Autoren und Randgruppen

  • Also, wenn ich die Chinesen durch ein Viertel teile,
    bist Du immer noch Mehrheit. Global gesehen
    Think BIG!!
    Es gibt kein Entkommen :grin


    Ernsthaft, ich habe den Thread inzwischen gelesen.


    Ich finde es rasend spannend, wie hier die Frage, die alte, alte Frage
    Bestimmt das Sein das Bewußtsein
    umgangen wird. ;-)


    Ja, doch, das tut es .


    Unser Sein ist durch eine Menge Faktoren bestimmt, die wir gar nicht oder nur mit Mühen, aber auf jeden Fall bloß partiell beeinflussen können.


    Die Frage ist: wie gehen wir als Schreibende damit um?
    Also, wie verbinden wir die Einflüsse auf unser Bewußtsein mit unserem Anspruch auf das Originell-Individuelle als schöpferische Menschen?


    Meine Antwort lautet so:
    je komplexer das System ist, das wir schreibend entwickeln, desto mehr gelingt es uns, 'Gruppenzugehörigkeiten' zu überwinden.
    Falls wir das wollen.


    Mit solidarischen Grüßen
    Die Linke vom Dienst
    :lache


    Iris
    Daß ich den Tag erleben darf, an dem Du Dich als 'Autorin' bezeichnest.


    *schniiiiiief*
    magali bricht vor Rührung in die Knie.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von Sandra
    Gibt es hier jemand, der von sich sagen würde, ich gehöre zur Mehrheit?


    Was für 'ne Mehrheit? In welcher Hinsicht Mehrheit? Mehr- bzw. Mnderheit (das wird leicht vergessen) ist ja immer Ausdruck eines Verhältnisses.


    Na gut ... ich gehöre als in Deutschland lebender Mensch zur Mehrheit der Frauen gegenüber der Minderheit der Nicht-Frauen, zur Mehrheit der in verschiedengeschlechtlicher Beziehung Lebenden gegenüber der Minderheit der in nicht-verschiedengeschlechtlichen Beziehungen Lebenden, zur Mehrheit der Wahlberechtigten gegenüber der Minderheit der Nicht-Wahlberechtigten, zur Mehrheit der Nicht-Vegetarier gegenüber der Minderheit der Vegetarier, zur Mehrheit der Rechtshänder gegenüber der Minderheit der Nicht-Rechtshänder ...


    Mal eine Frage zwischendurch: Was bringt mir das jetzt? :gruebel


    Und ist irgendwas davon ... beneidenswert?



    Zitat

    Original von magali
    Daß ich den Tag erleben darf, an dem Du Dich als 'Autorin' bezeichnest.


    Ich geb zu, "Schriftstellerin" gefällt mir eigentlich besser. Klingt mehr nach Künstler, nach Genie, nach Größe. Obwohl ich ja nicht nur Schrift stelle, sondern mehrheitlich (temporal gerechnet) erpenbeckmäßig herumdenke ...

  • Zitat

    Original von Sandra
    Bin zu einem Viertel Chinesin. :grin


    Begibt man sich mit so einer Spezifikation nicht auch wieder von selbst in irgendeine Gruppe? Spielt es eine Rolle für Dein Selbstverständnis, ob Du Chinesin, Deutsche oder Lappländerin wärst? Sollte es eine Rolle für Nicht-Chinesen spielen?
    Viel interessanter und wichtiger ist doch, was man tut, wie man denkt - nicht, woher man kommt oder in welchem Land man geboren ist. Aber das ist ja nichts Neues und führt vielleicht auch zu weit weg vom Schreiben.


    Spannender Thread.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von magali
    schreibst Du nun als Mehrheit oder als Minderheit, relativ gesehen?


    Noch sind die Schreibenden eine Minderheit gegenüber den Nicht-Schreibenden (kulturschaffend betrachtet) -- aber wenn Aldi, Lidl, MediaMarkt und WalMart weiterhin billige PCs mit vorinstallierter Textverarbeitung verramschen, könnte sich das Verhältnis in absehbarer Zeit umkehren.


    Und der Fortschritt im Bereich Print/Book on Demand könnte dazu führen, daß auch die Menge der publizierten Schreibenden eine Mehrheit bildet gegenüber der nicht-publizierten Schreibenden. :grin

  • Ich fürchte, dem Dasein als schöpferische Person, männlich wie weiblich,
    wohnt eine gewisse,
    nun,
    Geringschätzung der Interessen des Gegenübers inne.


    LeserInnen werden gnadenlos vollgemüllt.


    Wir wollen nicht erziehen, bilden, Bewußtsein verändern. Wir doch nicht.
    Wir haben einen Mitteilungsdrang. Wir wollen uns ausleben. Ausleben!


    Auf sie mit Gebrüll!!


    Heutzutage muß man tatsächlich den Schutz der LeserInnen fordern.


    J'accuse....

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ja, genau,
    alles im Interesse der LeserInnen.


    Ich BIN Leserin.
    Manno, tu ich mir zuweilen leid
    :lache


    Wenn Du ein frommes Gesicht aufsetzt, glaube ich Dir alles.
    Ungelogen.
    Beinahe
    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von Doc Hollywood

    Spielt es eine Rolle für Dein Selbstverständnis, ob Du Chinesin, Deutsche oder Lappländerin wärst? ... Viel interessanter und wichtiger ist doch, was man tut, wie man denkt - nicht, woher man kommt oder in welchem Land man geboren ist.


