2019
GTIN 978 3 943 708 46 2
Kurzbeschreibung:
45 Gedichte
Walter Bauer, der zu Unrecht vergessene Moralist und Sprachverführer, dessen ätzende – durch die Nazis verbotenen – sozialkritischen Texte auch den Grundton abgeben für seine in der kanadischen Emigration entstandenen Gedichte: die liebevolle Hinwendung zur geschundenen Kreatur, die hochsensible Beobachtung einer noch tröstlichen Natur. Seine Sprache schafft in Anschaulichkeit und Präzision ein leuchtendes Gegenbild zu den Hauptströmungen westdeutscher Nachkriegslyrik – Hermetik, „Unsagbarkeit“ oder Konkrete Poesie – und ist eminent lesbar, ohne banal zu wirken.
Über den Autor:
Seine Lyrik spannt einen Bogen von den – nach 1933 verbotenen – sozialkritischen Texten aus den letzten Jahren der Weimarer Republik bis hin zu den späten, in der kanadischen Emigration geschriebenen, tlw. nachgelassenen Reflexionen, die durchweg getragen sind von dem moralischen Imperativ einer stark empfundenen persönlichen Verantwortung gegenüber der Geschichte sowie von einem zutiefst besorgten, aber auch liebevollen Blick auf Mensch und Natur. Bildern von Krieg, Zerstörung und Schuld stehen leuchtende Epiphanien glückhaften Anschauens gegenüber. Bauer steht mit seiner Dichtung quer zur dominierenden Strömung der Nachkriegslyrik der Bundesrepublik, deren Rückzug in magische Dunkelheit‘ er als „billigen Eskapismus“ ablehnte.
Mein Eindruck:
Die Lyrikreihe beschert mir wieder die Entdecker eines Dichters, den ich bisher nicht kannte.
Walter Bauer, 1904-1976. Die Auswahl der Gedichte übernahm Axel Vieregg.
Walter Bauer wanderte 1952 nach Kanada aus. Von seinen Erfahrungen damit handeln einige der Gedichte, z.B. Ankunft in Halifax und Toronto. Hier ist er als Schriftsteller unbekannt, seinen Lebensunterhalt muss er als Tellerwäscher und in einer Fabrik verdienen. Dennoch sind die Gedichte dieser Zeit positiv. Später schaffte er es doch noch zum Professor an der Universität von Toronto. Davon zeugt das Gedicht Vorlesung.
Auch „Ein Jahr. Tagebuch aus Kanada“ schließt an das positive Lebensgefühl an. Ich hoffe, dieses Tagebuch, 1967 veröffentlicht, eventuell noch komplett zu finden, aber das wird dann wohl nur antiquarisch möglich sein.
Es gibt noch einiges andere im Heft, was beeindruckt, zum Beispiel Naturverbundenheit und eine ruhige Sozialkritik. Walter Bauer misstraut großen Worten. Seine verhaltene Sprache ist dennoch klar und ausdrucksvoll.