'Endymion: Die Auferstehung - Seiten 001 - 090

  • Gleich zu Beginn kommt mir direkt eine Frage, die ich in Buch 3 schon stellen wollte - die Anrede ist im englischen A. Bettik, M. Endymion und M. Aenea. Steht ja für Android, Mister und Miss/Misses, je nachdem um wen es genau geht. Ist das im deutschen A., H. Und F., oder wie ist das gelöst? Im englischen hatte ich nämlich manchmal Zuordnungsprobleme bei anderen Namen zum Geschlecht - und dazu dann der Gedanke, ob das vielleicht auch Absicht ist, dass Simmons mit den klassischen westlichen Geschlechterrollen brechen möchte. Sehr viele Protagonisten sind ja männlich, aber Aenea als Auserwählte zum Beispiel als zentrale Figur ja nicht.

  • Heute habe ich ordentlich lesen können, und den ersten Abschnitt beendet sowie einen Teil vom zweiten Abschnitt. Endymion wird Hyperionisiert:lesend:). Fall of Endymion bleibt beim einfacheren Stil, den Endymion schon ausmachte, und grundsätzlich bleibt es beim weniger verschachtelten Verlauf, ein Kapitel Pax-Seite, ein Kapitel Aenea-Seite. Doch während es bei Aenea weitgehend linear bleibt, verschachtelt sich Pax weitgehend. Ich komme nicht mehr ganz mit.


    - Lenar Hoyt und Vater Dure sind beide nach wie vor im gleichen Körper - doch in welcher Reihenfolge werden sie wiedergeboren? Zufall? Auf jeden Fall wird Vater Dure zuverlässig durch Kardinal Lourdusamy (?) ermordet. Weiß das Hoyt?

    - Loudasamy wird in meinen Augen eigentlich als mächtigster in der Kirche präsentiert, aus meiner Sicht auch mächter als Hoyt. Sei es in seiner bekannten Papst-Rolle, oder aber auch als der neue Papst Urban, um einen Kreuzzug gegen die Ouster zu starten.

    - Die Inquisition (eigentlich heißen sie ja anders) sind mit Kardinal Mustafa sind ein weiterer Machtblock, die unter anderem Admiral Kee folter, um rauszufinden was los ist. Aus meiner Sicht ein Zeichen davon, dass sie mit dem Core nicht ganz vertraut sind, insbesondere da sie seine Schilderungen nicht glauben. Die Folterszene war grauenhaft.

    - Mercantilus als Händlergilde der Pax, und dann noch Opus Dei, als weiteres Gegengewicht

    - und natürlich das MIlitär.


    Bisher konnte ich noch nicht einordnen, woher der Kirchenvertreter kam, der mit den 4 Core-Assassinen (?) Kontakt hatte. Da war ja ein Massengrad, schuldig durch die Kirche und nicht den Core, und es war nicht der Vertraute von Mustafa oder Loudusamy.


    Ich muss ehrlich sagen, zu viele Gedanken mache ich mir gerade gar nicht - ich bin einfach von Seite zu Seite gespannt was Simmons sich einfallen lässt. Wie von Lese-Rina (extra ohne Erwähnung wegen Spoiler) im letzten Abschnitt geschrieben - es wird unübersichtlich. Vor allem da zu erwarten ist, dass die Aenea-Seite auch aufgesplittet wird, da Raul ja alleine losgeschickt wird um das Raumschiff zu holen, während Aenea und Bettik einen anderen Weg gehen.

  • Ich komme nicht mehr ganz mit.

    Du sagst es! :writeDieser ganze Machapperat von Kirche/Pax verwirrt mich auch - aber genauso wie du mache ich mir darüber keine allzugroßen Gedanken - so wichtig wird schon nicht sein, dass ich die ganzen Herrschaften der einzelnen Gruppierungen nicht aus einanderhalten kann.


    Das Wiedererwachen von Pater Dure hat mich sehr überrascht - und auch bestürzt. Ich dachte wirklich, wenigstens er kann ich Frieden ruhen. Anscheinend teilen sich Hoyt und Dure einen Körper und so wie ich das verstanden habe, kommt immer entweder einer zufällig nach dem Auerstehen oder abwechselnd. Leider hat Pater Dure ja kein langes Leben - schade, denn er könnte das Ruder komplett herumreißen!


    Ich frage mich wirklich, warum Papst Urban so versessen auf den Feldzug gegen die Ousters ist. Was hat er/die Menschheit davon? Normalerweise geht es in Krieg um Macht, um Gebiete oder um Rohstoffe. Doch das alles kann es hier nicht sein - soviel Machtgewinn ist ein gewonner Kampf so weit draußen im Universum ja auch nicht. Natürlich sind die Ousters momentan gute Sündenböcke für alles mögliche (man erinnere sich an die zwei verlassenen Welten), aber das sind sie ja nicht mehr, wenn sie tatsächliche besiegt würden. Und so ein Feldzug verschlingt unendlich Menschenleben, Geld und Rohstoffe.

    Zitat

    Die Folterszene war grauenhaft.

    Das fand ich auch! Sehr, sehr brutal. Mir kam dann der Gedanke, dass dem armen Kee nicht mal als Erlösung der Tod bleibt. Darauf folgte der nächste Gedanke: ist Aenea vielleicht die Erlöserin von der Kruziform? Das wäre für mich momentan logisch und auch eine gute Lösung. Natürlich mögen das manche anders sehen, aber die negativen Auswüchse der "Unsterblichkeit" werden hier ja mehr als deutlich.


