Gabri Ródenas - Die unglaubliche Reise der Großmutter Maru auf ihrem himmelblauen Fahrrad

    • Gabri Rodenas - Die unglaubliche Reise der Großmutter Maru auf ihrem himmelblauen Fahhrad
    • ISBN-13 : 978-3851794557
    • Originaltitel: habe ich nicht gefunden
    • Gebundene Ausgabe : 192 Seiten
    • Herausgeber : Thiele & Brandstätter Verlag (3. August 2020)
    • Sprache: : Deutsch
    • ASIN/ISBN: 3851794559


    Doña Maru, eine rüstige alte Dame von neunzig Jahren, führt ein friedliches Leben am Radnd von Oaxaca, Mexiko. Wenn sie dem Waisenhaus einen Besuch abstattet, hat sie stets ihre unverwechselbaren Karamellkekse dabei und schenkt den elternlosen Kindern nicht nur diese Süßigkeiten, die für sie selbst einmal eine besondere Bedeutung hatten, sondern auch ihr Lächeln und das Licht der Hoffnung. Maru hat niemals lesen und schreiben gelernt, doch sie ist unendlich weise.

    Als sie eines Tages zu ihrer großen Überraschung erfährt, dass sie einen Enkel hat, der in Veracruz lebt, beschließt sie, auf ihr himmelblaues Fahrrad zu steigen – ihren wertvollsten Besitz – und den jungen Mann zu suchen. Die Fahrt von Oaxaca nach Veracruz ist für die alte Frau eine Weltreise. Doña Maru hat nur eine vage Ahnung, wo genau sie hinmuss, und macht sich nicht allzu viele Sorgen wegen möglicher Gefahren. Sie glaubt fest daran, dass sich immer ein Mensch mit einem guten Herzen findet, der einem weiterhilft.

    Und so beginnt eine abenteuerliche Reise von einer Küste Mexikos zur anderen, auf der Großmutter Maru vielen Menschen begegnet, die nicht nur ihre Karamellkekse gern entgegennehmen, sondern auch ihren Rat und ihren erhellenden Blick auf die Dinge ...


    Meine Meinung:


    Mich haben Cover, Titel und Kurzbeschreibung sehr gelockt, und ich wurde nicht enttäuscht.

    Wer sich nicht vorstellen kann, dass sich eine 90-Jährige auf dem Fahrrad losmacht, dem sei hier gesagt, dass auch meine Oma solange sie lebte auf ihrem Drahtesel unterwegs war. (Zwar nicht in der Wüste, dafür aber in den Gefahren der Stadt.)

    Natürlich ist das Buch mit 192 Seiten sehr kurz; aber es hat viele schöne Sätze aufzuweisen und ist gehaltvoll genug, um im Gedächtnis zu bleiben.


    Ich habe in diesem Jahr "Gebete für die Vermissten" gelesen und wollte unbedingt noch etwas Positives aus Mexico mitnehmen. Leider gibt es auch in Gabri Rodenas Geschichte Gewalt, diese ist jedoch ausschlaggebend für das Verändern eigener Verhaltensweisen einiger Personen, die im Buch auftauchen; trotzdem bleibt sie hintergründig.

    Dona Maru macht sich ja auf den Weg, um ihren Enkel zu suchen, von dem sie gerade erst erfahren hat. Sie weiß zwar nicht, wo er ist, aber sie vertraut dabei auf alle Zeichen, die ihr auf ihrer Reise über den Weg laufen. Dabei trifft sie viele gebildete Menschen, die ihre ganz eigenen Probleme haben. Dona Maru ist zwar ungebildet, aber sie kann aufgrund ihrer Lebenserfahrung mit einfachen Worten so manche vermeintlich kluge Aussage ihrer Gegenüber aushebeln. Außerdem hat sie Karamellkekse, und wer kommt dagegen schon an?


    Das sehr philosophisch angehauchte Buch wäre bestimmt ein guter Plott für eine Verfilmung. Die Dialoge könnten sicher 1:1 übernommen werden.

    Erst wenn man das Nachwort liest, versteht man auch, wieviel vom Autor selbst in dieser Geschichte steckt. Vielleicht begegnet man ihm sogar kurz...

    Mir hat das Buch ganz gut gefallen und ich finde, es wäre gut als Geschenkbuch geeignet für jedes Alter ab Konfirmation bis zum 100. Geburtstag ;)

    8 Punkte.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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  • Die unglaubliche Reise der Großmutter Maru auf ihrem himmelblauen Fahrrad - Gabri Rodenas


    Titel der Originalausgabe: La abuela que crzo el mundo en una bicicleta


    Mein Eindruck:

    Ein angenehm zu lesender Roman, der den Blick vor den Härten des Lebens nicht verschließt.

