Christian Handel - Rowan & Ash

  • :lesend Das zauberhafte Abenteuer mit einem schwulen Rowan & Ash ...


    Klappentext:

    Sein Weg? Vorherbestimmt! Seine Verlobung? Arrangiert! Seine Gefühle? Verboten!Tritt ein in eine Welt voll dunkler Magie und geheimer Sehnsucht!


    Seit seinem dritten Lebensjahr ist Rowan O'Brien mit der Kronprinzessin von Iriann verlobt. Für seine Familie bedeutet die Heirat viel, versprechen sich die O'Briens mit der Verbindung doch eine Rückkehr an die Macht. Aber im Vorfeld der Hochzeit sorgen Gerüchte für Verstimmung: Rowans enge Freundschaft mit der gleichaltrigen Magierschülerin Raven wird von missgünstigen Stimmen aufgebauscht und großgeredet. Dabei empfindet Rowan nichts als Freundschaft für Raven. Die Wahrheit ist viel komplizierter: Rowan liebt keine andere Frau. Sondern den Königssohn Ash.



    Bewertung:

    Zunächst möchte ich auch hier ein dickes TUT MIR LEID abgeben! Dem Autor habe ich auch persönlich schon geschrieben. Die Leserunde war vor drei Monaten, die ich ich eifrig mitgemacht habe. Aber dann kam ein Riesen-Sommerloch bei mir an. Mir ging es sehr mies und ich habe alles fallen lassen. Überall, nicht nur hier. Jetzt versuche ich alles nach und nach aufzuholen. Daher möchte ich mich nochmal beim Autor und dem Verlag für die Mega-Verspätung der Rezension und Verlinkungen entschuldigen. Ich hatte es nicht vergessen und immer vorgehabt, das nachzuholen. Und gerade dieses Buch und diese Leserunde hat mir sehr viel Freude bereitet! :-D



    Das Cover ist wunderschön und ich weiß auch nicht, wie es anders besser sein sollte ... Gold ist zwar gar nicht meine Farbe, aber in Kombination mit dem Grün sieht es bombastisch toll aus! Es wirkt fantasievoll und gleichzeitig edel. Als ich beim ersten Hinsehen nur das Cover gesehen habe, dachte ich, es handle sich um eine Baum-Fantasy - also irgendwas mit Bäumen im Mittelpunkt ... vielleicht Baumwelten etc., da das Cover mich total an Bäume erinnert. Das Gold ist wie Äste abgebildet. Erst beim zweiten Blick habe ich das Schloss erkannt. Auch dieses seltene Farbverzierung, die zwei Gesichter zeigt, finde ich einfach nur klasse! Mal wirklich ein ganz anderes Cover als gewöhnlich! Bravo!


    Von Beginn an lasen sich die Seiten schnell. Ich bin auch sofort in das Zeitalter reingekommen, ich mag die historische Sprache sehr gerne. Ich hatte sogar das Gefühl, ich lese einen historischen Roman. :-D Ich dachte direkt am Anfang schon an das Mittelalter. Es ist irgendwie das Feeling dazu gewesen. Ich verknüpfte es stark mit Historischen Romanen. Fantasy ist zwar wirklich zeitlos, aber wenn es Könige gibt, wie hier und die ältere Sprache genommen wird, dann kann es für mich auf keinen Fall die Gegenwart sein.


