Hörbücher im Radio

  • Bei Empusion bin ich bei der heutigen Folge angelangt.

    Die Herren bewegen sich zwischen naturwissenschaftlichen und philosophischen Themen und zwischendurch gibt es immer wieder Seitenhiebe auf die Frauen, die die Leserschaft locker durchgehen lässt, da sie von einer Autorin verfasst sind, die die Honoratioren

    letztendlich als Schwachköpfe darstellt.


    Meine Lieblingsfigur ist übrigens Dr.Semperweiss und auf seine weitere Entwicklung bin ich äußerst gespannt.


    Überhaupt möchte ich erwähnen, dass mit Beginn des letzten Drittels Olga Tocarczuk ein Kapitel aufschlägt, dass aktueller nicht sein könnte. Es geht vordergründig um Herrschaftsverhältnisse und Rassismus und hintergründig um Volkszugehörigkeiten und Grenzen im mittleren und östlichen Europa des Jahres 1913, für die das niederschlesische Görbersdorf einen hervorragenden Ausgangspunkt bildet.

    Olga Tocarczuk gelingt hervorragend die Aufarbeitung soziokultureller, religiöser und politischer Verhältnisse und doch frage ich mich, welchen Lauf diese Geschichte nehmen wird.

  • Olga Tocarczuk gelingt hervorragend die Aufarbeitung soziokultureller, religiöser und politischer Verhältnisse und doch frage ich mich, welchen Lauf diese Geschichte nehmen wird.


    Wohin diese Geschichte führt, das frage ich mich auch.


    Aber Olga Tocarczuk beschäftigt sich schon lange mit den unterschiedlichen Gruppen, die Europas Osten bewohnen. Wenn du mal viel Zeit hast Salonlöwin solltest du mal die "Jakobsbücher" lesen.

  • Wohin diese Geschichte führt, das frage ich mich auch.


    Aber Olga Tocarczuk beschäftigt sich schon lange mit den unterschiedlichen Gruppen, die Europas Osten bewohnen. Wenn du mal viel Zeit hast Salonlöwin solltest du mal die "Jakobsbücher" lesen.

    Rumpelstilzchen . Ich behalte die Jakobsbücher im Hinterkopf genau wie Thomas Manns "Joseph und seine Brüder", doch im Moment sprechen mich gerade so viele andere Bücher an.

  • Auf welches Ziel "Empusion" hinsteuert, weiß ich immer noch nicht so recht.

    Auch das Bild der Puppe im Wald erzählt Tocarczuk nicht beiläufig, doch welche Bewandnis es hat, ist mir nicht klar.

    Am Haken hat sie den Leser mit Thilos Bild, den Eltern entwendet und ihn auf seiner letzten Reise begleitend, wird es noch eine weitere Rolle spielen.


    Von Tocarczuk geht es zu den Manns.Ist schließlich naheliegend, wenn Tocarczuk "Empusion" an den Zauberberg anlehnt. Die erste Folge von "Mann am Meer" liegt hinter mir und ich bin uneins, ob ich mich mit dieser Romanbiografie anfreunden kann.

    Ich muss gestehen, dass ich nun zum x-ten Mal im Stammbaum der Familie Mann nachlesen muss, weil ich die Familienbeziehungen immer wieder vergesse.

    Hanns Zischlers Stimme ist für mich auch dieses Mal gewöhnungsbedürftig. Er liest zweifelsfrei professionell, nur liegt mir seine Betonung nicht.

  • Mittlerweil bin ich bei Folge 5 des Romans über die Familie Mann angelangt.

    Der Vater von Thomas und Heinrich Mann muss ein sehr spezieller Mann gewesen sein; er plant die Formalitäten um seinen Tod äußert genau, weiß er wohl, dass auf seine Frau kein Verlass ist, hält kaum etwas auf seine Söhne, traut ihnen kein literarisches Talent zu und gibt seiner Frau gleichzeitig ein Zitat des König Lears mit auf den Weg.

    Ab Folge 4 musste ich unaufhörlich an Verfilmung der Familiengeschichte "Die Buddenbrooks" mit Jessica Schwarz und Mark Waschke denken.

    Jessica Schwarz spielt dort eine junge Frau, die von ihrer Familie gedrängt wird, einen Fremden zu heiraten. Zuvor erlebt sie eine erste Liebe am Ostseestrand.

    Wie im Film und ebenso bildlich schildert Volker Weidermann diesen Teil der Buddenbrooks.

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    Gänzlich kann ich mich mit dieser Romanbiografie noch nicht anfreunden; die Entscheidung für ein Genre hätte den Stoff sicherlich besser Rechnung getragen.

    Nächste Woche folgen weitere fünf Teile und ich bleibe an der Geschichte dran.


    Hört noch jemand mit?

  • Offensichtlich bin ich die einzige Hörerin, die sich mit den Manns an der Ostsee herumtreibt. Die Hörabschnitte 6 und 7 liegen hinter mir. Aufmerksam gemacht hat mich das Hörbuch auf den Beginn des Ehepaares Thomas und Katja Mann, die im Roman "Königliche Hoheit" erzählt wird. Das Buch behalte ich im Hinterkopf.

