Wir sind ja seit über einem Jahr raus, obwohl wir das sonntägliche Tatortschauen vorher als Ritual gefeiert haben, und das jahrelang - es war am Ende unserer Treue neben der Zwanzigfünfzehntagesschau die einzige Sendung im Linearfernsehen, die wir noch relativ regelmäßig konsumiert haben. Aber der öffentlich-rechtliche Krimi-Overkill war irgendwann nicht mehr auszuhalten (Linearfernsehen besteht nur noch aus Kochshows, Trödelsendungen, Quizshows und Krimis - und irgendwas mit extrem schrecklicher Musik, das immer von Florian Silbereisen moderiert wird), und im vergangenen Jahr waren bis zur Sommerpause vielleicht zwei oder drei Folgen halbwegs auszuhalten, von zwei Dutzend - der Rest war überdreht oder zu gewollt lustig (Liefers&Prahl sollten echt in Rente gehen) oder schlicht tödlich langweilig. Doch selbst anfangs wirklich liebenswerte Krimiserien wie "Nord bei Nordwest" haben nachgelassen (und ich bin ein echter Hinnerk-Schönemann-Fan), ganz zu schweigen vom nicht aushaltbaren Pipikakahumor-Dünnschiss, der aus der vor Jahren mal ziemlich lässigen Serie "Wilsberg" geworden ist. Und nicht einmal "Ein starkes Team" oder die gute Natalia Woerner mit ihrem "Unter anderen Umständen" konnte hier noch irgendwen oder -was hinter dem Ofen vorlocken. Sie haben's einfach übertrieben, während sie sich zugleich einer Tradition verpflichtet fühlten, die keiner mehr braucht, und die amerikanischen oder britischen Serien mit ihrer perfekten Produktion und horizontalen Erzählweise sind um Lichtjahre unterhaltsamer.
Jedenfalls. Am Sonntag mal wieder reingeschaut, nach vielen Monaten Deutschkrimiabstinenz. Hielt nicht lange, nämlich ganze zwanzig Minuten. Dios todopoderoso.