Black History Month Oktober 2020 - Unsere Bücher dazu

In Großbritannien und Irland wird jedes Jahr im Oktober der Black History Month gefeiert, in den USA und Kanada macht man das im Februar - aber überall mit vielen Veranstaltungen, die auf den Beitrag von Afrobriten bzw. -amerikanern in Politik, Kultur und Gesellschaft hinweisen. Bei uns in Deutschland scheint es im Februar auch Veranstaltungen zu dem Thema zu geben, allerdings sind diese bisher unbemerkt an mir vorbei gegangen.

Da ich mich aber seit einigen Monaten verstärkt mit Rassismus auseinandersetze, ist mir der Gedanke gekommen, im kommenden Oktober mal ausdrücklich Bücher von Schwarzen Autor*innen zu lesen oder Bücher, die sich direkt mit dem Thema Rassismus beschäftigen. Ich werde auch zu allen diesen Büchern einen Leseeindruck schreiben, damit diese Bücher nicht nur gelesen, sondern auch besprochen sind. Den Februar habe ich ja nun verpasst, aber ich hänge mich dann eben bei den Briten an und lese im Oktober.

Wer mag, darf sich mir gerne anschließen - zusammen macht es mehr Spaß.

Nachtrag: Es muss bei den Büchern nicht unbedingt um Rassismus oder ein politisches Thema gehen. Es dürfen Liebesromane, Krimis, egal was sein. Entweder passt der*die Autor*in ODER das Buchthema zum Black History Month.

Im folgenden Posting werde ich eine Liste mit Links auf die Rezensionen anlegen, damit die Bücher leichter gefunden werden können. Und danach stelle ich mal die Bücher vor, die ich mir für den Monat angeschafft habe. Und ich schreibe auch jeweils dazu, warum ich jeweils dieses Buch ausgesucht habe. Falls ihr weitere Vorschläge habt, nur zu.

Wikipedia (deutsch): Black History Month

Antirassistische Sprache

Leseeindrücke zu Büchern, die zum Monat passen

(Liste wird laufend ergänzt)

Angelou, Maya - Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt

Adebayo, Ayobami - Bleib bei mir

Bennett, Brit - Die Mütter

Braithwaite, Oyinkan - Meine Schwester, die Serienmörderin

Butler, Octavia E. - Dämmerung

Carter, Stephen L. - Schachmatt

Carter, Stephen L. - Vermächtnis

Carty-Williams, Candice - Queenie

Edugyan, Esi - Washington Black

Hailey, Alex und Stevens, David - Queen

Haley, Alex - Roots

Hasters, Alice – Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten

Himes, Chester - Die Geldmacher von Harlem

Morrison, Toni - Jazz

Morrison, Toni - Menschenkind

Nunn, Malla - Das Tal des Schweigens

Nunn, Malla - Ein schöner Ort zum Sterben

Nunn, Malla - Lass die Toten ruhen

Obama, Michelle - Becoming: Meine Geschichte

Ogette, Tupoka - exit RACISM: rassismuskritisch denken lernen

Okorafor, Nnedi - Das Buch des Phönix

Okorafor, Nnedi - Lagune

Walker, Alice - Die Farbe Lila

Whitehead, Colson - Apex

Whitehead, Colson - Der letzte Sommer auf Long Island

Whitehead, Colson - Die Nickel Boys

Whitehead, Colson - Underground Railroad

Whitehead, Colson - Zone One

Und hier das erste Buch, das ich lesen will:

Malla Nunn - Tal des Schweigens

Südafrika 1953: An einem frühen Oktobermorgen erhält Detective Emmanuel Cooper zu ­nachtschlafender Stunde einen Anruf: Sein Chef schickt ihn in die ­Drakensberge, um einen anonym gemeldeten Todesfall zu unter­suchen. Zulu-Detective Shabalala soll ihn als Übersetzer und Fährtenleser begleiten. Vielleicht kann dieser Fall die beiden in Ungnade gefallenen Kriminalermittler rehabi­litieren?

Wie aufgebahrt liegt ein junges Mädchen auf dem abgelegenen Felsplateau. Aber woran starb Amahle, die Tochter des Zulu-Chiefs? Wer hat Blumen über sie gestreut und ihren Leichnam vor Raubtieren beschützt? Cooper und Shabalala treffen überall auf Dünkel und Argwohn. Jeder im Tal scheint Dreck am Stecken zu haben. Und je tiefer Emmanuel bohrt, desto grimmiger wird das Schweigen, das ihm ­entgegenschlägt. Bis jemand erneut zu Gewalt greift.

ASIN/ISBN: 3867542074

Warum ich mir das ausgesucht habe?

Ich bin passionierte Krimileserin, also darf ein Krimi im Oktober nicht fehlen. Außerdem hoffe ich, da der Krimi 1953 spielt, noch viel über Südafrika und das Leben in der Zeit von Apartheid zu erfahren. Von den Kritiken her scheint das Buch sich auch sehr nah an die Realität zu halten.

