'Die Wahrheit über Metting' - Seiten 287 - Ende

  • So habe ich das auch gelesen, wobei mir Tomás da etwas vorkommt, wie der Rufer in der Wüste. Mit seiner kurzen Anwesenheit in Metting, auch wenn er dem Bürgermeister sagt was im Argen liegt, wird sich da nichts ändern. Ich denke, da müssen die Bürger mit aufstehen und zeigen, dass sie damit nicht einverstanden sind. Aber da die beiden Vereine sicher guten Zulauf haben, weiß ich nicht, wohin das führen wird, oder soll. Tomás stößt zwar etwas an, aber ob er das zu seiner Beruhigung macht, oder er meint, er könnte in der kurzen Zeit etwas bewirken ist mir nicht klar.

  • Tomás stößt zwar etwas an, aber ob er das zu seiner Beruhigung macht, oder er meint, er könnte in der kurzen Zeit etwas bewirken ist mir nicht klar.


    Aus meiner Sicht ist der Unterschied, dass er nicht mehr ohnmächtig zusieht, sondern selbst aktiv wird. Ob er in der kurzen Zeit damit etwas bewirkt oder nicht, scheint mir weniger wichtig.
    Er überlässt es nicht den anderen, zu entscheiden, was aus Metting wird, sondern nutzt seinen eigenen Einfluss. Und kann damit wiederum als Vorbild dienen. Um bei Deinem Gedanken zu bleiben: Damit jemand mit aufstehen kann, muss erst mal jemand aufstehen.

  • So, nun bin auch ich durch.


    Für mich eins der intensivsten und tiefsinnigsten Bücher von Tom und eins meiner Highlights in diesem Jahr. Vielen vielen Dank dafür.


    Das Erbe von Marieluise ist der Hammer. Davon gehört habe ich schon. Kein Wunder, dass ich die Gedichte nicht verstanden habe.


    Tomas kehrt zurück. Söhnt sich auf seine Art und Weise mit seinen Eltern aus. Ich finde es toll, wie er sich um seinen Vater kümmert. Die Eisenbahn und auch dessen alten „Freund“.


    Er findet seinen Filip wieder, aber auch Melina. Schön, dass sie alle dort wieder anknüpfen können, wo sie aufgehört hat. Das macht wahre Freundschaft aus. Ich habe da wirklich Gänsehaut bekommen. Tja und da sieht man mal wieder, was passiert, wenn man nur auf andere hört bzw. immer nur eine Seite betrachtet. Der Vater hatte gar keine Schuld an Melinas Unglück. Schön, dass sich somit alle aussöhnen konnten.


    Eine gute Idee, das Heim an David zu geben. Somit ist allen geholfen und Tom kann nun wirklich anfangen, SEIN Leben zu führen. Tom als Nachfolger seiner Eltern hätte einfach nicht gepasst.


    Ich denke, er wird seinen Weg mit Matti gehen. Er wird die Herausforderung annehmen. Warum nicht. Er ist jetzt mit sich im Reinen. Mit dem Heim, mit seinen Eltern und hat seinen besten Freund wieder. Er kann alle jederzeit besuchen. Zeit etwas neues zu wagen und zu beginnen.


    Tom. Ich verneige mich. Du hast mich tief berührt mit diesem Buch, den Themen, die du aufgegriffen hast. Themen, die viele meiden: Das Älterwerden, das Sterben, Lebensträume, was erträumte man sich und was ist passiert davon. Aber auch über die Freundschaft, das Anderssein. Ein leises Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat.

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • Ich spüre noch dem ein oder anderem in Metting nach, u.a. auch Alison Wagener.

    Und aus irgendwelchen Gründen bin ich dabei auf dieses Buch gestoßen und werde es auf meine Wunschliste an die Weihnachtsfrau setzen. Die deutsche Ausgabe Alles über Alice ist nur gebraucht und teuer zu haben, aber diese englische 150th anniversary deluxe edition dürfte sehr schön sein.
    Aufwendig ausgestattet wie es in "Metting" heißen würde. In mehrfacher Hinsicht...

    Nur mal so als Weihnachts-Tipp in die "Metting"-Runde...


    ASIN/ISBN: 0393245438

  • So, ich habe vor ein paar Tagen das Buch beendet. Bzw. ich habe "das eigentliche Buch" beendet, denn die Biografien der einzelnen Heimbewohner habe ich erst später gelesen. Bei den Biografien habe ich mich gefragt, aus welchem Grund diese im Buch noch stehen bzw. inwiefern sie für das Buch wichtig waren/sind. Evtl. finde ich verschiedene Meinungen ja noch hier, wenn ich gleich die Beiträge der LR-Teilnehmer nachlese.

    Ich finde es grundsätzlich schön, dass es diese Biografien am Schluss gibt. Das gibt dem Buch in meinen etwas Liebevolles, weil man die Bewohner noch etwas konkreter kennenlernt und bestimmte Verhaltensweisen oder Äußerungen einordnen kann. "Liebevoll" finde ich es auch darum, weil ich mich als Leser nochmal mit den Menschen beschäftigen kann und sie nicht einfach nur irgendwelche Bewohner sind. Allerdings muss ich leider beschämt zugeben, dass ich gar nicht weiß, ob mir was gefehlt hätte, wenn es die Biografien nicht gäbe. :gruebel


    Ich fand den letzten Abschnitt sehr spannend, gut und auch schön in dem Sinne, dass es mich für Tom gefreut hat, wie es ausgegangen ist. Dass Tom dafür gesorgt hat, dass sein Vater Wurstwasser trinken und wieder mit der Eisenbahn spielen darf, fand ich sehr rührend. Die Mutter selbst kam für mich in dem Buch oft zu negativ rüber, also in dem Sinne, dass ihr oft die Verantwortung oder Schuld an gewissen Sachen gegeben wurde, obwohl auch der Vater sich meines Wissens nicht immer mit Ruhm bekleckert hat (und damit meine ich nicht, dass er seine Homosexualität oder homosexuelle Neigungen verheimtlich hat, das kann ich in der Zeit durchaus nachvollziehen.). Es gibt aber einige Stellen, wo Tom doch etwas "milder" auf seine Mutter guckt, so zumindest empfinde ich das und das finde ich auch sehr erwachsen von ihm.


    Ich finde es auch schön, dass er Filip und Melina wieder getroffen hat, auch wenn auch in dieser Familie die Frau wohl doch boshafter war, als es anfang aussah. Aber auch hier habe ich nicht das Gefühl, dass es sich um eine "einfach nur boshafte" Person handelte, sondern um eine Frau, die es zwar vielleicht gut meinte, aber nicht so gut am Ende gehandelt hat. Es gefällt mir, es verleiht der Figur eine gewisse Glaubwürdigkeit (auch wenn ich Tom eine völlig liebevolle und selbtlose Mojca auch abgekauft hätte).


    Dass Tom und Matti am Ende doch noch zusammenfinden, freut mich sehr. Ich hätte es nicht gedacht. Ich dachte, Matti würde sich evtl. doch binden, aber hat genug davon, dass Tom es offenbar nicht will. Denn dass es ihm schwer fällt, hat sie wohl die ganze Zeit gespürt. Umso besser, dass sie Geduld mit ihm hatte.


    Absolut genial fand ich ja die Gedichtmaschine. Ich habe bis zu den "Credits" ja gedacht, es sei Toms (der Autor ist natürlich gemeint) Idee gewesen, das hätte mir natürlich noch mehr gefallen. Aber auch so finde ich das großartig, denn mir war diese Möglichkeite, Gedichte zu machen nicht bekannt und ich war richtig begeistert.

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  • Fandest Du die so hergestellten Gedichte gut?

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  • Die Gedichte an sich nicht. Da hab ich eher nur "Hä? Ist mir wohl zu hoch." gedacht. :lache

    Aber die Idee an sich, die Friesmann da quasi hatte. Da erfindet jemand eine Maschine, mit der er Gedichte macht, mit denen er sogar den Literaturnobelpreis gewinnt. Also, das finde ich schon grandios. Und dann werden diese Gedichte vermutlich im Unterricht bis zum Erbrechen interpretiert. Mir gefällt das sehr. Ist doch genial. Also, für den Jan Friesmann im Buch bzw. er selbst ist genial.

