Das "Drama" der Schreibenden ( Künstler )...

  • Natürlich ehrt es mich, dass viele Menschen eine hohe Meinung von meinem Gefühl für Sprache und Ästhetik haben und meinen Rat in Punkto Sprache suchen, sowie auch in Punkto Bilder ( Zeichnung, Webdesign etc. ) und ähnlichen künstlerischen Dingen.



    Von Bewerbungen über Texte für das Internet bis hin zu Geschichten habe ich mir schon vieles durchgelesen und an der Verbesserung mitgeholfen. Auch bei Bildkompositionen und ähnlichem habe ich meine Meinung und Vorschläge genannt.


    Nun der Knackpunkt: Oft stehen mir - vor allem bei Geschriebenen - die Haare zu Berge, wenn ich sehe, wie wenig Sprachgefüh und Ahnung von Grammatik einige haben und was für furchtbare Satzkonstruktionen sie erschaffen. Und da ich nun mal um Unterstützung gebeten wurde, lasse ich auch nichts aus,was mir auffällt. Das Resultat ist meist, dass der Text mehr mein eigen ist *seufz*. -Und dass ich in den Ruf komme, wenig zu loben.


    Kennt ihr das Problem? Sowohl, dass manches, was euch vorgelegt wird, einfach schreit vor Ungereimtheiten und dass ihr mit eurer Hilfe in der Kategorie "streng" landet, obwohl ihr eigentlich nur das Beste aus dem Geschriebenen hervorholen wollt?




    JASS :keks

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

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  • Das meine ich rein formal gesehen:


    Richtige Grammatik und Sätze, die flüssig zu lesen sind. Außerdem achte ich auf Satzverbindungen und darauf, dass nicht jeder Satz beispielsweise mit "ich" beginnt.


    Mit dem Inhalt habe ich nichts zu schaffen.




    JASS :keks

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

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  • Was bedeutet das "Bestgeschriebene rausholen"? Liest und schreibt nicht jeder Mensch nach seinem Empfinden?


    Jahrelang war es nicht nötig das ich mich ausführlich mit der schriflichen Sprache beschäftige. Mittlerweile freue ich mich über jeden kleinen Schreiberfolg, der Geschichten fliessen läßt.


    Auf der anderen Seite ist es gut, wenn eine Person Korrektur liest, und mir Fehler aufzeigt.


    Zofie

  • Zitat

    Sowohl, dass manches, was euch vorgelegt wird, einfach schreit vor Ungereimtheiten und dass ihr mit eurer Hilfe in der Kategorie "streng" landet, obwohl ihr eigentlich nur das Beste aus dem Geschriebenen hervorholen wollt?


    Ist mir völlig fremd. :lache


    Grammatik und Orthographie halte ich für essentiell. Wenn mir jemand eine Geschichte vorlegt, die vor Fehlern strotzt, muß mir derjenige schon ziemlich sympathisch sein, damit ich sie trotzdem lese. Und diese Korrigiererei ist eine zweischneidige Sache, deren didaktischer Wert mir eher gering erscheint. Wer kein Gefühl für Satzbau und Sprachmelodie hat, wird es auf diesem Weg nicht lernen. Deshalb belasse ich es meistens bei Hinweisen - nicht zuletzt bei dem, mehr und gewissenhafter zu lesen.


    Ich habe schon viele Geschichten zur "Prüfung" vorgelegt bekommen, und ich war mehrfach Juror bei größeren Schreibwettbewerben mit hunderten von Einsendungen. Das, was Du skizzierst, trifft auf > 90% der Texte zu, die ich auf diese Weise zur Kenntnis nehmen durfte.

  • Formale Korrekturen (Rechtschreibung, Zeichensetzung) sind natürlich sowieso Pflicht. Für den Rest kommt's drauf an, wer mich fragt und wofür der Text ist.


    Mit Belletristik habe ich fast keine Erfahrung, sondern vor allem mit Gebrauchstexten. Und da ist die Wirkung des Textes sehr wichtig - wenn der Text nicht "funktioniert", dann ändere ich ihn so, wie ich es für angemessen halte, auch wenn ich stark in den Text eingreifen muss. Das gilt vor allem für kurze Texte. Ist es ein langer Text, bei dem es hauptsächlich ums Verständnis geht, dann lasse ich mehr vom ursprünglichen Stil stehen, auch wenn ich selbst es anders schreiben würde.


    "Streng"? Kann schon sein..... Ein ehemaliger Chef von mir hat meine Motivation seinerzeit total in den Keller gedrückt, weil er mir immer alles umgeschrieben hat, sodass ich mir letzten Endes überhaupt keine Mühe mehr gegeben habe. Wenn ich das bei meinen Leuten machen muss, versuche ich zu erklären, weshalb ich was gemacht habe, damit sie es beim nächsten Mal besser machen können. Klappt bisher ganz gut.


