Apeirogon – Colum McCann

  • Rowohlt, 2020

    Originaltitel : Apeirogon: A Novel

    Gebundene Ausgabe : 608 Seiten

    Kurzbeschreibung:

    Rami Elhanan und Bassam Aramin sind zwei Männer. Rami braucht fünfzehn Minuten für die Fahrt auf die West Bank. Bassam braucht für dieselbe Strecke anderthalb Stunden. Ramis Nummernschild ist gelb, Bassams grün. Beide Männer sind Väter von Töchtern. Beide Töchter waren Zeichen erfüllter Liebe, bevor sie starben. Ramis Tochter wurde 1997 im Alter von dreizehn Jahren von einem palästinensischen Selbstmordbomber vor einem Jerusalemer Buchladen getötet. Bassams Tochter starb 2007 zehnjährig mit einer Zuckerkette in der Tasche vor ihrer Schule durch die Kugel eines israelischen Grenzpolizisten. Ramis und Bassams Leben ist vollkommen symmetrisch. Ramis und Bassams Leben ist vollkommen asymmetrisch. Rami und Bassam sind Freunde. Apeirogon: eine zweidimensionale geometrische Form mit einer gegen unendlich gehenden Zahl von Seiten. Während "Apeirogon" nach und nach seine nahezu unendlichen Seiten auffächert und die beiden Männer in seiner Mitte rahmt, entfaltet sich der Palästinakonflikt in seiner ganzen Historie und Komplexität. Dies ist Colum McCanns überwältigendes Meisterwerk - ein Roman, der das Unbeschreibliche sinnlich und sinnhaft erfahrbar, greifbar macht. Ein kaleidoskopischer Text stellt die zeitlose Frage: Wie leben wir weiter, wenn das Liebste verloren ist? Und: Wie kann der Mensch Frieden finden? Mit sich selbst, mit anderen.


    Über den Autor:

    Colum McCann wurde 1965 in Dublin geboren. Er arbeitete als Journalist, Farmarbeiter und Lehrer und unternahm lange Reisen durch Asien, Europa und Amerika. Für seine Romane und Erzählungen erhielt McCann zahlreiche Literaturpreise, unter anderem den Hennessy Award und den Rooney Prize for Irish Literature. Zum internationalen Bestsellerautor wurde er mit den Romanen «Der Tänzer» und «Zoli». Für den Roman «Die große Welt» erhielt er 2009 den National Book Award. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in New York.


    Über den Übersetzer:

    Volker Oldenburg lebt in Hamburg. Er übersetzte unter anderem David Mitchell, Oscar Wilde, T Cooper und Dinaw Mengestu. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis.


    Mein Eindruck:

    Colum McCann hat hier ein mächtiges Buch mit 1001 überwiegend kurzen Kapiteln vorgelegt, das ein bemerkenswertes Meisterwerk ist. McCann schreibt über den Nahostkonflikt indem er über 2 Männer erzählt, die ein Schicksal teilen. Beide haben ein Kind verloren.

    Einer ist Israeli und seine Tochter wurde 1997 bei einem Selbstmordattentat getötet, da sie zufälligerweise in der Nähe war.

    Der andere ist Palästinenser. Seine Tochter wurde 2007 von einem Gummigeschoss eines Soldaten getötet, dabei war das Kind nur unterwegs, um sich Süßigkeiten zu kaufen.

    Erstaunlicherweise lässt das gemeinsame Leid die Männer, die sich sein 2005 kannten, zusammenwachsen. Sie sind der Meinung, Rache führt zu nichts. Gemeinsam halten sie viele Vorträge in aller Welt und erzählen von ihrem Schicksal. Sie werben für Versöhnung und Frieden. Diese beiden Männer gibt es wirklich und auch wenn Colum McCann, wie er im Vorwort erläutert, einiges fiktionalisiert, sind die Ereignisse real.


    Es folgen viele Kapitel, wobei einige nur aus einem Satz oder einem Bild bestehen, in denen man die Männer und ihre Familien und auch die getöteten Mädchen besser kennenlernt. Es fällt schwer, sich auch nur kurz von dem Buch zu lösen und in 2,5 Tagen habe ich das Buch durchgelesen.


    Colum McCann fügt aber noch weitere Ebenen ein. Er erzählt auch von historischen Begebenheiten und zitiert viele bekannte Persönlichkeiten, woraus sich etliche Zusammenhänge ergeben.


    Es wird ein Buch gegen Hass und Gewalt!


    ASIN/ISBN: 3498045334

  • Da freue ich mich umso mehr auf unsere Leserunde. Das Buch scheint sich für eine Runde gut zu eignen.

    Da kann ich dir nur zustimmen. Zunächst dachte ich, das Thema sei schon etwas ausgelutscht. Aber das klingt bei dir ja gar nicht so, Herr Palomar .

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin