Es gab mal eine Zeit, da hatten gerade im Fischer-Verlag die verschiedensten Ansichten und Meinungen ein Zuhause. Da wurde die literarische Vielfalt noch echt gelebt.
So wie es scheint, ist diese Zeit aber wohl nun vorbei.
Der Fischer-Verlag hat die bekannte deutsche Autorin Monika Maron rausgeworfen – nach 40 Jahren der Zusammenarbeit. Dem Verlag passten die politischen Auffassungen von Monika Maron nicht mehr.
Der alter Gottfried Bermann-Fischer hätte sich wohl im Grabe umgedreht – nein, nicht hätte, er hat sich im Grabe umgedreht.
Der Fischer-Verlag war immer ein Garant für Meinungsvielfalt und Liberalität. Da standen beispielsweise Otto Flake und Luise Rinser nebeneinander, oder auch Stefan Zweig und Gottfried Benn kamen sich nicht ins Gehege.
Ist dieses Miteinander der verschiedenen Meinung nun Geschichte?
Offenbar ja.
Man muss die Bücher von Monika Maron nicht mögen und auch ihre politischen Ansichten muss man nicht teilen – aber man muss sie tolerieren. Aber mit der Toleranz ist es eben so eine Sache in diesem Land.
Ist die Ansicht, man müsse aufpassen was man sagt und man dürfe eben auch nicht mehr alles sagen vielleicht doch nicht so aus der Luft gegriffen?
Insofern muss man die Kampagnen gegen Uwe Tellkamp und gegen Uwe Steimle wohl jetzt mit anderen Augen sehen.
Wer heute eine andere Meinung als den politischen Mainstream vertritt ist ganz schnell ein Paria in dieser Gesellschaft. So werden die massiven Grundrechtseinschränkungen (ohne ausreichende Rechtsgrundlage) einfach so hingenommen, da geht niemand auf die Barrikaden (jetzt sinnbildlich gesprochen) wenn der RKI-Boss Wieler fordert, man müsse zur Abriegelung von Corona-Hotspots ggf. das Militär einsetzen.
Unsere Verfassung ist massiv unter Druck. Freizügigkeit, Versammlungsfreiheit und auch Meinungsfreiheit sind nicht mehr unbedingt selbstverständlich.
Und die Literatur – hier in erster Linie die Verlage, die immer ein Anker dieser Freiheiten waren, lassen sich leider so wie es scheint vor den Karren der „Cancel Culture“ spannen. Und der Fischer-Verlag macht da offenbar jetzt munter mit.
Natürlich sind die Verlage frei in ihrer Programmgestaltung – aber trotzdem sollten sie sich auch auf ihre Traditionen besinnen. Wenn die literarische Vielfalt mit Füßen getreten wird, dann hat dieses Land ein echtes Problem. Und Probleme haben wir doch eigentlich schon genug.
Und man muss sich fragen: Gegen wen geht es nach dem Rauswurf von Monika Maron? Welche Autorin welcher Autor wird nun ein Opfer von Cancel Culture?
Astrid Lindgren vielleicht?
Es gibt da ja die Forderungen, das man ihre Pippi-Langstrumpf-Bücher in die Tonne treten sollten wegen vermeintlichen Rassismus. Dann bitte aber auch Friedrich von Schiller mit seinem Karl Mohr aus den „Räubern“.
Ein interessantes Interview (geführt von Susanne Gaschke) ist in der heutigen Ausgabe der WELT AM SONNTAG zu lesen. Empfehlenswert. Vielleicht einen Spaziergang zur nächsten Tankstelle machen und die Zeitung dort kaufen. Es lohnt sich.
Mal schauen wo der Weg hingeht, vielleicht bin ja auch ich nur allein besorgt. Aber in diesem Schnarchnasenland kann man ja mit den Menschen alles machen. Der deutsche Michel ist eben frei nach Heinrich Mann ein Untertan par excellence.