    Ansonsten kriege ich eher entsetzte Reaktionen: "Mein Gott, so viele Fehler waren da drin?!" Da beuge ich meistens schon vor, indem ich vorwarne, dass ich viele Änderungen gemacht habe, um den Text "rund" zu kriegen.


    Allerdings muss man tatsächlich aufpassen.......... einen Text so ändern, wie man ihn selbst geschrieben hätte, ist leichter, als (mit weniger starken Eingriffen) das, was da steht, zu "optimieren". :rolleyes

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • @ Tom und MaryRead: Eure Antworten waren meine Tagesrettung. Ich hatte schon befürchtet, mir würde jetzt jeder einen Strick aus meinem letzten Satz drehen. :wow


    Um noch einmal auf "Das Beste" zurückzukommen. Ich korrigiere meist in der Gegenwart des anderen, das heißt, der andere hat die freie Entscheidungsgewalt darüber, ob er die jeweilige Korrektur annimmt. Und da es sicher in 98 % der Fälle darauf hinausläuft, dass die Korrektur angenommen wird und sich die andere Person über die Hilfe freut, gehe ich davon aus, dass es sich um eine Verbesserung des Textes handelt.


    Ich muss hierbei einschränken, dass ich noch nie einen Text für jemanden verbesser habe, der mit dem Ziel Autor zu werden schreiben wollte.


    @ Tom: Du meinst damit ausschließlich Texte, die von schreibenden Personen stammen? Keine Bewerbungen o. Ä.?


    Zofie : Deshalb sagte ich extra, dass ich es rein formal meine. Ein Text, der aus dem Gefühl geschrieben ist, muss deshalb weder zwangsweise gut noch schlecht sein. Und auch ein formales Meisterwerk muss noch lange nicht ansprechend sein.



    MaryRead : Das ist natürlich ein Problem, in dem Fall von Hilfestellung bei Texten / Geschichten nicht seinen Stempel aufzudrücken. Dabei wäre es sicher besser, nur Hinweise zu geben ( wie Tom es macht ).




    JASS :keks

  • da hat doch letzte woche eine kollege zu mir gesagt, ich solle aufhören zu dissen, weil ich neben ihm saß, als er eine mail für unseren kunden schrub - nur drei zeilen mit 3 kg haarsträubenden fehlern. sorry, aber wenn ich projektleiter bin, lasse ich sowas nicht rausgehen...


    bo

  • @liebe Jass,


    du wirst wahrscheinlich dein Leben lang Texte aller Art zur Korrektur vorgelegt bekommen.
    Ich habe in meinem Bekanntenkreis Rechtsanwälte, die ich natürlich sofort frage, wenn in diesem Bereich ein Problem auftritt.
    Meine Freundin Gudrun ist meine Ansprechpartnerin für Speisen und Getränke, Rita als Grafikerin ist für die Kunst zuständig, usw.


    Jeder kann etwas bestimmtes. Ich bin sehr froh darüber, dass wir unsere Fähigkeiten im Freundes- und Bekanntenkreis einander zur Verfügung stellen. Und wenn ich mit diesen verflixten Sushirezept mal wieder nicht klar komme und Gudrun mischt sich kräftig ein und hilft, dann sind es zwar am Ende ihre Sushi, aber das macht eigentlich keinen Unterschied, da das Ziel ja ein schmackhaftes japanisches Gericht sein sollte.
    Eine Woche später schreibe ich dann vielleicht die Rede zum Geburtstag ihres Vaters. Sie sagt mir, was darin vorkommen soll und ich baue die Worte so aneinander, dass man sie laut vorlesen kann.


    Wenn mich jemand bitten würde, eine sebst verfasste Geschichte Korrektur zu lesen oder meine Meinung dazu zu sagen, bin ich allerdings vorsichtiger. In jedem Fall aber würde ich die Rechtschreibfehler korrigieren, auf Wortwiederholungen und den Genitiv u.ä. aufmerksam machen. Inhaltlich halte ich mich sehr zurück.

  • Hallo, Ines,


    Natürlich stört es mich nicht, mit dem, was ich kann, zu helfen. Mich hat es nur betroffen gemacht, dass man mir sagt, ich lobe wenig, wo ich doch meine Aufgabe nicht im loben, sondern im Helfen sah / sehe.


    Nebenbei: Kennt ihr auch Menschen, bei denen ihr ganz direkt aus dem Weg geht, etwas von ihnen in die Hand zu bekommen, weil ihr wisst, dass sie eigentlich nur Lob erwarten -und ihr das einfach nicht könnt, wenn ihr das nicht gerechtfertigt findet?



    JASS :keks

  • Ich mach das hin und wieder mit Artikeln von freien Redakteuren unserer Schülerzeitung. Ich versuche, komplizierte Satzkonstruktionen aufzulösen und bessere Ausdrücke zu finden, wenn es mal holpert. Da wird dann auch schonmal großzügig im Text rumgeschmiert...
    Das seltsame: Bei meinen Texten kann ich das nicht. Kürzen z.B., oder Korrekturen sind mir ein Greuel.