Als nächstes Fantasy/SF:

Nnedi Okorafor - Lagune

Chaos bricht aus, nachdem im Internet verbreitet wird, dass vor der Küste der fünft bevölkerungsreichsten Stadt der Welt Außerirdische gelandet sind. Bald darauf versuchen das Militär, religiöse Führungspersönlichkeiten, Diebe und Wahnsinnige zu kontrollieren, was für Informationen auf YouTube und in den Straßen verbreitet werden. In der Zwischenzeit beraten die politischen Supermächte über einen nuklearen Präventivschlag, der die Eindringlinge auslöschen soll. Alles, was zwischen siebzehn Millionen Einwohnern und dem Tod steht, sind ein außerirdischer Botschafter, eine Biologin, ein Rapper, ein Soldat und ein Mythos, bei dem es sich um eine gigantische Spinne handeln könnte, oder um einen offenbarten Gott.

ASIN/ISBN: B01HQ7O1C2

Warum ich mir das Buch ausgesucht habe?

Ich wollte unbedingt noch ein Buch von einer weiteren afrikanischen Autorin haben, aber nicht nochmal aus Südafrika. Beim Stöbern bin ich auf Nnedi Okorafor gestoßen und die Leseprobe hat mir gefallen. Ich weiß noch nicht, ob mir die eingestreute Comic-Sprache (KLATSCH! MUUM!) irgendwann auf die Nerven geht, mal schauen.

Das dritte:

Toni Morrison - Jazz

Eine Party in einem Mietshaus in der Lenox Avenue, Harlem, 1926: Die schwarzen Bewohner lassen sich mitreißen vom Hoffnungsrhythmus der Zeit, des "Jazz Age". Plötzlich ein Schuß - die sahnefarbene achtzehnjährige Schönheit Dorcas liegt tot in ihrem Blut. Der Mörder: Joe Spur, fünfzig, ihr Geliebter. Kein Wort davon zur Polizei - mehr als den Tod fürchtet man das "weiße" Gesetz. Vielmehr entsteht eine sonderbare Freundschaft zwischen Joes Frau Violet und der Adoptivmutter der Toten, eine Ehe lebt auf ... Ein erstaunlicher Roman über den düsteren Glanz der Leidenschaft.

ASIN/ISBN: 349922853X

Warum ich das Buch ausgesucht habe?

Von Toni Morrison wollte ich schon immer was lesen. Wann, wenn nicht jetzt?

Dann noch etwas härterer Stoff:

Bartholomäus Grill - Wir Herrenmenschen

Unser rassistisches Erbe: Eine Reise in die deutsche Kolonialgeschichte

Die deutschen Kolonien - dieses Kapitel unserer Geschichte ist beunruhigend aktuell, wie Bartholomäus Grill zeigt. Und das nicht nur im Bewusstsein der Afrikaner selbst (etwa der Nachfahren der Herero, die heute Entschädigung für Gräueltaten der Deutschen fordern). Sondern auch in unseren eigenen Köpfen. Der SPIEGEL-Reporter, einer der besten deutschen Afrikakenner, hat in den letzten drei Jahrzehnten an allen Schauplätze des ehemaligen Kolonialreichs recherchiert, er hat mit den letzten Augenzeugen gesprochen, den Nachkommen von Tätern wie Opfern. Grill verfolgt akribisch die Spuren der deutschen Fremdherrschaft in Afrika, China und der Südsee und beschreibt unser rassistische Erbe: Das Herrenmenschentum prägt nach wie vor unser Denken, die Klischees von den „bedrohlichen Afrikanern“ oder „hilflosen Entwicklungsländern“ wirken fort, gerade in Zeiten verstärkter Flucht und Migration. Eine packende historische Reportage – und zugleich ein Debattenbuch von höchster Aktualität.

ASIN/ISBN: 3827501105

Warum ich dieses Buch ausgesucht habe?

Die deutsche Kolonialzeit ist eine große Lücke in meinem Geschichtswissen. In der Schule haben wir dieses Thema - wenn überhaupt - nur gestreift, und ich meine gehört zu haben, dass es in den aktuellen Lehrplänen wohl immer noch nicht ausreichend enthalten sei. Da lasse ich mich aber gerne korrigieren. Also wird diese Lücke nun gestopft. Ich weiß schon, dass die deutsche Kolonialzeit kurz war - aber da sie für einen Genozid ausgereicht hat (den die heutige Regierung immer noch nicht als solchen anerkennt), muss sie eine Nachwirkung haben, die es sich lohnt zu kennen.

Herr Palomar schrieb:

Wen ich richtig verstehe, sollen wir uns bei den Leseeindrücken speziell auf die Aspekte des Rassismus in der Handlung äußern?

Das hätte ich jetzt nicht vorausgesetzt. Ich werde meine Bücher lesen und "ganz normal" dazu Leseeindrücke schreiben. Wenn es im Buch aber um Rassismus geht oder mir beim Lesen etwas dazu auffällt, schreibe ich natürlich auch darüber etwas. Es soll keine schwierige Abhandlung werden, damit würde mich zu sehr unter Druck setzen.

Finde ich super, dass du mitmachst!

