Robert Löhr - Der Schachautomat - historischer Krimi - Aug. 08

  • (erscheint Aug. 05 - Piper Verlag- 416 S - ISBN 3492047963 / 19,90 €)


    Wien, 1770. In Schloß Schönbrunn findet eine selbst zur Zeit der Aufklärung aufsehenterregende Premiere statt. Wolfgang von Kempelen präsentiert vor den Augen Kaiserin Maria Theresias seinen Schach spielenden Automaten. Schon bald wird die von da an in Preßburg ausgestellte Sensation zum beliebtesten Schauobjekt im ungarischen Königreich. Dabei ist die Wundermaschine nichts weiter als eine brillante Täuschung: Der zwergwüchsige Italiener Tibor lenkt den "Schachtürken" aus dem Innern. Bisher von der Gesellschaft ausgestoßen, genießt er in der fremden Haut die Anerkennung der Männer und die Bewunderung der Frauen. Doch als eine schöne Aristokratin unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, wird der Maschinenmensch das Ziel von kirchlicher Hetze und adligen Intrigen - und Tibor muß über sich hinauswachsen, um nicht mit dem Schachautomaten unterzugehen.

  • Wer sich gerne mal ins 16 Jahrhundert zurückversetzen lassen will ist mit diesem Buch gut beraten. Der Hauptprotagonist Wolfang Ritter von Kempelen möchte ihre Majestät die Kaiserin von Ungarn und Österreich beeindrucken und erfindet für sie einen Schachautomaten. Doch so eine denkende Maschine ist unmöglich zur damaligen Zeit. Das weiß auch der Hofmechanik Knaus und setzt seine Geliebte auf Kempelen an, um hinter das Geheimnis des Schachautomaten zu kommen. Dafür gehen manche über Leichen... und natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz.


    Auf über 400 Seiten wird dem Leser ein interessanter historischer Kriminalroman geboten. Erschienen ist das Buch im Piper Verlag

  • Ich habe nun die TB- Ausgabe gelesen.


    Meine Meinung:


    Ein etwas sperrig zu lesender Roman über die Mechanisierung und die Moderne im 18. Jahrhundert. Die Neue Zeit drängt herauf, alte Zöpfe und Perücken werden noch getragen, aber schon hört man von englischen Webstühlen, Dampfmaschinen, alles erscheint möglich. Spielzeug des Hochadels sind mechanische Figuren, Uhren in Bildern, Magnetismus. Da fällt dem kleinen ungarischen Hofbeamten von Kempelen die Dummheit ein Ihro Majestät Maria Theresiaa anzubieten binnen einen halben Jahres eine Maschine zu konstruieren, die diese verblüffen würde. Majestät nehmen das Angebot an und der ungarische Beamte sitzt in der Falle seiner Ehrverpflichtung. Er kommt auf die Idee "einen Türken zu bauen", eine Maschine, die denken kann und Schach spielt, die Sensation, zweihundertfünfzig Jahre vor Deep blue. Er versichert sich dazu der Hilfe eines jüdischen Uhrmachers und Mechanikers und eines italienischen Zwerges, der hervorragend Schach spielt und den er aus den Bleikammern der Serenissima frei kauft. Die Maschine wird vorgeführt, Gegner ist der Hofmechaniker Knaus, der aufgrund seiner wissenschaftlichen Kenntnisse weiß, das die Maschine Betrug ist, das ganze "getürkt" wurde, aber er weiß nicht wie. Die Vorführung wird ein grandioser Erfolg.


    Im Bemühen diesen Erfolg weiterzuführen muß das Geheimnis des Schachtürken gewahrt werden, dabei passieren einige Unglücke, sogar ein Mord.. und wo ein Mord geschieht, kann ein zweiter nicht weit sein.


    Die Geschichte des Schachtürken, von dessen Erlebnissen tatsächlich die heute noch gebräuchlichen Sprachwendungen herrühren "getürkt" oder "einen Türken bauen", wird spannend und unterhaltend erzählt. Ein historischer Roman, der nicht als leichte Schnelllesekost geschrieben ist, aber auch nicht mit moralinsaurem Zeigefinger, der die Lebensgeschichte der gezeichneten Figuren in ihre Zeit hineinstellt mit dem für einen historischen Roman höchstmöglichem Lob- so könnte es gewesen sein - und ein Kapitel der Geschichte beleuchtet, das sonst nicht im Focus der Romanschreiber steht.


    Fazit: unbedingt empfehlenswert ( 8 von 10)

  • Meine Meinung:


    Wolfgang von Kempelen, Hofrat am Habsburgischen Hof, will Kaiserin Maria Theresia mit einer sensationellen Erfindung, einer denkenden Maschine, beeindrucken und entwickelt so mit ihrer finanziellen Unterstützung einen Schachautomat, der angeblich ohne menschliches zutun, jede Partie Schach spielen und auch gewinnen kann. Was das verblüffte Publikum nicht weiß: Der Schachautomat mit dem Äußeren eines Türken ist nur allzu menschlich, denn im Inneren versteckt sich der italienische Zwerg Tibor, der sein Geld zuvor mit seinem Reiseschachspiel auf Wanderschaft verdiente. Gemeinsam erobern die beiden mit ihrem brillanten Trick die Bewunderung der Zuschauer, doch wo Erfolg ist, ist auch Neid und Skepsis, und nicht alle glauben an die Existenz einer denkenden Maschine...


    Robert Löhr hat mit seinem historischen Roman über den weit über die Grenzen Europas berühmt gewordenen Schachautomaten, der auch unter dem Namen „Schachtürken“ bekannt wurde, einen äußerst interessanten und spannenden Roman abseits der üblichen Geschichten und Themen geschrieben, der den Leser zwar erst langsam, aber dann immer mehr in seinen Bann zieht. Der Anfang wirkt etwas spröde und nicht zuletzt deshalb verwirrend, weil es sich durchgehend um zwei verschiedene Zeitebenen handelt, was zunächst nicht unbedingt ersichtlich ist. Das Durchhalten wird aber schon bald belohnt, denn die handelnden Figuren sind so realistisch aber nicht übertrieben detailliert beschrieben, dass man während des Lesens keinen Zweifel hegt, dass es sich tatsächlich so zugetragen haben könnte.
    Dies erhöht den Reiz der Geschichte, den Löhr durch seine etwas zurückhaltende und doch lebendige Erzählweise perfekt verstärkt.
    Eine kurze Zusammenfassung über den weiteren Verbleib des Automaten nach der hier erzählten Geschichte und ein informatives Nachwort des Autors runden das Lesevergnügen ab.


    Auch von mir 8 von 10 Punkten! :-]


    Informationen zum Schachautomaten gibt es z.B. bei wikipedia: Schachtürke