Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - die zweite Folge
Schon das erste Buch von Bastian Sick hat mich köstlich amüsiert und dabei ist es sogar noch lehrreich. Welches Buch kann das schon von sich sagen? Als ich nun die Folge zwei im Buchladen sah, griff ich sofort zu, in der Hoffnung, dass hier nicht, wie so oft, der zweite Teil nur ein Abklatsch des ersten ist und nur geschrieben wurde, um nochmal schnell etwas Geld zu scheffeln, indem man auf dem Erfolg des ersten Buches aufbaut. Wie ist es, was sagt der Klappentext und was ich...Jetzt und hier und hoffentlich sehr arm an Fehlern.
Klappentext: Wenn alle Fälle davonschwimmen - wenn "dem Kandidat" das Zeug zum Kandidaten fehlt oder wenn "dem Chirurg" mehr vertraut wird, als dem Chirurgen - dann ist es Zeit, dem Dativ zu gedenken. Oder des Genitivs, der kann es auch vertragen. Warum ist der Rhein männlich und die Elbe weiblich? Wie heißt der Rest des Apfels? Ist die Vergangenheit höflicher als die Gegenwart? Kann Grammatik Spaß machen? Die letzte Frage wird jeder mit "Ja" beantworten, der Bastian Sicks "Zwiebelfisch" Kolumnen kennt. Die anderen Fragen klärt dieses Buch.
Etwas zu Bastian Sick: Bastian Sick, Jahrgang 1965 hat Geschichtswissenschaft und Romanistik studiert, arbeitete als Lektor und Übersetzer, war Dokumentationsjournalist beim Spiegel-Verlag und Mitarbeiter der Redaktion von Spiegel Online. Seit Mai 2003 ist er dort Autor der Kolumne „Zwiebelfisch“ Nach eigenen Worten zieht er seit dieser Zeit mit flatternden Fahnen und bunt bemalten Schilden gegen falsches Deutsch und schlechten Stil zu Felde. Er versucht sich als ironischer Geschichtenerzähler, da seiner Ansicht nach die Rollen des grimmigen Erbsenzählers und des desillusionierten Sprachzynikers schon besetzt sind.
Leseprobe: Kapitel "Sie oder sie - du musst dich entscheiden":Ein Beispiel aus dem Internet: "Wer den Messenger benutzt, merkt gleich, wann seine Freunde Ihren Computer eingeschaltet haben." Offenbar ist dieser Messenger so eine Art Alarmsystem, das mich informiert, sowie sich einer meiner Freunde an meinem Computer zu schaffen macht. Ich frage mich nur, warum meine Freunde so etwas tun sollten? Allem Anschein nach aber kommt so etwas unter Freunden häufiger vor, sonst würde sich dieser Messenger kaum verkaufen. Ein anderes erheiterndes Beispiel lieferte eine Anzeige für eine Donaukreuzfahrt. Darin war der Satz zu lesen:"Die MS Savonia ist ein Schiff der guten Mittelklasse und überzeugt durch Ihren besonders freundlichen Service an Bord." Vorsicht, der Rabatt von 1100 Euro hat einen Haken: Willkommen auf der Galeere! Wenige Tage vor der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst stellte die Internetausgabe der Bild Zeitung ihren Lesern die Frage:" Wird einer von Ihnen der neue Papst?" Diejenigen bild.de-Leser, die sich daraufhin Hoffnungen auf einen komfortablen Lebensabend in einem römischen Palast machten, wurden bitter enttäuscht, denn wie sich herausstellte, waren nicht sie gemeint, sondern die Kardinäle auf dem Foto....
Mein Eindruck: Schon auf den ersten Seiten habe ich mich erneut ebenso gut amüsiert, wie bei dem ersten Buch dieses Autors. Bastian Sick sind die Themen nicht ausgegangen und er schreibt in seinem gewohnt humorvollem Stil und macht auf Fehler und schlechte Schreibweise aufmerksam. Merwürdigerweise sind es mal wieder die Journalisten, die er gehäuft aufs Korn nimmt. Klar, wer viel schreibt, macht wohl auch viele Fehler, aber von einem Journalisten erwartet man sicher besseren Umgang mit unserer Sprache, zumal seine Schreib - und Stilfehler viele Leser erreichen und die Gefahr bergen, sich niederzulassen. Da jedes Kapitel nur 2-3 Seiten hat, wird es niemals langatmig, oder wirkt verbissen. Der Witz des Autors gefällt mir sehr und sein Ansatz Wissen zu vermitteln gelingt ihm gut. Vielleicht sollte man ihm vorschlagen, ein Schulbuch zu schreiben, denn ich erinnere mich, dass gerade die Deutsch- und Grammatikbücher meiner Schulzeit vor Trockenheit nur so krümelten und befürchte, dass sich im Laufe der Zeit nicht wirklich etwas getan hat.
Wie gesagt, ein ebenso gutes Buch wie sein Vorgänger, kein bißchen langweilig, witzig und lehrreich. Ich kann es nur weiter empfehlen.