Jung und Jung, 2020
192 Seiten
Kurzbeschreibung:
Es beginnt immer bei Null, frisch und unschuldig, mit einem harmlosen Vorhaben, einer nicht ganz alltäglichen Aufgabe oder der Idee zu einem kleinen Abenteuer. Das kann ein Waldspaziergang sein, ein Ausflug zu einem Perchtenlauf, ein Besuch auf einem Flohmarkt oder in einem Swingerclub, eine Prüfung, die als Spiel nur schlecht getarnt ist. Und immer sind es dieselben zwei, er und Marianne, die sich am Ende einer Wirklichkeit ausgesetzt sehen, in die das Unerwartete mit dem ganzen Schrecken eines Alptraums einbricht, der blanke Horror, etwas, das sich ihrer Kontrolle entzieht und dem nicht zu entkommen ist. Auch wenn es sie das Letzte kosten könnte, sie riskieren es, als gäbe es auf dieser Welt nichts mehr zu verlieren. Xaver Bayer erzählt das Ungeheuerliche ohne Rührung und mit einer Neugier, die vor keinen Konsequenzen zurückschreckt. Dieser Kompromisslosigkeit verdankt sich eine Literatur, die unsere Haltung zum Leben und dem, woran wir angeblich hängen, auf Herz und Nieren prüft.
Über den Autor:
Xaver Bayer, geboren 1977, lebt in Wien.
Mein Eindruck:
Es handelt sich um 20 Geschichten, die immer wieder ähnlich aufgebaut sind. Der Icherzähler wird von seiner Freundin Marianne mit einer verrückten Idee aufgestachelt und die beiden geraten in ungewöhnliche Situationen. Das Pärchen ist zeitweise nur in der Rolle des Beobachters, dann beteiligen sie sich auch aktiv.
Die beiden sind subversiv, aber sie geben und verhalten sich anfangs normal. Nicht selten eskaliert ihr Vorgehen aber in Gewaltorgien.
Den erste Lesedurchgang empfand ich als verstörend. Aber mit ein wenig Abstand habe ich einige der Geschichten noch einmal gelesen.
Mögen die Stories schrill sein, werden sie doch mit erstaunlicher Kaltblütigkeit vorgetragen.
Es entstehen aus den Szenen stark wirkende Bilder im Kopf des Lesers. Sie spitzen sich zu Schockeffekten zu. Neben der heftigen Eröffnungsgeschichte gilt das auch z.B. für die Story um den Perchtenlauf.
Geheimnisvoll ist die Geschichte um die Suche nach Kafkas Schloß. Obskur die Geschichte um das Partner-Floating. Xaver Bayer hebt manchmal die Regeln des realistischen Erzählens auf. Dann wirken die Erzählungen wie Träume.
Es ist kein einfacher Stoff. Doch hinter dem bizarren vermag man auch manchmal die Gegenwart erkennen bzw. wie sie sein würde, wenn sie an den Brennpunkten eskalieren würde.
ASIN/ISBN: 3990272403 |