Brettspiele alleine spielen - warum sollte man das machen? Der große Vorteil und Spaß an Brettspielen ist für mich, gemeinsam mit lieben Menschen Zeit zu verbringen, im Wettkampf gegeneinander oder gegen das Spiel die grauen Zellen ein bisschen anzustrengen und in eine fremde Welt einzutauchen. Bei einigen Spielen, die ich gerne spiele, kommt aber sowieso wenig Interaktion vor. In den letzten Jahren ist unser Spieleregal stark gewachsen, und immer mal wieder spiele ich auch alleine ein Brettspiel:
- Spiele, die teilweise teuer genug waren, kommen trotzdem auf dem Tisch
- Möglichkeit zu Spielen, wenn ich alleine bin (Krankenhaus, Hotel (ich arbeite im Außendienst)
- Möglichkeit zu Spielen, wenn meine Frau keine Lust hat
- Lernpartie von Spielen oder wenn wir zu zweit sagen, wir wollen gemeinsam spielen obwohl es eigentlich ein konfrontatives Spiel ist
Da oft gar nicht daran gedacht wird, dass Brettspiele alleine gespielt werden können, möchte ich hier ein paar Spiele vorstellen. Unter anderem Rumpelstilzchen und Rouge hatten ja auch Interesse an der Liste. Und ich freue mich auch auf eure Empfehlungen. Kooperative Brettspiele lasse ich in dieser Liste jetzt erstmal aus, eventuell schiebe ich die noch nach. Aber grundsätzlich gehen die natürlich immer alleine, entweder mit einem Charakter, oder man steuert einfach alleine mehrere.
Ein Fest für Odin
Den Anfang in dieser Liste muss dieser dicke Brocken von Uwe Rosenberg machen, da dies das erste Brettspiel ist, dass ich mir bewusst gekauft habe, weil es auch ein Solospiel unterstüzt, zum anderen ist es eines der am häufigsten allein gespielten Spiele von mir. Wir müssen einen Wikingervolk führen, und können auf vielfältigste Arten Siegpunkte generieren. Kniff in den Spiel ist es, dass ein Puzzlemechanismus (Patchwork soll wohl im Rahmen der Entwicklung von ein Fest für Odin als Nebenprojekt entwickelt worden sein) in ein Arbeitereinsetzspiel integriert wurd, was thematisch zwar weit hergeholt ist, spielerisch aber sehr interessant ist. Ich will nicht auf die Fülle an Möglichkeiten eingehen, denn ein Fest für Odin bietet viel, ist dadurch aber auch keine Empfehlung für Anfänger. Der Solomodus ist aber wunderbar integriert, und sogar für das Blockieren von Aktionsfeldern wurde ein eleganter Mechanismus gefunden. Ich hatte schon einige entspannte Abende mit einer guten Flasche Met, in denen wir das Spiel zu zweit, aber auch ich alleine, gespielt habe.
Die Erweiterung klingt sehr interessant, aber das Grundspiel bietet schon so wahnsinnig viel, dass ich mir die bisher nicht gegönnt habe. Dafür kommt es doch zu selten auf den Tisch.
ASIN/ISBN: B01LVV52ZY |
Freitag
Ein reines Solo-Spiel, kleine Packung, perfekt für unterwegs. Allerdings macht es Mrs Baro und mir zusammen Sonntags nach dem Frühstück oder abends auch echt Spaß. Es ist ein kartengetriebens Spiel, in dem Robinson Crusoe auf der Insel gestrandet ist und am Anfang echt nichts kann. Wir als Freitag helfen ihm, sich weiterzuentwickeln, dass er Spuren lesen kann, Wilde Tiere bekämpfen kann, Ware vom Schiffswrack bergen kann und ähnliches. Die Charakterentwicklung läuft dabei aber nicht wie in einem Abenteuerspiel, sondern es ist ein Deckbauspiel (ähnlich wie Dominion), wo wir das Deck optimieren müssen und diese Entwicklung sind Karten, die wir haben und die zufällig gezogen werden. Man kann das Spiel durchrechnen und klar optimieren, wir spielen aber eher aus dem Bauch heraus und verlieren daher regelmäßig die einfachste Stufe. Macht uns beiden aber definitiv Spaß, sowohl alleine als auch gemeinsam gegen die Insel.
ASIN/ISBN: B00661HRPS |
Palm Island
Ein Kartenspiel, welches in der Hand gespielt werden kann, keinen Tisch braucht und daher überall gespielt werden kann. Fand ich eine gute Idee, vom Handling her ist es aber schwieriger als gedacht. Die englische Ausgabe hat wohl andere Karten aus Plastik, die man auch unterwegs oder am Strand spielen kann, bei der deutschen Ausgabe sind es normale Karten von der Größe her. Da die Karten aber teilweise um 90 ° gedreht werden müssen und man dann noch sehen muss, was auf den Karten steht, und die Reihenfolge wichtig ist, nimmt mir das etwas am Spielspaß. Vom Spielprinzip her, ist es aber echt genial. Jede Karte hat vier Bereiche (2x Vorderseite, 2x Rückseite), ich kann Rohstoffe sammeln, Hütten bauen, Tempel bauen, etc. Der kooeprative Modus zu zweit wirkt aufgesetzt und wir fanden ihn nicht toll, es ist eigentlich ein reines Solospiel. Falls ich den Dreh rausbekomme, wie ich die Karten am besten halten kann, wird es sicher noch oft gespielt, aber auch so hat es einen sicheren Platz im Koffer. Für zu Hause eher nichts. Da ich gerade den Preis bei Amazon gesehen habe [5,45 €], würde ich aber jedem das zuschlagen empfehlen.
ASIN/ISBN: B07T5PN284 |
Viticulture
In Viticulture steuert jeder Spieler ein Weingut. Es wird oft als sehr thematisch beschrieben, und grundsätzlich passt das auch gut, aber an manchen Ecken musste das Thema der Spielmechanik doch weichen (Trauben reifen und werden immer besser, bis nach ein paar Jahren daraus ein Wein gemacht wird). Viticulture ist ein "Mangelverwaltungsspiel", wie es ein bekannter gerne nennt. Es fehlt an allem, und der Spieler muss entscheiden was gemacht wird. Dabei passiert das aber auf eine so ruhige, tolle, Art, dass kein Frust aufkommt. Es ist wahnsinnig liebevoll illustriert, hat geniales Material, und funktioniert mit 2 Spielern so gut wie mit 4 (und wohl auch mit 6 Spielern, nur das es immer länger dauert). Und auch alleine funktioniert es richtig gut. Anfangs war ich skeptisch, weil der Gegenspieler, "Automa", durch ein gemischtes Kartendeck gesteuert wird und man daher gegen Zufallsaktionen spielt, aber es funktioniert. Eines meiner Lieblingsspiele, egal mit wie vielen Mitspielern. Das Grundspiel ist sehr gut, die Erweiterung macht das Spiel noch deutlich besser.
ASIN/ISBN: B01CCRAMOC |
ASIN/ISBN: B07GXNW2VP |
Soweit erstmal. Habe für eine Liste viel zu viel geschrieben