    Lieber Doc


    Ich glaube, es macht einen Unterschied, ob ich eine Mahlzeit mit der Hand, Stäbchen oder Besteck esse. Wer Besteck nicht gewohnt, der findet eine Gabel im Mund etwas Abscheuliches.
    Genauso ist es ein Unterschied aus welchem Land eine Person kommt. Denken, Fühlen und Prioritäten werden anders gewichtet sowie Metaphern anderes gedeutet. Ich zweifele daran, ob ein Chinese und ein Deutscher dieselbe Begebenheit gleich erzählen.
    So nun habe ich gerade meine Argumentation ad absurdum geführt, weil es keine zwei Personen gibt, unabhängig davon, woher sie kommen, die gleich erzählen –nicht einmal, wenn sie sich auf einen Handlungsstrang einigen. Pech. Ich werde meine Argumentation überdecken müssen. Hat eine eine Idee, wo ich gestolpert bin?


    Liebe Grüsse
    Sandra

  • Sandra


    Ich möchte gern zur Mehrheit gehören!! Ich möchte gern so sein wie alle anderen auch, möchte diesselbe Musik hören, diesselben Bücher lesen, diesselben Filme gucken. Ich möchte von ganz, ganz vielen Menschen verstanden und am besten noch geliebt werden.
    So, das war mein Outing.


    Ich gehöre zum Glück in vielen Dingen zur Mehrheit, in anderen leider zur Minderheit. Aber ich habe eines an mir bemerkt: So lange ich nicht weiß, dass mein Gegenüber einer Minderheit angehört, empfinde ich ihn als mir gleich.
    Erfahre ich dann, dass z.B. die Frau mir gegenüber lesbisch ist, verändert sich mein Blick auf sie. Plötzlich ist sie mir nämlich nicht mehr gleich, die Identifikation fällt schwerer, die Kommunikation ebenfalls. Außerdem erwarte ich von einer lesbischen Frau bestimmte Dinge. Das muss nicht gleich ein EMMA-Abo sein, aber zumindest sollte sie die Alice-Schwarzer-Biografie im Regal stehen haben, während ich das Ding nicht unbedingt gelesen haben muss.


    Falls das bei euch anderen - und insbesondere bei den Autoren - ebenso ist, dann ist es uns ja nicht möglich, einen halbwegs objektiven Blick auf z. Bsp. eine lesbische Frau zu haben. Wir schreiben dann im schlimmsten Fall über eine lesbische Frau, wie wir sie uns vorstellen, und statten sie mit allen zugehörigen Klischees aus.
    Und genau das ist es: Da wir vom Leben der wenigsten Minderheiten wirklich etwas wissen, greifen wir auf das zurück, das wir wissen: Klischees und Vorurteile.

  • Ich weiß nicht, ob ich zur "Mehrheit" gehören möchte -- da stellt sich mir nämlich die Frage: Zu welcher Mehrheit?
    Okay, ich möchte auf jeden Fall gerne zur Mehrheit der Gesunden gehören, aber ist das überhaupt eine Mehrheit ...? Es gibt noch so eine Reihe von "Mehrheiten", zu denen ich gerne gehöre bzw. gehören würde (ich fahre z.B. für deutsche Verhältnisse sehr selten in Urlaub :cry, und ich hätte gerne wieder eine oder zwei Katzen :cry).


    Aber was bedeutet denn "Mehrheit" bzw. "zur Mehrheit gehören"?


    Bei dir, Ines, klingt das, als wärest du gerne angepaßt -- das stimmt doch gar nicht! Im Grunde willst du doch von möglichst vielen Menschen respektiert werden so, wie du bist.
    Für mich hat das jedoch nichts damit zu tun, ob man zu einer "Mehrheit" gehört (das ist eine soziologische Betrachtung von außen), sondern ob man sich quasi einer subjektiven Vorstellung von "Mehrheit" zugehörig fühlt.


    Man kann zahllosen "Minderheiten" angehören (z.B. ein sich vegetarisch ernährender, antialkoholischer, hausschweinbesitzender, homosexueller, nicht-autofahrender, als Krankenpfleger arbeitender Mann) und trotzdem ein von sehr vielen Menschen, einer Mehrheit der Umgebung respektierter Mensch sein -- es kommt ja auch nicht zuletzt auf den eigenen Charakter an.


    Ich finde es, offen gestanden, unpassend, seine eigene soziale "Positionierung", die Ergebnis subjektiv verfärbter Wahrnehmung der Umwelt ist, mit Objektivität vorgaukelnden soziologischen Maßstäben zu messen. Da werden doch Kartoffeln mit Äpfeln verglichen! :grin

  • Also ich versteh das irgendwie nicht. Zu welcher Mehrheit will jetzt wer gehören?! Darf man sich die Definition der Mehrheit selber erfinden oder wie? Also das heißt: Ich gehöre zu Mehrheit von denen, die morgens aufstehen müssen, oder wie?


    -.-


    Also da kann ich ja millionen Mehrheiten aufzählen, der ein jeder hier zugehören kann wenn er möchte...

  • Zitat

    Original von Iris
    Ich glaube, der Artenschutz für Leser ist auf Dauer wichtiger ... Denn wenn alles schreibt, wer hat denn dann noch Zeit zum Lesen? :wow


    Wir werden eine "5 %"-Interesse-von-Lesern-bekundet-Hürde einrichten, damit der Büchermarkt nicht überschwemmt wird oder zusammenbricht!