Jana Frey - Das eiskalte Paradies

  • Ein Mädchen bei den Zeugen Jehovas


    Das Buch:
    Hannah ist 15 Jahre und Zeugin Jehovas. Früher fühlte sie sich sicher und geborgen in ihrer Religionsgemeinschaft. Doch jetzt verspürt sie den Wunsch auszubrechen, normal zu sein, wie die anderen auch. Hannah fordert ihre Freiheit ein. Doch plötzlich werden die Grenzen ihrer einst so behüteten Welt zu unüberwindbaren Mauern. Erst die Liebe zu Paul gibt ihr Mut und Zuversicht. Zuversicht für den Schritt in eine anderen Welt


    ...Hannahs Geschichte ist tatsächlich passiert. Die Autorin Jana Frey hat sie nach langen Interviews mit der echten Hannah aufgeschrieben. Entstanden ist ein ergreifendes und ehrliches Dokument über eine Jugend bei den Zeugen Jehovas.


    Die Autorin:
    Jana Frey, geboren 1969 in Düsseldorf, nach Schulzeit in Wiesbaden Studium der Literatur, Geschichte und Kunst in Frankfurt, San Francisco und Auckland. Engagement für antifaschistische Kinder- und Jugendarbeit. Die Autorin lebt heute mit ihrer Familie wieder in Wiesbaden.


    Mein Eindruck:
    Wie alle Bücher von Jana Frey wunderbar. Hannahs Situation wird so genau und exakt beschrieben (mithilfe von tagebucheinträgen ihres lange streng geheimen tagebuches), dass man verhaltensweisen die man als ausenstehender ohne einblick in die gedanken nie verstehen würde, verstehen, ja sogar nachfühlen kann. Wie immer, nicht nur für Jugendliche

  • Ich war früher ein richtiger JanaFreyFan und deswegen fehlt auch dieses Buch nicht in meinem Regal. Es ist super geschrieben und sehr interessant eine andere Seite der ZeugenJehovas zu erfahren (Anders als die netten lieben Leutchen die ander Tür Klingeln oder einem Heftchen entgegen strecken) Wer Angst hat hier an ein Klischeehaftes und mit lauter Vorurteilen geschriebenes Buch zu kommen, den kann ich nur beruhigen. dem ist nicht so. Wirklich ein tolles Buch!

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


  • Das Buch war einfach unbeschreiblich *nach dem ich 5 min über ein Wort nachgegrübelt habe, dachte ich unbeschreiblich wäre vll gut * Es hat mich zutiefst berührt, sodass ich es in einem Stück lesen musste...
    Ich frag mich wie kann man nur so sein? ?(
    Hannah ist etwas wiederfahren was niemandem passieren sollte :-(

    Nicht weil es unerreichbar ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es unerreichbar.
    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • Titel: Das eiskalte Paradies. Ein Mädchen bei den Zeugen Jehovas
    Autorin: Jana Frey
    Verlag: Fischer Taschenbuch
    Erschienen: Juli 2003 (6. Auflage)
    Seitenzahl: 192
    ISBN-10: 3596804205
    ISBN-13: 978-3596804207
    Preis: 6.95 EUR


    Schlimm und gefährlich sind die Menschen, die meinen im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein. Zu dieser Gruppe gehören ohne Frage die Zeugen Jehovas, eine Sekte mit dem verbissenen Denken von Vorgestern, dazu ausgestattet mit fast unendlicher Intoleranz und der Humorlosigkeit von Regenwürmern. Jehovas Zeugen sind auch die Leute, die sich nichts dabei denken, oder vielleicht denken sie sich ja auch eine Menge dabei, die Menschen an einem Sonntagmorgen um halb acht aus dem Bett zu klingeln.