    Rowan ist mir ein sehr sympathischer junger Mann, der als Homosexueller noch vorsichtiger in Gesellschaft sein muss. Mir gefällt, dass mal zwischen dem ganzen Königlichem, auch mal homosexuelle Neigungen in den Mittelpunkt kommen. Das habe ich bisher noch nie gelesen, dabei gab es auch früher schon welche. Es ist übrigens mein erstes Buch mit einem schwulen Paar gewesen. Mein Debüt also. :-D Und man stelle sich ein paar Jahrhunderte früher vor. Noch in den 70ern wurden zumindest in den USA, Schwule nach Coming outs an den Genitalien übel verletzt. Das ist einfach ein Riesending und für mich wäre es auch unvorstellbar, mich zu outen! Eine zu gefährliche Zeit für sowas! Die Menschen glaubten ja noch an Magie und Hexen und anderes. Homosexualität war ja noch im frühen 20 Jahrhundert verteufelt worden. Ne, ich hätte wie Rowan mega Angst! Und ich fände es unrealistisch, wenn hier nicht so erzählt werden würde, als wäre es keine große Sache. Das wäre für mich sehr realitätsfern. Und Ash überfordert Rowan mit seinem Verlangen nach dem Outing. Er verlangt einfach zu viel. Er ist als impulsiver Typ niemand, der lange nachdenkt, sondern handelt.


    Der Autor hat die beiden Charaktere sehr deutlich wiedergegeben. Man merkt richtig, wie unterschiedlich beide ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Mir hat es nicht gefallen, wie Ash das Artefakt missbraucht hat. Schließlich hat er nicht nur sich, sondern die anderen auch gefährdet. Bei sowas verstehe ich keinen Spaß, ich bin da wie Rowan. Mit sowas spielt man nicht, und erst recht nicht, wenn Leben auf dem Spiel stehen. Von mir hätte er auch eine Riesenrüde bekommen. Geht gar nicht! Gefühle hin oder her! Aber Ash ist da egoistischer und mehr auf sein Wollen bezogen. Rowan ähnelt mehr mir, ist besonnender und überlegter. Ash hingegen ist impulsiv und denkt nicht über alles zig Mal nach, bevor er es tut. Die Mitte der Beiden ist perfekt!


    Diese Gedanken von Ash über verschiedene Aspekte ihres Daseins haben mir sehr gut gefallen. Und vor allem bringen sie ganz neuen Wind in die ganze Sache. Er gibt Denkanstöße, mal anders über die Sache zu denken oder manches zu hinterfragen. Bisher ist es ja so gewesen, dass für alle die Sagen Fakt sind. An dieser Stelle bricht Ash die festgefahrenen Gedanken etwas auf.

    Sehr berührend finde ich die Beschreibung von Rowans Gefühlen und Gedanken. Sehr einfühlsam:


    Ich habe früh gemerkt, dass ich anders bin. Dass mit mir etwas nicht stimmt. Nicht, weil ich mich seltsam gefühlt habe. Sondern weil andere mir das Gefühl gaben, seltsam zu sein.

    (Seite 125)



    Es beschreibt genau das Phänomen; oft merkt man sein Anderssein gar nicht selbst, man fühlt sich wie die anderen. Aber dass andere immer wieder darauf tippen, wie auf einer Wunde, das tut weh und macht uns erst bewusst 'Moment mal, ist das so? Bin ich anders? Sie haben recht, ich bin anders. ...' Wenn die Menschen um einen herum mal ihre Schnute halten und sich um ihr Leben kümmern würden, würde den meisten ihre Andersartigkeit gar nicht auffallen.


    Auch gefallen hat mir der Einwurf als Rückblende. Damit habe ich nicht gerechnet. Es endet der Abschnitt dort, aber die Überschrift zum nächsten Kapitel zeigt, dass es weiter mit der Gegenwart geht. Und die Rückblende hat der Autor auch nicht so ausschweifend geschrieben, wie das manch anderer Autor tut. Für mich war es die perfekte Länge und Aussagekraft. Ich war ja gespannt, wie ich nach der Rückblende in die Gegenwart reinkomme, und ich bin sofort wieder gut angekommen. Ich hatte keine Schwierigkeiten oder bin aus dem Lesefluss gekommen. Den Schwenk von der Rückblende wieder zur Gegenwart ist wirklich super gelungen erzählt. Auch hilft die Überschrift, die zeigt, dass wir wieder in der Gegenwart sind. Es sind kurze Kapitel, sodass sich jederzeit einfach pausieren lässt.