    Zur Kruziform habe ich momentan aber auch noch eine andere Theorie: irgendjemand wirft ja die Frage auf, wie denn der Core überleben kann, nachdem die Menschen nicht mehr ihre Neuronen im Farcaster zur Verfügung stellen. Könnte ja gut sein, dass sich der Core über die Kruziforme in die Gehirne der Menschen eingeschlichen hat. Würde dann auch gut zur oberen Idee passen.

    Zitat

    Bisher konnte ich noch nicht einordnen, woher der Kirchenvertreter kam, der mit den 4 Core-Assassinen (?) Kontakt hatte. Da war ja ein Massengrad, schuldig durch die Kirche und nicht den Core, und es war nicht der Vertraute von Mustafa oder Loudusamy.


    Oder aber: die Menschen in den Labyrinthwelten werden als äußerst unfreiwillige Wirte misbraucht. So ganz glaube ich nämlich nicht, dass das "nur" das Werk der Kirche ist - was wollen sie damit? Nein, da steckt sicher auch der Core dahinter, schließlich wollte er schon in Hyperion, dass die Menschen in diesen Labyrinthwelten gefangen gehalten werden. Damals war Gladstone schlau genug, es zu verhindern, Hoyt ist das leider nicht.


    Dazu passt das erneute Auftauchen von Ratgeger Albedo - den kennen wir ja auch schon länger ;). Ich hab jetzt nochmal nachgeblättert - er war dabei, als Pater Dure ermordet wurde - also doch ein Vertrauter von Loudusamy bzw. direkt von Hoyt, wahrscheinlich aber in eigener Sache (also der des Cores mit seinen "drei Sektoren" - die Beständigen, Unbeständigen und Ultimaten???) unterwegs.


    Viele Fragen sind also offen, aber ich mag dieses "Miträtseln" und Aufstellen von Theorien. Nachdem der Post jetzt schon sehr lang ist, fange ich für Aeneas Strang lieber der Übersicht wegen mal einen neuen an. :grin

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Vor allem da zu erwarten ist, dass die Aenea-Seite auch aufgesplittet wird, da Raul ja alleine losgeschickt wird um das Raumschiff zu holen, während Aenea und Bettik einen anderen Weg gehen.

    Ehrlich gesagt, ich bin ganz froh, wenn Raul alleine unterwegs ist. Aenea nervt mich nämlich schon wieder, nachdem es ja im ersten Band dann irgendwann doch besser wurde. Im Gegensatz zu dem, was ich gerade eben geschrieben habe, finde ich bei ihr nämlich die ganze Geheimnistuerei nicht gut. Wenn sie schon als "vielwissende Erlöserin" dargestellt wird, der alle an den Lippen hängen und bedingungslos folgen, dann wüsste ich schon gerne, warum. Jetzt und nicht erst am Ende des Buches! Es wird immer nur beschrieben, dass es so ist, aber warum, darüber nur ganz wenige Worte. Deswegen kann ich diese besondere Ausstrahlung, die Aenea haben soll, überhaupt nicht nachempfinden und das stört mich, da es für mich nicht schlüssig ist.


    Simmons macht es sich da meiner Meinung nach zu einfach. Er spricht zu uns immer als Publikum, das Aenea als große "Erlöserin" kennt - aber das sind wir als LeserInnen in der Vor-Hegira-Zeit bekanntlich nicht :grin. Mir hat es auch nicht gefallen, dass die Menschen auf der Erde nur Schachfiguren sind, die von Aenea oder irgendwelchen anderen Mächten nach Gutdünken in irgendwelche "Experimente" verwickelt werden. Von "ihr könnt euch selber entscheiden ob ihr hierbleibt oder nicht" zu "ihr müsst alle zurück" ging es ja sehr schnell. Mir fehlt da sehr die freie Entscheidungsmöglichkeit der Menschen.


    Schön fand ich dagegen die Erklärung, die Aenea Raul im Hinblick auf ihr "Wissen" bzw. ihre "Erinnerungen" gibt - das fand ich überzeugend. Solche Stellen hätte ich mir eben viel mehr gewünscht, um Aenea besser "greifen" zu können.

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  • Gleich zu Beginn kommt mir direkt eine Frage, die ich in Buch 3 schon stellen wollte - die Anrede ist im englischen A. Bettik, M. Endymion und M. Aenea. Steht ja für Android, Mister und Miss/Misses, je nachdem um wen es genau geht.

    Ich hab mir da eine andere Interpretation zurechtgelegt: A für Androide ok, aber M für Mensch. :) Ich nehme zwar stark an, dass ihr mit eurer Erklärung recht habt (sonst wäre es ja im Englischen anders), aber mir gefällt der Gedanke, dass zumindest dann, wenn es mehrere Spezies gibt, die Geschlechterunterscheidung aufgehoben ist.


    Es kann aber gut sein, dass Simmons das wirklich bewusst so gemacht hat, um eben nicht auf das Geschlecht hinzuweisen. Fände ich toll - lange vor der heutigen Genderdiskussion. Mir ist auch aufgefallen, dass er gerade bei den militärischen und kirchlichen Rängen oft von Captain oder Bischof spricht - und irgendwann ist es dann eine "sie". Dahinter vermute ich durchaus Absicht, um eben herauszustellen, dass beide Geschlechter alles machen können. Auch Gladstone war ja in Hyperion eine sehr, sehr starke Frau.

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