    Der Klappentext zu diesem Buch macht neugierig und schnell hat man die 6.95 EUR für dieses Buch den Damen und Herren Buchhändler auf den Verkaufstresen gelegt:


    „Hannah ist 15 Jahre alt und Zeugin Jehovas. Früher fühlte sie sich geborgen in ihrer Religionsgemeinschaft. Doch jetzt verspürt sie den Wunsch auszubrechen, normal zu sein wie die anderen auch. Hannah fordert ihre Freiheit ein. Und plötzlich werden die Grenzen ihrer einst so behüteten Welt zu unüberwindbaren Mauern. Erst die Liebe zu Paul gibt ihr Mut für den Schritt in eine andere Welt.“


    Jana Frey hat dieses Buch geschrieben, nach authentischen Gesprächsprotokollen mit dem Mädchen Hannah, wie es im Prolog heißt. Frey wurde 1969 in Düsseldorf geboren, studierte in Frankfurt, in den USA und in Neuseeland Literatur, Geschichte und Kunst. Bisher hat sie bereits zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Dieses vorliegende Buch ist in der Reihe „generation“ beim Fischer Taschenbuchverlag erschienen.


    Dieses Buch macht deutlich, dass religiöse Fanatiker und Dogmatiker eine echte Geisel der Menschheit sind. Aber diese fanatischen Eiferer finden wir nicht nur in den Sekten, wir finden sie leider auch in unseren „Staatskirchen“, auch dort gibt es viele dieser sehr gefährlichen Religionsfanatiker. Labile Menschen sind ihnen hilflos ausgeliefert und ein solcher Vorwurf kann sich nicht ausschließlich nur an die Sekten richten. Auch unsere großen Religionsgemeinschaften sind vielerorts nichts weiter als Rattenfängerorganisationen die einfach nur der Verdummung der Menschen dienen – mit Glauben hat es hier wie dort nur sehr wenig zu tun. Trotzdem sind die Katholische und auch die Evangelisch-Lutherische Kirche dafür zu loben, dass sie versuchen, durch ihre Sektenbeauftragten den Menschen mit dem Willen zur Loslösung aus ihren jeweiligen Sekten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Am Ende des Buches findet sich eine Adressenliste mit den Adressen diverser Beratungsstellen.


    Die Gefahr, die gerade religiöser Fanatismus in sich trägt, kommt in diesem Buch leider nicht so sehr zur Sprache wie ich es mir gewünscht hätte. Sicher steht das Mädchen Hannah mit ihren widersprüchlichen Gefühlen im Mittelpunkt, aber man kann gerade das Schicksal dieses Mädchens nicht losgelöst vom Gesamtproblem des religiösen Fanatismus sehen. Hier wurde eine Chance vertan – schade. Trotzdem ist dieses Buch lesenswert und man sieht diese vermaledeiten Wachturm-Stillstehe-Akrobaten vielleicht jetzt ein wenig mit anderen Augen. Die Kinder und Jugendlichen die zu diesem Stehen gezwungen werden, sind zu bedauern, die erwachsenen Mitglieder dieser Sekte dagegen sind mit aller Vorsicht zu betrachten, zum Teil haben sie nur Verachtung verdient. Was sie den Kindern und Jugendlichen wirklich antun wird in „Das eiskalte Paradies“ sehr gut und anschaulich beschrieben.


    Sehr positiv anzumerken ist, dass in diesem Buch nicht die Sensation, nicht das Überzeichnen im Vordergrund steht. Hier wird schlicht die Situation eines jungen Mädchens beschrieben, der Kampf dieses jungen Mädchens zum einen gegen die eigenen Gedanken aufgrund der demagogischen Einflüsterungen von widerwärtigen Religionseiferern und zum anderen ihre Suche nach Halt und einem anderen Leben.


    Das Buch berührt, es ist sehr einfühlsam, dabei aber auch sachlich geschrieben. Es wird nicht sentimental, ist aber trotzdem mitfühlend und verständnisvoll.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Ich fand das Buch echt schön...
    Wir hatten grad das Thema "Zeugen Jehovas" in Religion, aber da ist unser Lehrer immer in diese ganzen Klischees und so reingerutscht daher konnte man sich nicht wirklich eine eigene Meinung zu dem Thema machen, aber nach diesem Buch hat man einerseits Verständniss aber auch Mitleid mit den Jugendlichen...