    Schon das originelle farbige Cover lässt die mexikanischen Kredenzien erkennen. Die Handlung ist in Mexiko angesiedelt.


    Der Autor Gabri Rodenas ist ein Mann, aber seine Schreibe hat etwas feminines. Das ist natürlich positiv gemeint.


    Dona Rosas Leben wird umrissen. Als Waise und Straßenkind hatte sie es nicht leich. Sie lief aus dem Waisenhaus weg. Ein Schicksal, das sich durch die Familie zieht, denn auch ihr Sohn verlässt sie mit 13 Jahren und ihr Enkel, den sie nicht kannte, lief nach dem frühen Tod des Vaters ebenfalls aus dem Waisenhaus weg.


    Mich hat überrascht, wie der Autor Kultur, Philosophie und Literatur in das Buch einflechtet, obwohl seine Protagonistin Dona Rosa, die aus einfachen Verhältnissen stammt, nicht lesen kann.

    Es gibt unter anderen Zitate von William Faulkner, Augustinus und dem Dalai Lama.

    Das Erwähnen von Die Möwe Jonathan oder Paul Coelho lässt etwas esoterisches vermuten und tatsächlich glaubt Dona Rosa fest an einen vorgegebenen großen Plan. An Zufall glaubt sie nicht und so wird sie nicht nur ihren Enkel finden sondern auf dem Weg auch vielen Menschen begegnen.


    8 Punkte auch von mir.

  • Ich habe vergessen, auch die Übersetzerin, die offenbar gute Arbeit geleistet hat, zu erwähnen.


    Anja Rüdiger, geboren in Bonn, hat Übersetzen / Dolmetschen studiert. Fünfzehn Jahre lang hatsie in verschiedenen Verlagen als Lektorin undProgrammleiterin gearbeitet. Seit 2011 ist sie als freieÜbersetzerin, Lektorin und Literaturscout tätig.

  • Ah, sehr schön, du hast den OT gefunden. (Ich hatte das Dokument schon gelöscht und im Internet nichts gefunden.) Na, da sind sie ja nicht groß abgewichen mit dem deutschen Titel.


    Eine feminine Schreibweise ist mir gar nicht aufgefallen, aber ich finde es interessant, dass du als Mann das so empfunden hast. Kannst du das an irgendetwas festmachen?

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zugegeben, der Titel des Buches ist ziemlich sperrig und das Cover ist auch nicht gerade innovativ, aber das ist auch das einzige, was ich an dem Buch auszusetzen habe. Allerdings war mir nicht so wirklich klar, worauf ich mich da eingelassen habe, als ich mich für das Buch entschieden habe.

    Der Leser/die Leserin begleitet Doña Maru auf der Suche nach ihrem Enkel. Das ist eigentlich die einzige Handlung. Auf dem Weg trifft sie einige verirrte Seelen, denen sie kluge Ratschläge gibt.


    Das Buch ist sehr philosophisch geschrieben, was aber nicht verwunderlich ist, denn Gabri Ródenas ist Philosophieprofessor und das ist auch in so gut wie jeder Zeile erkennbar. Würde ich Doña Maru im wahren Leben treffen, wäre ich wahrscheinlich total genervt, im Buch fand ich sie unglaublich niedlich, weil sie einfach auf die Menschen, die ihre Hilfe in Form von einem Rat benötigten, eingegangen ist und ihre Probleme auch direkt erkannt hat. Ich habe quasi das gesamte Buch markiert, weil ich so viele Sätze so klug fand, dass ich sie nie wieder vergessen möchte. Zum Beispiel dies: „Neugeborene und kleine Kinder verhalten sich, obwohl sie Menschen sind, wie die Tiere. Sie leben im Hier und Jetzt, ohne an die Vergangenheit oder die Zukunft zu denken… Weil sie sich dessen nicht bewusst sind.“


    Der Autor erwähnt in der Einleitung, dass das Buch einen verändern wird. Wenn man das Buch mit Sinn und Verstand liest, ist das durchaus so, denn ich glaube, dass die meisten Menschen sich in den Leuten, denen Doña Maru einen Rat gibt, wiedererkennen. Ob es nun darum geht, dass man lebt um zu arbeiten oder sich nicht anerkannt fühlt oder sich gesellschaftlich selber ausgrenzt. Für jeden ist das ein oder andere dabei, zu dem der Autor einen einlädt drüber nachzudenken.


    Das Buch ist ein Ratgeber für ein entspanntes Leben, es zeigt uns, wie man im Moment leben kann und wie man es schafft, sich weniger Sorgen zu machen und mehr bei sich selber zu sein, eingebettet in eine kleine herzerwärmende Geschichte. Für alle, die sich für dieses Thema interessieren, ist dieses Buch perfekt. Diejenigen, die das alles für Quatsch halten, sollten das Buch auch nicht lesen.