    Ich bin da scheinbar die Einzige in der Leserunde gewesen, aber mir haben Details in dem Abschnitt zum Labyrinth gefehlt. Ich konnte mir die ganze Umgebung nicht so gut vorstellen, weil kaum Angaben da sind. Dieser Abschnitt im Schattenlabyrinth gefällt mir nicht besonders. Mir fehlen Details für die Umgebung. Ich habe kaum eine Vorstellung von ihr. Schön beschrieben wiederum finde ich die Momente, wenn beide die Geister aus der Vergangenheit sehen. Das ist wieder sehr anschaulich beschrieben. Hier gefällt mir auch ein tolles Zitat:


    Es ist ein Wunder, was selbst das ängstlichste Herz zu tun bereit ist, wenn das Leben der Menschen auf dem Spiel steht, die wir lieben.

    (Seite 270)



    Spoiler:

    Mich hat gestört, dass Rowan nicht einmal nach Solánge ruft, sondern einfach weitergeht. Jeder anständige Mensch würde doch erst mal mit Rufen versuchen, zu ermitteln, ob sie bei Bewusstsein ist. Das kann ich echt nicht nachvollziehen. Hat mich sehr gestört. Das zweite, was mich gestört hat, ist, dass er diesem Gawain einfach diese Versprechen gibt, ohne ihn mit der Gefahr der Hexe aufmerksam zu machen. Dann hätte Gawain ihm erzählt, was es mit der Sage auf sich hat. Aber so kopflos ein Versprechen geben, sehr untypisch für Rowan. Ja, er wollte Ash damit retten. Aber es geht hier ja nun mal nicht nur um Ash, sondern um alle Menschen! Wenigstens wird hier etwas von der alten Sage aufgelöst.


    Aber irgendwie sind die letzten zwei Abschnitte merkwürdig. Auch überlegt keiner, dass in dem Schattenlabyrinth ja die Schattenwesen lauern, und meinen mit einem Dolch und einem Schwert zu zwei hunderte oder tausende Wesen töten zu können, und Ash zu finden. Wie hohl ist das denn bitte??? Sie gehen ja alle davon aus, dass dieses Wesen aus dem Labyrinth kommen. Was haben sie denn erwartet? Dass sie dann nur einem begegnen. Total unlogisch. Und dann begegnen sie auch nur einem?!! Hä?? Verstehe ich nicht.



    Was ist das denn für ein doofes Ende? Es bleibt ja alles offen und viele Dinge, die anstanden fallen einfach weg! Es ist als wäre keine Zeit für das Ende gewesen ... sehr schade!



    Fazit:

    Was soll ich schreiben?! Ein tolles Werk mit Fantasyelementen und einem schwulem Paar, dass versucht, sich in der gegebenen Welt anzupassen und gleichzeitig auszubrechen. Hier und da schwingt der Hauch von Märchen mit. Die Sprache, die Zeit, das Setting und die Charaktere haben mir sehr gefallen! Ein paar Kapitel haben Schwächen und sind unzureichend wiedergegeben. Auch das Ende ist enttäuschend salopp und unfertig. Aber alles in Allem ein sehr lesenswertes Werk, das sich von ♥ weiterempfehle!


    Sehr gelungen ist vor allem die realistische Wiedergabe von homosexuellen Gefühlen in früher Zeit. Es wird nie surreal oder gar absurd, sondern bleibt immer auf der Realistätsschiene, trotz Fantasyieelementen. Und genau so muss das bei zeitlosen Dingen auch sein! Dies ist dem Autor sehr gelungen! :-D


    Eine berührende Geschichte einfühlsam erzählt, mit Charakteren, die ans ♥ gehen ...


    "Ich wünsche mir nicht, dass ihr Helden werdet, Rowan. Die meisten Helden sterben jung und unglücklich. Ich will, dass meine Kinder glücklich sind."

    (Seite 75)




    Ich bedanke mich von ♥ beim Verlag, aber vor allem beim Autor für dieses tolle Buch und der aktiven Leserunde! Der wechselnde Kontakt war wunderbar und hat das Lesen noch schöner gemacht! Vielen Dank!



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