    Mir hat besonders gut gefallen, dass Paul am Ende so zu ihr hält und sie aus der Sache rausziehen wollte...


    Ein seh schönes Buch!! :fingerhoch

    :lesend Dan Brown- Sakrileg



    Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.


    - Heinrich Heine

  • Dass mir dieses Buch in die Hände gefallen ist, war eher nur Zufall, aber mit Interesse gelesen habe ich es trotzdem. Direkt zum Buch kann ich nichts sagen, denn da wurde schon alles gesagt. Jana Frey hat einen tollen Schreibstil, das Buch ist leicht und flüssig und sehr angenehm zu lesen und die Geschichte... nun ja, könnte man überhaupt eine wahre Geschichte kritisieren?*


    Da ich zum Buch an sich nichts sagen kann, möchte ich bloß meine Gedanken dazu aufzeigen.
    Ich bin ein vorurteilbehafteter Mensch, was Zeugen Jehovas angeht. Eine Bekannte von uns ist Zeugin, sie ist eine sehr nette Frau, total witzig und redet gerne. Ich mochte sie sehr lange nicht, bis ich mir darüber klar wurde, warum. Weil sie Zeugin ist - nein, nicht nur deswegen, sondern weil sie jedes Mal, wenn sie bei uns auf einen Kaffee war, den Wachtturm und Erwachet! zufällig liegen ließ, weil ich weiß, dass sie ihre Tochter, die eine "Abtrünnige" war, nach einem schweren Unfall nicht im Krankenhaus besuchen kam und weil sie meine Mama immer wieder in diese Bibel-Gespräche verwickeln wolllte (und meine Familie ist wirklich nicht bibelfest, wir gehen da also hoffnungslos unter). Seither versuche ich sie und ihre "Religion" getrennt zu sehen und es klappt auch, meistens.


    - Das wollte ich nur schildern um zu verdeutlichen, dass ich wirklich nicht unvorbelastet an das Buch heran ging. Aber ich war neugierig.


    Ich ging auch lange Zeit mit Zeugen-Kindern in die gleiche Klasse und mit einem Mädel war ich sogar besser befreundet. Für mich war es nie ein Problem, dass sie Zeugin war, bis sie den Kontakt abbrach, weil sie nicht mehr so oft mit uns spielen sollte. Ich fand es komisch, aber da sich unsere Wege auch trennten, fand ich mich damit ab.
    Wenn ich jetzt so denke... ich würde wahrscheinlich zu den Leuten gehören, die ihre Kinder von den Zeugen-Predigten wegziehen würden und sie als "komische Leute" bezeichnen würde. Bis zu diesem Punkt hat das Buch mir aufgezeigt, dass vor allem die Kinder daran leiden können, dass sie von den "Weltmenschen" als seltsam, komisch und dgl angesehen werden. Darum kann ich auch Voltairs Satz hier voll und ganz unterschreiben:


    Zitat

    Die Kinder und Jugendlichen die zu diesem Stehen gezwungen werden, sind zu bedauern, die erwachsenen Mitglieder dieser Sekte dagegen sind mit aller Vorsicht zu betrachten, zum Teil haben sie nur Verachtung verdient. Was sie den Kindern und Jugendlichen wirklich antun wird in „Das eiskalte Paradies“ sehr gut und anschaulich beschrieben.


    Ich könnte jetzt noch viel schreiben, aber würde das sehr ins Persönliche abdriften, also lass ich es lieber ;-)
    Alles in allem ein wirklich sehr gutes Buch. Wie Voltaire sagte, mitfühlend, aber nicht sentimental, einfühlend, aber auch sachlich.




