Leonhard Hieronymi - In zwangloser Gesellschaft

  • Titel: In zwangloser Gesellschaft

    Autor: Leonhard Hieronymi

    Verlag: Hoffmann und Campe

    Erschienen: September 2020

    Seitenzahl: 240

    ISBN-10: 3455009557

    Preis: 24.00 EUR


    Ein in meinen Augen ein mehr als gelungenes Debüt. Ein Roman so wunderbar aus der Mainstream-Trasse herausragend. Endlich mal wieder ein Stück zeitgenössischer Literatur das es lohnt wirklich Begeisterung zu zeigen.


    Der Erzähler auf der Reise zu europäischen Friedhöfen, auf der Suche nach dort bestatteten Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Eine auch für den Leser aufregende Reise, eine Reise die alles ist, aber keineswegs normal.


    So lesen wir es im Klappentext dieses Buches:


    Nach einem Lachanfall in den Katakomben von Rom, der doch irgendeinen Grund gehabt haben muss, macht sich ein junger Mann auf den Weg: Durch Ohlsdorf, Constanţa, Wien und Prag, entlang der Grabsteine Europas größter und kleinster Literaten beginnt er eine Spurensuche – nach den unheimlich Verschwundenen und den Unsterblichen. Häufiger als erhofft stößt er dabei auf knutschende Paare, Bonbonpapier, Champagnerflaschen und dann doch keine Mentholzigaretten; trifft Orgelsachverständige, Totengräber und Hermann Hesses Enkel, und es braucht neben Durchhaltevermögen nicht zuletzt Rotwein, eine Arminius-Schreckschusspistole und eine frisierte Vespa, bis er erstaunt zu dem Schluss kommt: Verschwinden ist Luxus.“


    Und endlich mal ein Klappentext der dem Buch gerecht wird.


    Viele – eigentlich die meisten der schreibenden Zunft – sind nach ihrem Tode ganz schnell vergessen, auch ihre Werke sind ins Vergessen hinüber gewandert. Es gibt nur sehr wenige Werke und Schreibende die quasi unsterblich sind. Wobei manche Schriftstellerinnen und Schriftsteller auch zu ihren Lebzeiten schon vergessen sind – wobei es um die meisten von ihnen wahrlich nicht schade ist. Sie sind halt nur sekundäre Lichtblitze in der Literaturwelt.


    Ob dieses Buch überlebt? Keine Ahnung. Zu wünschen wäre es. Gerade auch in einer Zeit wo das Oberflächliche, das Banale, das Verblödete wahre Triumphe feiert. Man muss sich nur einmal anschauen, welcher Müll heute die Bestsellerlisten bevölkert – man kann gar nicht so viel essen wie man dann kotzen möchte. Kaum noch Niveau!


    Dieses Buch von Leonhard Hieronymi ist auch eine Reise in das Erinnern, das Erinnern an Menschen die wirklich schreiben konnten, an das Erinnern an wirklich großartige Literatur. Und man leider auch daran erinnert wie armselig die Literatur doch heutzutage eigentlich ist.


    Ein sehr lesenswertes Buch – von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.


    Der Autor:

    Leonhard Hieronymi wurde 1987 in Bad Homburg geboren, studierte Philosophie, Informatik und Europäische Literatur in Berlin, Mainz und Wien und ist Gründungsmitglied des Literaturkollektivs Rich Kids of Literature sowie der Kairo-Gesellschaft. Er schreibt unter anderem für SZ, Zeit, Das Wetter und Metamorphosen. 2017 erschien sein umstrittenes Manifest Ultraromantik. Die darin abgedruckte Kurzgeschichte "Formalin" gilt als "die beste deutschsprachige Kurzgeschichte des Jahres" (SZ). In zwangloser Gesellschaft ist sein Debüt als Romanautor. Hieronymi lebt in Hamburg.


    ASIN/ISBN: 3455009557

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.