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  • Diese Idee ist schon witzig - das stimmt. Aber mit dem Ruhm ist Jan Friesmann nicht so zurecht gekommen.

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  • Ich glaube Jan Friesmann hatte ziemlich viel Spaß an dieser ganzen Sache... ;-)

    Mir schien er eher genervt von der Aufmerksamkeit seiner Heimatstadt.

    Vielleicht hat er nur den richtigen Augenblick verpasst, die Wichtigtuer dort auflaufen zu lassen, indem er seine Maschine präsentiert.

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  • Mir schien er eher genervt von der Aufmerksamkeit seiner Heimatstadt.

    Vielleicht hat er nur den richtigen Augenblick verpasst, die Wichtigtuer dort auflaufen zu lassen, indem er seine Maschine präsentiert.

    Genervt von der Heimatstadt: Ja.

    Ansonsten scheint mir Friesmann diebischen Spaß daran gehabt zu haben, die Gedichte mit seiner Maschine zu produzieren und zu veröffentlichen.

  • Diese Idee ist schon witzig - das stimmt. Aber mit dem Ruhm ist Jan Friesmann nicht so zurecht gekommen.




    Du meinst, weil er am Ende mit Metting nichts zu tun haben wollte, die Stadt als Hölle ansah und am Ende den Freitod wählte?

    Ich würde mal vermuten, für dieses Ende seines Lebens gab es andere Gründe. Diese hatten evtl. mit Metting zu tun. Wer weiß, vielleicht erging es ihm dort nicht gut, vielleicht hat er sehr schlechte Erinnerungen an seine Heimatstadt und hat die "Versöhnung mit Metting" im Gegensatz zu Tomás nicht geschafft. Ich könnte mir vorstellen, dass die Figur des Jan Friesmanns tatsächlich weitaus mehr bietet, als hier bisher besprochen wurde. Wer weiß...


    Was die Maschine und das Dichten angeht, sehe ich das ähnlich wie Maarten. An einer Stelle im Kapitel 9, wo Marieluise von Friesmann erzählt, sagt sie, dass man ihn oft beim "Gedichtemachen" lachen hören konnte. Und auch Tomás fragt sich, ob sich Friesmann kaputtgelacht hat, als das Nobelpreiskomitee anrief (zumindest glaube ich mich, an so eine Stelle zu erinnern).


    So oder so...ich halte Jan Friesmann in diesem Zusammenhang für ein Genie. Er war ein Uhrmacher, dichtete quasi mit Hilfe einer Kurbel, wurde berühmt und gewann damit sogar den Nobelpreis. Also, es mag sein, dass ihn das am Ende tatsächlich in die Depression trieb, aber für mich wäre er, wenn sowas rauskommt, kein Betrüger, sondern ein Genie, das die Menschen so dermaßen geschickt an der Nase herumgeführt hat, dass ich einfach nur neidisch gewesen wäre, ich bin nicht selbst auf so etwas Geniales gekommen. Ich hätte ihn dafür verehrt.:grin

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  • Leider erfährt man nicht, ob Friesmann auch selber dichten konnte oder was er zu Papier gebracht hat, bevor er diese Maschine konstruiert hat. Ich könnte mir vorstellen, dass er am Ende frustriert war, dass er ausgerechnet für die Produkte honoriert und hofiert wurde, die mechanisch entstanden sind und nicht seiner eigenen Eingebung entsprangen. Welcher Dichter oder Schriftsteller will denn für etwas berühmt werden, was nicht seine eigene Kreativität und Begabung widerspiegelt?

    Diese Worte-Maschine war schon eine geniale Erfindung und wohl als Witz gegen die Leichtgläubigkeit der Mettinger gedacht. Aber ein Witz taugt ja erst dann, wenn die Verspotteten auch verstehen, wo die Pointe versteckt ist.

    Vielleicht hat Friesmann zwischendurch versucht auch ohne die Maschine zu dichten und war am Ende frustriert, dass die Kritiker nur noch seine Maschinenprodukte gut fanden und nicht die Ergebnisse seines eigenen Denkens :brief

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  • :gruebel Aber ist das nicht am Ende frustrierend und schlecht für das Selbstverständnis?

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