Keine Panik, ist nur Technik von Kenza Ait Si Abbou
Gräfe und Unzer, 1. Auflage 2020
Klappenbrochur, 224 Seiten
ASIN/ISBN: 3833875461 |
„Warum bleiben wir nicht neugierig, wenn wir groß sind? Warum haben wir Angst vor neuen Sachen?“
Diese Fragen stellt Kenza Ait Si Abbou in ihrem Vorwort und ich gebe zu: auch wenn ich mich in bestimmten Computerbereichen durchaus zuhause fühle, hat sie mich hier ertappt.
Die Begeisterung der Autorin ist aber schnell auf mich übergesprungen und ich bin sehr froh über dieses tolle und lesenswerte Sachbuch! Kenza Ait Si Abbou, Informatikerin und Managerin für Robotik und künstliche Intelligenz, führt uns darin in die Grundlagen maschinellen Lernens ein und zeigt, wo und wie in vielen Bereichen des täglichen Lebens Technik und künstliche Intelligenz heute schon eine große Rolle spielen.
Dabei hat mir vor allem die Klarheit ihrer Erklärungen sehr gut gefallen. Die Autorin kann selbst komplizierte Sachverhalte einfach und kurz erklären. Sie schwafelt nicht rum, sondern bringt den Inhalt genau auf den Punkt und unterlegt die theoretischen Beispiele immer wieder mit anschaulichen Beispielen aus dem Alltagsleben. Dazu kommen witzige Sketch-Notes zur Verdeutlichung und viele Links und Quellangaben, um das eine oder andere nachzulesen. Das Buch ist sehr kurzweilig und gut lesbar geschrieben, da macht Sachbuchlesen richtig Spaß!
Gerade die einführenden Kapitel über das selbstständige Lernen von Maschinen haben mich dabei begeistert, auch wenn ich mich dabei ganz schön konzentrieren und den ein oder anderen Satz zweimal lesen musste. Ohne Vorkenntnisse sind diese Kapitel wohl beim ersten Lesen schwer zu verstehen, doch es wird dann wieder einfacher. Im weiteren Verlauf des Buches geht die Autorin auf verschiedene Einsatzgebiete von KI ein, wobei es mir da ruhig noch mehr ins Detail und in die Tiefe hätte gehen dürfen. Auch die Bewältigung der Corona-Krise mit Hilfe Künstlicher Intelligenz ist immer wieder Thema.
Kenza Ait Si Abbou geht in ihrem Buch auf positive Aspekte des Technikeinsatzes, aber auch auf Probleme und Risiken ein. Dabei hat mir die Ausgewogenheit sehr gut gefallen, Technik wird hier nicht verteufelt, aber auch nicht in den Himmel gehoben. Die Autorin gibt Lösungsvorschläge und Tipps, auf was man selbst achten kann und soll. Wir alle sind der Technik nicht hilflos ausgeliefert, vor allem dann nicht, wenn man zumindest grundlegend weiß, wie Technik funktioniert. Dazu ist dieses Buch eine große Hilfe.
Das Interesse an Technik zu wecken und sich aktiv miteinzubringen ist Kenza Ait Si Abbou ein großes Anliegen. Das Buch verdeutlicht deswegen auch, dass das Programmieren keine Sache von einigen InformatikerInnen ist, sondern sehr viele Disziplinen vereint und es auch StatistikerInnen, PsychologInnen, SoziologInnen, LinguistInnen, PhilosophInnen … braucht, um Algorithmen sinnvoll und gewinnbringend einzusetzen. Und vor allem auch uns als mündige, informierte und kritische NutzerInnen! Es geht also um weit mehr als „nur“ die Funktion Künstlicher Intelligenz – das Buch reißt die Frage an, wie wir unsere Gesellschaft im „Informationszeitalter“ organisieren wollen.
Fazit: Sehr empfehlenswertes Sachbuch über Künstliche Intelligenz. Begeisternd, informativ und auch unterhaltsam geschrieben! Ausgezeichnete 9 Eulenpunkte von mir.