die Erkenntnis, dass ich mich nun Cis (oder Zis?) nennen und ein Ally werden kann. Man lernt nie aus.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Frauenrechte sind für Menschen wie Rowling und Moore offensichtlich auch Lebensthemen. Auch diesen gegenüber gilt Ally.
    Wenn es dann in Shitstorm und Zensur umschlägt, wird es zu offensichtlich zu einem Lebensthema für Morgan. Eigentlich für jeden von uns.


    Da geht jetzt aber einiges durcheinander. Jeder hat seine Agenda und sein Thema. Frauenrechte haben erst einmal nichts mit Transrechten zu tun. Tatsächlich können sie sich in bestimmten Ausprägungen sogar widersprechen ("wie können die sich nur Frauen nennen, die gehören nicht zu uns."). Das Rowling in bestimmten Bereichen vielleicht auch positiv aktiv ist, schließt nicht aus, dass sie in anderen Bereichen negativ übers Ziel hinaus schießt.


    Auch "Diversität". Bitte nicht einfach flächendeckend da Fleißsterchen verteilen, weil ein Autor vielleicht einmal einen positiven schwulen Charakter geschrieben hat. Selbiger kann vielleicht andere Minderheiten blöd finden.


    Ich - als Einzelperson, nicht als Teil eines Mobs - nehme mir die Freiheit Provokateure auch Provokateure zu nennen, und das als auch als deren "Lebensthema" zu identifizieren. Geil, ich habe gerade mal wieder ne Bombe gezündet... Ich habe keinerlei Mitleid für jemanden, der einen Shitstorm erlebt, der einen Shitstorm erbettelt.


    Ich habe zugegeben keine Ahnung was zu Morgans Twitter-Verbannungs geführt hat, aber seine verlinkte Replik darauf ist in seiner Form, nach meiner eigenen persönlichen Meinung, und mich da jetzt bitte nicht in die Cancel Culture-Ecke drängen, einfach menschenverachtener, verletzender Mist, der vollkommen unnötig ist.

    Ich respektiere übrigens deine Meinung. Umgekehrter Respekt wäre auch total super. Du musst doch zugegen, dass sich über den Begriff "Ally" lustig zu machen, vollkommen unnötig ist, oder?

  • Ich respektiere übrigens deine Meinung. Umgekehrter Respekt wäre auch total super. Du musst doch zugegen, dass sich über den Begriff "Ally" lustig zu machen, vollkommen unnötig ist, oder?

    Ich habe den Begriff 'Ally' so aufgenommen, wie Du ihn geschrieben hast: und ich möchte vor allem Menschen nicht darin behindern oder sie verurteilen zu tun und zu lassen was sie wollen.

    Erst nach dem Abschicken habe ich den Begriff gegoogelt, ob er eine der diversen Vokabeln ist, die es in diesem Kontext gibt. Ich habe mich da nicht eingearbeitet (CIS kannte ich wenigstens). Ich glaube, dass im Kontext dieser ganzen Diskussion auch bereits häufig erwähnt zu haben.

    Also: Ich nehme den Begriff Ally gerne wieder aus dem ganzen raus (außer aus den aufgeführten Kommentaren zu Morgan, denn dort stand er tatsächlich genau so drin). Es war absolut nicht meine Intention respektlos zu sein oder mich lustig zu machen. Es wäre aber schön, wenn Du auch apriori davon ausgehst, dass das so ist. Ansonsten können wir nicht miteinander reden, bevor ich die von Dir genannten tausende Seiten gelesen habe. Und ich denke, es sollte auch so möglich sein.

    Auch "Diversität". Bitte nicht einfach flächendeckend da Fleißsterchen verteilen, weil ein Autor vielleicht einmal einen positiven schwulen Charakter geschrieben hat. Selbiger kann vielleicht andere Minderheiten blöd finden.

    Mache ich nicht.

    Wie gesagt, ich kenne bis auf ein Buch alle von ihm. Ich habe den Blog zum Thema inkl. aller Kommentare gelesen. Ich habe mir Twitter-Kommentare angeschaut. Ich habe ein sehr deutliches Bild von Morgan.
    Mir ist bewusst, dass die Aneinanderreihung der Beispiele in seinem Blog, anekdotische Vorfälle sind, die nicht dazu taugen, daraus eine Argumentation abzuleiten und ich finde sie auch unglücklich.
    Das ändert aber nicht mein Gesamtbild von ihm.

    Die gesamte Diskussion um Transgender ist, wie Du sagst, sehr komplex.

    Ich habe mal nach einem positiven Beispiel für eine Debattenkultur zu dem Thema gefunden und finde z.B. dieses viel besser, als Shitstorms/Zensur auf Twitter:
    Debatte Rowling-Tweet

    Da liegt noch ein langer Weg vor uns.

    I never predict anything, and I never will. (Paul Gascoigne)

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  • Wo wir schon über Respekt reden. Um den geht es nämlich bei all dem.


    Das Problem ist: Respekt kann man nicht einfordern, zu Respekt kann man nicht zwingen oder verpflichten. Respekt ist etwas, das sich aus einer Haltung ergibt, in Folge einer aktiven Auseinandersetzung mit einer Thematik. Respekt ist außerdem eine persönliche Angelegenheit. Man kann Respekt auch durch äußere Zeichen zu demonstrieren versuchen, aber dieses äußere Zeichen alleine ist kein Beweis dafür, dass die Person, die es trägt, diesen Respekt tatsächlich empfindet, verinnerlicht hat und lebt.

    Genau das aber wird mit dem Gendern versucht: Zu Respekt zu verpflichten, Respekt zu erzwingen. Ich fürchte, das funktioniert so nicht, und auch jene, die sich vermeintlich anschließen, empfinden diesen Respekt nicht notwendigerweise. Man gendert in der Außendarstellung lieber, bevor man einen vernichtenden Shitstorm riskiert, eine öffentliche Diskreditierung des Unternehmens, des Vereins, der Person. Dabei sind einem solche Fragen möglicherweise egal.

    Und auch dazu hat man übrigens jedes Recht, so schmerzhaft sich das anhört. Viel mehr Rechte als jene, die die Idee durchzusetzen versuchen, dass alle Menschen jetzt ihr Verhalten ändern und jederzeit Respekt zollen, ganz egal, ob er wirklich vorhanden ist oder nicht. Unsere Gesellschaften sind frei, aber hier geht es ja nicht einmal um die Meinungsfreiheit, die eingeschränkt werden soll, sondern (und das geht eigentlich sogar noch ein paar Schritte weiter) um Haltungen, die eingefordert werden, und der Beweis wird erbracht, wenn man sich u.a. diesem sprachlichen Diktat beugt. Das fällt in eine ähnliche Kategorie wie der Anspruch vieler Muslime, dass sich bitte alle Nichtmuslime ihrem Verbot der Darstellung des Propheten anschließen sollen, um ihre religiösen Gefühle zu respektieren. Ich will das Gendern damit nicht ins Lächerliche ziehen, aber das ist in gewisser Weise tatsächlich ein ähnlicher Vorgang. Und ich glaube nicht, dass gesellschaftliche Diskurse auf diese Weise geführt werden sollten. Möglicherweise erreicht man Etappensiege schneller, aber man bleibt an der Oberfläche, auf der Ebene der lediglich sichtbaren, aber nichts beweisenden Zeichen.