Chuck Palahniuk: "Der Simulant"

  • Victor Mancini besucht die Selbsthilfegruppen Sexsüchtiger; er ist sexsüchtig, im Gegensatz zu den anderen aber will er nicht geheilt werden - er sucht nur gleichgesinnte (Sexpartner). Wenn er das nicht tut, arbeitet er tagsüber in einer Art Museumsdorf, in dem außerdem sein Kumpel Denny zugange ist, der ständig am Pranger steht, weil er gegen die vielfältigen Verhaltensmaßregeln verstößt, Stempel von Discos auf dem Handgelenk trägt, vergessen hat, seine Uhr abzunehmen. Irgendwie steht Denny drauf, am Pranger zu hängen. Währenddessen vögelt sich Victor durch die meistens bekiffte Mitarbeiterschar.


    Abends aber schlägt Victors eigentliche Stunde – und die seiner Opfer: Er läßt sich, täglich mehrfach in immer anderen Restaurants, das Leben retten. Einen Erstickungsanfall vortäuschend, wartet er darauf, von einem guten Geist erlöst zu werden, um fortan dessen Geretteter zu sein, und mit andauernden Geldgeschenken bedacht zu werden. Victor schreibt täglich Briefe an die wachsende Zahl seiner Retter, dafür bekommt er Grußkarten und kleinere Geldbeträge. Und er braucht die Kohle, denn die demente Mutter kostet 3.000 Dollar im Monat. Sie erkennt ihn zwar nicht mehr, wenn er sie im Pflegeheim besucht, hält ihn meistens für ihren Anwalt, aber dafür begegnet Victor der vermeintlichen Ärztin Paige Marshall, der Frau, in die er sich verliebt. Und irgendwann, ja irgendwann glaubt er sogar, der Messias zu sein … während Denny Steine sammelt, für jeden Tag, an dem er nicht onaniert hat, einen - und aus ihnen eine Kathedrale baut.


    Die turbulente und enorm amüsante Handlung - Episoden wie etwa das Austrinken der Schneckenfallen in den Vorgärten der Nachbarschaft - steht eigentlich im Hintergrund, der lakonische Sprachwitz und die augenzwinkernde, fast weise Betrachtung der Verstrickungen des Daseins, der Unmöglichkeit, eine Erfüllung zu finden, sich wenigstens zu positionieren, stellen den eigentlichen Kern dieses wundervollen und hochkomischen Buches dar. Jeder zweite Satz ist zitierfähig. „Genial“ ist nicht das richtige Wort, aber das erste, das mir einfällt …

  • Ich weiß nicht, aber ich finde "Der Simulant" ist das schlechteste Buch von Chuck. Ich habe es auch nach drei Anläufen nicht geschafft, fertig zu lesen. "Fight Club" und "Flug Irgendwas" waren - meiner Meinung nach - um Welten besser ....

  • Na wenn dieses das schlechteste Buch von Palahniuk ist , dann bin ich schon sehr auf die anderen gespannt.
    Ich fand "Der Simulant" schon recht gut und amüsant.
    Das einzige was mich ein bißchen gestört hat , das es vom Strickmuster doch irgendwo Fight Club ein bißchen ähnelt. Aber das mag mein persönlicher Eindruck sein und ich hoffe das es bei den anderen Büchern nicht so ist.

  • Ich kann die Meinung, das wäre das schlechteste gewesen, was er so geschrieben hätte, nicht teilen.


    Ich fand es um längen besser als zum Beispiel Fight Club.


    Der Typ hat echt einen an der Klatsche und hat mit Menschen zu tun, die sich ihm schon irgendwo ähneln.


    Super Buch, absolut empfehlenswert!

  • Habs gerade nochmal gelesen und ja... „Genial“ ist das richtige Wort, und das erste, das mir einfällt. ;-)


    Tom hat schon alles gesagt. Wer Palahniuk mag, wird dieses Buch lieben und wer ihn noch nicht kennt, könnte trotzdem großen Spaß dran haben. Die Art ist schon etwas eigen, aber eigentlich nur wahnsinnig fein durchdacht. Über die Schlüsselszene der Geschichte muss ich zB jetzt noch grinsen, Tage später.


    10 Punkte. Mindestens.

  • Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Büchlein halten soll. Ich habe zuvor schon einiges von Palahniuk gelesen und war dementsprechend vorgewarnt, was das Abgedrehte und Skurrile seiner Geschichten angeht.
    "Der Simulant" ist schon amüsant, drastisch, wie gewohnt rasant erzählt und kurzweilig, aber doch nicht so gut wie erhofft. Da haben mir einige seiner anderen Romane deutlich besser gefallen.
    Irgendwie war´s mir diesmal zuviel an Einfallsreichtum.

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist skurril, komisch, beeindruckend.
    Zwar möchte ich dem Protagonisten nicht unbedingt über den Weg laufen, aber das ändert nichts daran, dass seine Story sehr interessant ist.


    Das einzige, was mich gestört hat, war das Selbstmitleid, das besonders stark zu Tage tritt, wenn er von seiner Kindheit erzählt. Dafür gibt es zwei Punkte Abzug. Ansonsten habe ich rein gar nichts daran auszusetzen. Eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Vielleicht gefällt es mir inhaltlich sogar ein Mµ besser als 'Fight Club'.


    8 Punkte



    ASIN/ISBN: 3442541662

    Viele Grüße
    Inks



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