Sorj Chalandon
Aus dem Französischen übersetzt von Brigitte Große
· Broschiert : 320 Seiten
· ISBN-10 : 3423260661
· ISBN-13 : 978-3423260664
· Originaltitel : Le quatrième mur
· Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft
Ich habe die französische Ausgabe –Livre de poche- gelesen
Der Autor (Verlagsangabe)
Sorj Chalandon, geboren 1952 in Tunis, gilt als einer der bedeutendsten Journalisten und Schriftsteller Frankreichs. Viele Jahre lang schrieb er für die Zeitung ›Libération‹, seit 2009 ist er Journalist bei der Wochenzeitung ›Le Canard enchaîné‹. Für seine Reportagen über Nordirland und den Prozess gegen Klaus Barbie wurde er mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Auch sein schriftstellerisches Schaffen wurde mit zahlreichen Literaturpreisen gewürdigt, unter anderen dem Prix Médicis und dem großen Romanpreis der Académie française.
Inhalt (Verlagsangabe)
Paris 1982: Georges verspricht seinem sterbenskranken Freund Samuel, einem Theaterregisseur, seinen Herzenswunsch zu erfüllen: die Aufführung von Jean Anouilhs Stück ›Antigone‹ im vom Bürgerkrieg zerrütteten Beirut, direkt an der Front, in einem zerbombten Kinosaal, mit einem Ensemble, das sämtliche Kriegsparteien repräsentiert. Viel List ist von Nöten und immer wieder muss Georges Zugeständnisse machen. Wird es gelingen, das Stück aufzuführen und dafür den Krieg für zwei Stunden ruhen zu lassen?
Der Roman wurde ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt des lycéens 2013, dem Prix des lecteurs Escale du Livre 2014 (Bordeaux), dem Prix des libraires du Québec 2014 sowie dem Prix des écrivains croyants 2014, war nominiert für den Prix Goncourt 2013 und stand auf der Liste Goncourt/Le Choix de l'Orient .
Meine Meinung
Ihr interessiert euch weder für Theater und schon gar nicht für Anouilhs Antigone? Macht nichts. Das kommt zwar im Buch vor, das eigentliche Thema ist aber Gewalt und vor allem ihre extremste Form im Bürgerkrieg, wo jeder gegen jeden kämpft.
Georges ist Student, Anarchist und kämpft gegen die verhassten Rechten. Wenn die Fäuste nicht reichen, auch mit der Eisenstange. Er lernt Sam kennen, griechischer Jude, der unter der Militärregierung im Gefängnis saß und jede Form von Gewalt ablehnt.
Im Lauf der Zeit verlieren die beiden sich ein wenig aus den Augen. Georges heiratet, bekommt eine kleine Tochter. Da wird Sam lebensbedrohlich krank und bittet Georges dafür zu sorgen, dass sein letzter Wunsch erfüllt wird. Eine Aufführung von Anouilhs Antigone in Beirut. Mit Schauspielern aus allen verfeindeten Gruppen. Georges lässt sich darauf ein und reist nach Beirut, gegen den Willen seiner Frau.
Mich hat dieses Buch nicht mehr losgelassen. Es ist ehrlich, schonungslos und es ist brutal. Es zeigt, was Gewalt Menschen antut, wie sie das Zusammenleben zerstört und jedes Miteinander unmöglich macht. Es ist deutlich zu spüren, dass Chalandon Bürgerkriegsgebiete aus eigener Anschauung kennt.
Natürlich habe ich nachgelesen, worum es eigentlich in Anouilhs Antigone geht. Es schadet nicht, das zu wissen.
Harter Stoff, dieses Buch. Es lohnt sich, es zu lesen. Über die Fragen, die es stellt, nachzudenken. Man sollte allerdings darüber nachdenken, ob man sich das Buch gerade antun kann.
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ASIN/ISBN: 2253179825 |