Tatort - Das Sonntag-Abend-TV-Programm - ab 13.09.2020

  • Wie hat Euch der "Frauentag"-Tatort gefallen? Ich war eher entsetzt:


    Der gestrige "Tatort" hat seinem wichtigen Thema leider keinen Gefallen getan. Die titelgebenden angstgetriebenen weißen Männer waren bis auf eine Nebenrollen-Ausnahme alberne Popanze (nicht auszuhalten: Arnd Klawitter als Propagandist Hank Massmann), die dargestellte Polizeiarbeit ließ sogar die ruppigsten Folgen aus den Siebzigerjahren wie Kuschelkrimis erscheinen, das Team sonnte sich in Unsympathie und Inkompetenz (und laienhaftem Schauspiel), und seine Rechtsbrüche konnte man kaum noch mitzählen (aus welchem Grund wurde der Laptop des unverdächtigen Verdächtigen weiter einbehalten?), dazu die "Tatort"-typischen Dummheiten (Notfallsituation, aber es ist wie immer keine Polizeistreife in der Nähe, dafür treffen die Kommissare einzeln am Ort ein und betreten ihn natürlich auch alleine), die eigentlichen Mörderinnen wurden einfach nicht verhaftet (und nicht einmal mehr erwähnt, weil aufgrund einer absurden Feststellung der Gerichtsmedizin angeblich nicht mehr klärbar war, ob die Verletzungen prä oder post mortem beigebracht wurden), und überhaupt stimmte da von vorne bis hinten nur sehr wenig, was auch die "Buchnachbearbeitung" erklärte, die im Nachspann erwähnt wurde, aber leider nicht geholfen hat. Ob es der Bekämpfung von Misogynie dient, wenn man ihr in jeder Form die direkte Verbindung zum Rechtsradikalismus ("radikalisierten sich", und das Glatzeschneiden des Täters als balleteske Inszenierung dieses Vorgangs) attestiert und sowieso und überhaupt. Am ärgerlichsten aber fand ich, von Jördis Triebel abgesehen, die Frauenrollen in dieser Folge. Sie entsprachen, wie so vieles während dieser langweiligen 90 Minuten, ziemlich albernen Klischees.

  • Dieser Tatort war nicht nur klischeebeladen - er war klischeeüberladen.


    Und dann frage ich mich wieder einmal. Gibt es bei den Machern dieser Sendereihe keine Rechercheabteilung? Strafprozeßrechtlich und dienstrechtlich ein absoluter Griff ins Klo.


    Wenigstens gab es an diesem Abend noch Karl Lauterbach....;)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • weil aufgrund einer absurden Feststellung der Gerichtsmedizin angeblich nicht mehr klärbar war, ob die Verletzungen prä oder post mortem beigebracht wurden

    Glaube nicht, dass das absurd ist, was die Verletzungen der Leber und der Milz anbelangt (bei den Griff-Hämatomen ist eh zu fleißig gepinselt worden)

    Wenn GHB-Wirkung und Verletzungen dicht beieinander liegen, dürfte das wirklich schwer sein genau zu bestimmen, und ich wette, der Autor hat da in der Rechtsmedizin angefragt.

    In der rechtsmedizinischen Praxis verwischt das oft. In jedem Fernsehkrimi mit einer Wasserleiche wird die Frage beantwortet: Hat sie Wasser in der Lunge oder nicht? Das entscheidet, ob der Tod vorher eingetreten ist oder nicht, und das ist eigentlich ja auch logisch. In der Praxis aber lässt sich das kaum unterscheiden, weil in der Regel zumeist in beiden Fällen Wasser in der Lunge ist.

    Ansonsten würde ich Tom in jedem Punkte zustimmen.

    Dass sich da eine sehr große Männergruppe in Kiel zusammenfand, um die Rede des Männerrechtlers so fanatisch zu bejubeln wie das Publikum einst Goebbels' Rede im Berliner Sportpalast – da konnte ich mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen.

    Das Thema an sich ist spannend, man hätte viel mehr draus machen können. Es gibt Incels, und das Netz macht es eben möglich, dass sie sich weltweit vernetzen und gegenseitig hochschaukeln.

    Halle, Hanau, Breivik und Konsorten – bei allen dürfte das zur Radikalisierung beigetragen haben.

    Etwas haben diese kranken Mörder dann tatsächlich erreicht: Jede Menge hybristophiler Damen schicken ihnen heiße Liebesbriefe in den Knast. ;)

  • Es gibt Incels, und das Netzmacht es eben möglich, dass sie sich weltweit vernetzenund gegenseitig hochschaukeln.

    Ja, und diese Bedrohung ist viel größer, als angenommen wird. Aber ihre Protagonisten und Drahtzieher sind eben keine solchen albernen Hanswürste wie sie gestern zu sehen waren (ich musste wirklich wegschauen, wenn Arnd Klawitter ins Bild kam), und ihre Anhänger sind vermutlich auch nicht nur so tieftrübe Tassen wie dieser spätere Beinahe-Selbstmordattentäter.

  • Den Tatort am Sonntag habe ich mehr oder weniger zufällig angeschaut - das Duo Ballauf/Schenk gefällt mir meistens noch ganz gut und das übrige Programm hat mich nicht interessiert. Aber die Bilder und die Atmosphäre waren so eindringlich und bedrückend, dass ich danach nicht schlafen konnte. Hammer! Das ging mir unter die Haut.

  • Gestern Abend fand ich Thiel und Boerne in "Rhythm and Love" erstmals etwas too much. Klamauk ist ja gut bei den beiden, aber sollte nicht so sehr im Vordergrund stehen. Auch Übertreiben es die beiden mit Nettigkeiten gegeneinander ein bisschen zu sehr.

    Der Anfang passte schon :lache

  • Das war hölzern, gestelzt, schlecht gefilmt, laienhaft gespielt, die Dialoge waren grenzdumm, es war aus fachlicher Sicht allerschlimmster Mist und dazu auch noch zum Erbrechen langweilig. Wir haben nach einer guten halben Stunde abgeschaltet und zwei Folgen aus der letzten Staffel "Modern Family" geschaut, das war viel lustiger und entspannter - und tausendmal besser gemacht.

  • Der gestrige Tatort hat mir gut gefallen. Endlich mal Ermittler die nicht bedeutungsschwanger ihre persönlichen Probleme bierernst durch die Tatort-Folgen tragen.


    Nette Unterhaltung, mehr erwarte ich auch von einem TATORT nicht.


    Und dann kam die unsägliche Anne Will und das war dann ein echter Grund zum Abschalten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire : Echt, Du erwartest nicht mehr als "nette Unterhaltung"? ;) Was war vor sechs Wochen anders?


    Und dann frage ich mich wieder einmal. Gibt es bei den Machern dieser Sendereihe keine Rechercheabteilung? Strafprozeßrechtlich und dienstrechtlich ein absoluter Griff ins Klo.


    Dieser Durchsuchungsbeschluss gegen den Pressesprecher, gegen den bis dato das einzige Verdachtsmoment darin bestand, dass er eine (nichtgeheime) Beziehung mit dem Opfer hatte - wie wäre der strafprozessrechtlich zu begründen gewesen? ;)


    Übrigens haben die Boykottaufrufe aufgrund von Liefers' Teilnahme an der allesdichtmachen-Aktion offenbar kaum gefruchtet - eher im Gegenteil. Mit fast 15 Millionen Zuschauern war es seit 1992 die Tatort-Folge mit der dritthöchsten Einschaltquote.