"Queenie" würde mich auch interessieren, da bin ich gespannt auf deine Eindrücke.

Rouge

Nein, das mit dem Leseeindruck habe nur ich mir vorgenommen. Bloß kein Stress.

Dein Buch klingt aber auch interessant!

"Binti" hatte ich mir auch überlegt, aber dann gesehen, dass es sich um eine Trilogie handelt. Und ich mag gerade keine Mehrteiler anfangen. "Lagune" ist ein Einzelroman, also habe ich das erstmal genommen. Wenn das Buch mir gefällt, kann ich mich ja doch noch an die Trilogie machen.

Es ist zwar noch nicht Oktober, aber weil ich mein letztes Buch gestern ausgelesen habe, fange ich halt heute schon an, und zwar lese ich

Toni Morrison - Jazz

Ich habe mir das Buch gebraucht gekauft und lustigerweise klebt auf der ersten Seite innen ein Aufkleber mit dem Namen der Vorbesitzerin (sie hat sogar den gleichen Vornamen wie ich) und dem Zusatz "Buch Nr. 1415". Schätze, die Vorbesitzerin hatte eine genaue Liste ihrer Bücher. Und ganz schön viele davon.

Ich habe die ersten Seiten gelesen und die Erzählstimme in diesem Buch hat mich gepackt. Gerne würde ich wissen, ob die bei allen Büchern der Autorin ähnlich ist, dazu werde ich ein paar Leseproben lesen müssen, ich habe nämlich von Toni Morrison noch nichts gelesen. Könnte sich als Versäumnis rausstellen, denn Sätze wie "... Der ist einer Achtzehnjährigen verfallen, mit einer so tiefen und schaurigen Liebe, die ihn dermaßen traurig und glücklich gemacht hat, dass er sie erschoss, nur damit das Gefühl anhielt." machen mich sprachlos.

Heute abend werde ich wohl nicht mehr viel lesen, eher zum Wochenende hin.

ich lese: Toni Morrison - Jazz

Ich bin mit dem Buch ein paar Seiten weiter gekommen. Das ist wirklich kein Buch zum schnell oder nebenher Lesen! In jedem Satz passiert etwas, der Erzähler springt von einem zum anderen Thema, da muss ich konzentriert sein. Das erste Kapitel war ungewöhnlich dicht und ich bin gespannt, wie all die bisher nur kurz angesprochenen Geschehnisse noch weiter wirken. Im Moment kann ich das noch nicht sortieren. Nur das Leitthema ist klar: Der 50-jährige Joe hat seine junge Geliebte Dorcas erschossen, die (weiße) Polizei wird nicht gerufen, man regelt das unter sich. Ich bin gespannt, wie die Figuren im Buch nun damit umgehen werden.

Zusätzlich fange ich an mit Bartholomäus Grill - Wir Herrenmenschen (Unser rassistisches Erbe: Eine Reise in die deutsche Kolonialgeschichte). Sachbücher lese ich selten in einem Rutsch, also kann ich da immer mal wieder ein Kapitel einschieben.

Ich wünsche uns allen einen spannenden Lesemonat.

Ingeborg schrieb:

Mittlerweile gibt es noch eine Fortsetzung , die ich noch nicht gelesen habe

ASIN/ISBN: 2919800256

Könnte ich ich jetzt auch mal lesen!

Nur zu, das wäre toll!

liest: Bartholomäus Grill - Wir Herrenmenschen

Ziemlich schwer verdaulich, was ich da lese. Sprachlich ist das Buch nicht allzu schwierig, so gesehen könnte ich es "weglesen" wie einen Roman. Der Inhalt hat es in sich, aber das hatte ich erwartet, es ist ja kein einfaches Thema.

Ich habe mir schon gedacht, dass die deutsche Kolonialzeit nicht ganz so "romantisch" war, wie ich es manchmal lese oder höre, aber wenn das mit Zahlen belegt wird, ist das für mich ein Schlag in den Magen. Dabei habe ich erst drei Kapitel in dem Buch gelesen, und zu "Deutsch-Südwestafrika" bin ich noch nicht mal gekommen.

Das Buch ist ein Augenöffner. So wollte ich das. Es zieht der Kolonialromantik alle Zähne, und zwar ohne Betäubung.

Da ich mich immer noch frage, warum das "deutsche Kolonialreich" in meinem Geschichtsunterricht nicht tiefer behandelt wurde, habe ich mal nach den aktuellen Geschichts-Lehrplänen gegoogelt. Meine Schulzeit liegt ja nun schon etwas länger zurück. Ich habe einen Punkt gefunden: Plan für Ba-Wü 9. Klasse Gymnasium: "Die Schülerinnen und Schüler können verschiedene Motive und Methoden europäischer imperialistischer Politik erkennen und deren Folgen für die betroffenen Völker erläutern". Da bleibt natürlich viel Ermessensspielraum. Falls jemand, der hier mitliest, Kinder in passendem Alter hat, würde mich interessieren, wie das aktuell in der Schule gehandhabt wird.

Jetzt wende ich mich aber wieder Toni Morrison zu.