Hörbücher im Radio

  • Die heutige Folge von "Lichtspiel" kann ich wärmstens empfehlen.

    Wie bespreche ich ein Buch, dessen Ende ich verschlafen habe, versuche in einem Lesekreis etwas Sinnvolles zum Inhalt zu sagen und sage doch eigentlich nichts, und zwar nicht, um zu gefallen, sondern um mich elegant aus der Affäre zu ziehen, damit ich weiter diese illustre Runde besuchen darf.

    Ich konnte mir die Damen in diesen Lesekreis mehr als gut vorstellen und könnte darauf dankend verzichten.


  • Ich habe beim SWR2 eine Hörspiel-Version von Emmanuel Carrère "V13" entdeckt und höre gerade die zweite Folge - das ist sehr, sehr gut, aber auch sehr bedrückend.


    V13 im SWR2


    Dokumentarische Podcast-Serie nach dem gleichnamigen Tatsachenroman

    Aus dem Französischen von Claudia Hamm.


    Ausgezeichnet als Hörspiel des Monats August 2023 von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.


    Das Kürzel „V 13” steht für „vendredi 13 novembre 2015“. Steht für die islamistischen Terroranschläge in Paris, unter anderem vor dem Stade de France während des Fußball-Länderspiels Frankreich gegen Deutschland, in verschiedenen innerstädtischen Cafés und in dem Rock-Konzerthaus Bataclan. 130 Menschen starben, fast 700 wurden verletzt, davon 97 schwer. Steht für das extra erbaute Sitzungszimmer im Justizpalast.


    Der Prozess: 14 Angeklagte, 1.800 Zivilparteien, 350 Anwälte, eine 53 Meter hohe Akte.

    Dauer: September 2021 bis Juni 2022.

  • Die "Einarmige Schwester" habe ich nach erstem Anhören ad acta gelegt, da mir die weinerliche Lesestimme und Thema nicht behagen.


    Mein neuester Hörversuch ist Eduard von Keyserlings "Schwüle Tage".

    Bisher bin ich positiv überrascht, was ich auch nicht anders erwartet habe. Der baltische Fontane erzählt die Geschichte eines Arbiturienten, der durchs Examen gefallen ist. Nun muss er den Sommer mit dem Vater verbringen, während die restliche Familie in die Ferien fährt. Sprache, Stimmung und Figurengestaltung stimmen wie immer und obwohl der Text im Jahr 1955! eingesprochen wurde, mag ich der Sprecherstimme folgen.

  • Eine Anmerkung zu "Lichtspiel", die mir die Tage durch den Kopf ging, möchte ich loswerden bzw. es ist vielleicht viel eher eine Frage. Die Kleingeister, die im Roman auftauchen, aufgrund veränderter politischer Zeiten Macht erhalten und sie nutzen, kann man heutzutage ebenso antreffen. Jemand erhält ein wenig Macht, gar eine Position und fühlt sich erhoben, nunmehr in die Lage versetzt, andere zu unterdrücken. So wie es ihnen einst selbst erging, soll es jetzt den anderen ergehen.

    Wie empfindet Ihr die Figuren des Hausmeisterehepaares oder Kasunke und Basler?

  • Daniel Kehlmanns "Lichtspiel" habe ich am Wochenende beendet und bin hinsichtlich des Ausgangs der Geschichte unentschlossen.

    Die Geschichte besitzt durchaus starke Momente, da Kehlmann seine Figuren zu inszenieren weiß und auf subtile Art psychologisch-raffinierte Situationen zu kreiieren versteht. Dennoch hat das Thema Lichtspiel und die Figur des G.W. Pabst mich nur bedingt zu begeistern vermocht.


    Diese Woche startet im NDR 2 nun Brigitte Girauds "Schnell leben".

    Nach der ersten Folge ist meine Neugier geweckt; sprachlich, inhaltlich und die Stimme Melanie Straubs empfinde ich als passend. Ich hoffe allerdings, dass die Geschichte trotz des traurigen Starts eine positive Richtung nimmt. Allein deshalb, weil es auf Weihnachten zugeht.

  • Den "Flakon" habe ich mittlerweile aufgegeben. Für lange philosophische Debatten habe ich zur Zeit keine Geduld.

    Dabei gibt es durchaus lebendige Szenen und Schilderungen der Personen und der Standesunterschiede.


    Sehr interessant finde ich dagegen Brigitte Girauds "Schnell leben". Da bleibe ich unbedingt dran.

    Salonlöwin da Brigitte Giraud es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Gründe für den Tod ihres Mannes herauszufinden, bleibt uns das Thema wohl erhalten.

    Es ist aber schon in der ersten Folge spannend, wie sie das macht

    Zudem schildert sie anschaulich, wie eine ganze Generation ausbricht, ihren Lebenstraum in der Stadt verwirklichen will, dabei immer wieder vertrieben wird.

    Auch die Musik dieser Zeit wird wohl eine Rolle spielen, da ist der Titel von Lou Reed: "live fast, die young".


    Wo ich nicht mit ihr übereinstimme ist, dieser immer noch vorhandene Wunsch, Gründe zu finden für den Unfalltod ihres Mannes.

    Was sie bisher aufgezählt hat, sind zeitliche Übereinstimmungen, eine Kette von Zufällen. Dieser Gedanke, wäre das und jenes nicht passiert, hätte ich dieses nicht gemacht und jenes.

    Das alles finde ich direkt nach dem Tod eines geliebten Menschen ganz normal.

    Sie scheint auch nach der ersten Trauer und Wut einen Weg ins Leben gefunden haben, auch für ihren Sohn.


    Mir erscheint dieses Buch wie der Versuch, mit den Gedanken nach dem "Warum" abzuschließen.

    Ich bin gespannt, ob es ihr gelingt.


    Mal sehen, ob ich es mir im Original besorge.

  • Rumpelstilzchen : Ich hatte gedacht, dass Du Brigitte Giraud bereits in der ARD Mediathek gehört und beendet hast :gruebel.

    Ich irre mich da wohl.


    Ich denke, dass dieses "Was-wäre-wenn" und die Nachkonstruktion des Unfalls eine seelische Aufarbeitung sind. Der Tod des Ehemanns ist ein Unglücksfall und wie vieles im Leben ein Zufall, der unabwendbar war.

    Brigitte Girauds Sohn und der Hausbau bzw. die Einrichtung des Hauses werden ihr Halt geben, damit sie in keine Tragödie steuert.

    Ich habe bisher erst den ersten Teil gehört und werde mich spurten, die nächsten Folgen vor dem Entfernen aus der Mediathek zu hören.

    Auf jeden Fall empfand ich die Schilderung der Wohn- und Lebenszustände in Frankreich sehr aufschlussreich.

  • Salonlöwin in der Mediathek ist sie leider an mir vorbeigegangen.


    Seltsam finde ich , dass es im Französischkurs nicht als Lektüre vorgeschlagen wurde.

    Na, so habe ich jetzt etwas Schönes zum Hören.


    Teil 2 , der sich weitgehend mit der an Besessenheit grenzenden Haus-bzw Wohnungssuche beschäftigt, war spannend anzuhören.

    Auch wenn die "was wäre wenn" Frage letztlich sinnlos ist, erfährt man viel vom Leben und der Gedankenwelt der Autorin.