Malé - Roman Ehrlich

  • S.Fischer, 2020

    Gebundene Ausgabe, 288 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Alle Versuche, die Malediven vor dem steigenden Meeresspiegel zu retten, sind gescheitert, Pauschaltouristen haben sich neue Ziele gesucht, und der Großteil der Bevölkerung musste die Inseln verlassen. Gleichzeitig ist die heruntergekommene Hauptstadt Malé zum Ziel all jener geworden, die nach einer Alternative zum Leben in den gentrifizierten Städten des Westens suchen. Und so wird die Insel für die kurze Zeit bis zu ihrem Untergang zur Projektionsfläche für Aussteigerinnen, Abenteurer und Utopistinnen, zu einem Ort zwischen Euphorie und Albtraum, in dem neue Formen der Solidarität erprobt werden und Menschen unauffindbar verschwinden. Mit »Malé« fängt Roman Ehrlich die komplexe Stimmungslage unserer Zeit ein und verwebt die Geschichten rund um die Sehnsüchte und das Scheitern seiner Figuren zu einem Abbild all der Widersprüche, die das Leben zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausmachen.


    Über den Autor:

    Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, aufgewachsen in Neuburg an der Donau, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin. Bislang sind von ihm die Bücher ›Das kalte Jahr‹ (2013), ›Urwaldgäste‹ (2014), ›Das Theater des Krieges‹ (2017, mit Michael Disqué) und ›Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens‹ (2017) erschienen.


    Mein Eindruck:

    Malé ist ein kühler, aber stilistisch interessanter Roman über eine in naher Zukunft dem Untergang geweihte Gegend.

    Malé ist die Hauptstadt der Malediven. In der Version des Autors sind in naher Zukunft die Malediven vom steigenden Meeresspiegel bedroht.


    Hier ist eine deutsche Schauspielerin verstorben, vermutlich Selbstmord. Ihr Vater kommt, um den Tod seiner Tochter zu verstehen.

    Weitere wichtige Figuren sind die amerikanische Literaturwissenschaftlerin Frances Ford und der Lyriker Judy Frank.

    Durch E-Mails der Verstorbenen tritt auch die Schauspielerin noch kurz auf.


    Die Beschreibungen der Umgebung halte ich für gelungen. Da ist zum Beispiel “Der blaue Heinrich”, die bestbesuchte Kneipe der Inselstadt oder die von Windböen gepeitschte Die Brücke der Freundschaft, die aus der Stadt hinaus aufs Meer führt.


    Die Romankonstruktion ist mir teilweise zu umständlich, manchmal auch zu unentschlossen.

    Von ein paar Stilblüten abgesehen gibt es aber ein paar ausgezeichnete Formulierungen und starke apokalyptische Sprachbilder, die ich zumindest im zweiten Lesegang auch wirklich genießen konnte.


    Es bleibt aber dabei, dass der Autor relativ teilnahmslos und distanziert erzählt.

    Vom Verlauf der Handlung in der zweiten Hälfte war ich weniger begeistert. Daher würde ich die Bewertung bei ungefähr 6 von 10 Punkten einpendeln lassen.

    ASIN/ISBN: 3103972210