    Bemerkenswert finde ich die Autor-Verleger-beziehung zwischen Thomas Mann und Samuel Fischer. Letzterer hat keine Scheu, auch grenzwertige Bücher, die eine Strafverfoglung nach sich ziehen können, zu veröffentlichen; an einer Stelle heißt es sinngemäß: "Je provokativer, desto besser." Dieser Aspekt scheint aktueller denn je zu sein, wenn wir zurzeit auf eine gewisse Autor-Verlags -Beziehung blicken.

    Thomas Manns Identitätssuche wird einmal mehr aufgearbeitet und es ist erstaunlich mit welchen politischen Ansichten er durchs Leben geht bis zu dem Zeitpunkt, als er seinem Vaterland dienen soll, den Ernst der lage erkennt und sich für wehruntauglich erklären lässt.

  • Also, ich habe noch vor, wenigstens in die zweite Hälfte reinzuhören.

    Momentan haben wir im Büro aber einige stressige Anstrengungen, die zeitliche Ressourcen wegfressen.

    Vielleicht schafffe ich es aber noch, da ich Volker Weidermanns Bücher grundsätzlich schätze,

  • Aufmerksam gemacht hat mich das Hörbuch auf den Beginn des Ehepaares Thomas und Katja Mann, die im Roman "Königliche Hoheit" erzählt wird. Das Buch behalte ich im Hinterkopf.

    Königliche Hoheit ist sicher nicht Thomas Manns wichtigster Roman, aber vielleicht sein sympathischster. Ich mag die Hörspielfassung von 1954.

    ASIN/ISBN: 3895847917

    PS: Von der Verfilmung halte ich aber nicht viel.



    Edit:

    Teil 7 von Am Morgen vorgelesen erzählt viel von Tod in Venedig.

    Aber erschreckenderweise auch von einer Kriegsbegeisterung von TM ab1914, die sein Bruder Heinrich nicht teilte.


    Teil 8: Betrachtungen eines Unpolitischen ist ein zwiespältiges Werk, aber vielleicht ist das auch nicht überraschend. Hätte es im 1.Weltkrieg keine verbreitete Kriegsbegeisterung gegeben, hätte es ihn möglicherweise nicht gegeben.

    Danach gibt es von Thomas Mann aber eine Hinwendung zur Demokratie.


    Eigene Erfahrungen der Mann-Familie führt zu Mario und der Zauberer. Eine Novelle, die ich außerordentlich schätze.

  • Herr Palomar :

    Die von Dir erwähnte Kriegsbegeisterung Thomas Manns hat mich ebenfalls mehr als erschreckt. Ich meine auch einen gewissen Größenwahn in ihm zu erkennen.

    Sein Vater hat - wenn auch nicht geschäftlich erfolgreich - doch einen gewissen Weitblick bewiesen, als er verfügte, die Familienvilla zu verkaufen und das Geld in die richtigen Bahnen zu lenken. Nur Thomas Mann erweist sich letztlich nicht als der, auf den der Vater die größte Hoffnung gesetzt hatte. Der Vater möchte den Sohn nicht Schriftsteller sehen, eher als Geschäftsmann; doch an anderer Stelle heißt es, dass der Sohn das Zeug zum Schreiben hat. Vielleicht erahnte der Vater das Potenzial seines Sohnes und mit Samuel Fischer hatte Thomas Mann das Glück, einen kompetenten und zahlungskräftigen Verleger an seiner Seite zu haben.

  • Teil 9: Thomas Mann, schon fünffacher Vater trifft 1927 mit dem 17jährigen Klaus Heuser angeblich die Liebe seines Lebens. Aber eigentlich ist es nur eine zeitlich kurze Begegnung. Gut möglich, dass Thomas Mann das ein wenig verklärt hat.


    Volker Weidermann schreibt ein paar kluge Abschnitte, wie Mann ein Gegner des Faschismus wird. Später wird er eine wichtige Rolle dabei spielen, z.B. mit seinen Radioreden an deutsche Hörer.

  • Teil 10:

    Heute war der letzte Teil der Lesung aus Mann vom Meer.


    Ab 1938 war TM mit seiner Familie in die USA übergesiedelt, erst in Princton, später in Kalifornien.

    In „Meerfahrt mit Don Quijote“ erzählte er von seiner ersten Überfahrt 1934 über den Atlantik.


    So ganz hat mich das sich durchziehende Meer-Motiiv nicht überzeugt. Das ist von Volker Weidermann leicht konstruiert. Ohne Meerbezug wäre Thomas Manns Werk kaum anders.

    Dennoch war es eine gute Zusammenfassung.

  • "Meerfahrt mit Don Quijote" merke ich mir vor.


    Zum Meer: Ich hatte das Meeresmotiv eigentlich so verstanden, dass das Meer Thomas Mann sein Leben lang begleitet, nicht dass das Meer Motiv für seine Romane ist, sondern eher beläufig darin vorkommt.

    Dennoch wirkt Volker Weidermanns Romanbiografie, kann man davon eigentlich sprechen, ich hätte eher von biografischen Fragmenten gesprochen, teilweise konstruiiert. Vielleicht wäre es besser gewesen, einen anderen Titel zu wählen, zu erzählen und das Motiv beiläufig immer wieder einzuflechten.

    Am Ende wird Volker Weidermann jedenfalls seinem und dem vom Verlag gesteckten Ziel, vom Nobelpreisträger und seiner Meeressehnsucht zu erzählen, bedauerlicherweise nicht gerecht. Den Verkaufszahlen dürfte das jedoch ltztlich nicht schaden.