    *Gäbe es was zu kritisieren, was hier nicht der Fall ist.


    Und wen es interessiert: Oben erwähnte Zeugin ist mit einem streng-gläubigen Katholiken verheriatet. Irgendwie funktioniert also ein Nebenher, ein Miteinander kann es wohl nicht sein :gruebel

  • Mir gefiel das Buch auch gut. Einige Szenen haben mich an den Film "Delphinsommer" erinnert, den ich auch empfehlen kann. Gut hat mir auch gefallen, dass am Ende mal nicht der freundliche Pfarrer aus einer der großen Landeskirchen als Retter auftrat.


    Ich hatte mein Buch aus der Bücherei und da hatten drei 15-jährige reingeschrieben, dass sie das Buch "voll krass geil" fanden. :grin

  • der Thread ist schon etwas älter, ich hol ihn mal wieder hoch weil es sich wirklich zu lesen lohnt.


    eine Kindheit bei den Zeugen Jehovas, unter dem Deckmantel von Religion wird tyranisiert, gelogen, intrigiert und einem Kind alles genommen was es zum aufwachsen eigentlich bekommen sollte. Das Buch macht wütend, es erschüttert, es lässt einen ungläubig lesen.
    Wie wohl bei allen Religionen, Sekten, Glaubensgemeinschaften oder wie man sie nennen will und es nur an allerletzter Stelle um Glauben geht, macht es mich ganz krank in welchem Namen Unrecht begangen wird. Fanatismus ohne Grenzen, ohne Moral.

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • :gruebel Ich habe mir das Buch vor längerer Zeit bestellt. Komisch - bei mir stand auch etwas drin und ich finde, es trifft das Thema. "Glaube ohne Liebe macht Fanatisch". Ein Buch, dass erschreckend deutlich zeigt, wie weit auch heute noch Menschen "wohlmeinend" tyrannisiert werden.

  • Mir gefiel das Buch sehr gut, als ich es gelesen habe. Es wird so toll beschrieben - aber ich liebe Jana Frey - Bücher und deswegen muss ich mich glaube ich eh der Meinung enthalten :lache

  • hm, sorry wenn ich einen so alten thread ausgrabe, aber ich möchte gerne was zu diesem buch sagen...


    "das eiskalte paradies" ist eines meines absoluten lieblingsbücher. es ist zwar sehr kurz und auch eher ein buch für jugendliche, aber mich hat es absolut in seinen bann gezogen.
    mal vorweg: ich habe mich eine zeitlang mit den zeugen beschäftigt und habe eine negative grundeinstellung zu ihnen, deshalb hat mich diese geschichte sehr interessiert, da es ja auch alles wirklich so passiert sein soll...vielleicht mag auch einiges ein wenig übertrieben sein, aber da muss man der autorin wohl ein wenig dichterische freiheit zugestehen. ;-)


    zu beginn der geschichte, wo hannah ihre neue stiefmutter kennen lernt, gewinnt man noch einen sehr guten eindruck von dieser frau; sie ist für hannah da, wo es ist am schlechtesten geht und kümmert sich um sie. dann jedoch wird hannah immer mehr in die "gemeinde" eingegliedert und die vorschriften bestimmen fortan ihr leben.


    interessant find ich vorallem die entwicklung hannahs - wie zuerst die gebote der zeugen oberste priorität für sie haben und sie diese auch nie im leben anzweifeln würde! - dann aber feststellt, wie sehr diese ihr leben einschränken und ihr vorschreiben, dinge nicht tun zu dürfen die für jugendliche in ihrem alter normal sind...besonders wo sie marie kennen lernt: eigentlich würde sie gern mehr mit ihr zu tun haben, doch jedes mal wenn sie sich einen ruck geben will denkt sie verstört daran, dass das alles "sünde!" ist.


    fazit: für mich ein schönes, lesenswertes buch, und für alle die gegen glaubensgemeinschaften sind ein muss zu lesen. ;-)