Die Wahnsinnige - Alexa Hennig von Lange

  • Die Autorin:

    Alexa Hennig von Lange wurde 1973 geboren und begann bereits mit acht Jahren zu schreiben. 1997 erschien ihr Debütroman Relax, mit dem sie über Nacht zu einer der erfolgreichsten Autorinnen und zur Stimme ihrer Generation wurde. 2002 bekam sie den Deutschen Jugendliteraturpreis für "Ich habe einfach Glück". Es folgten zahlreiche Romane für Erwachsene wie für Jugendliche und Kinder. Alexa Hennig von Lange lebt mit ihrem Mann Marcus Jauer und ihren fünf Kindern in Berlin.


    Inhalt/Beschreibung:

    Spanien, 1503: In der Festung La Mota soll Johanna von Kastilien endlich zur Vernunft kommen. Zu viel steht für ihre Mutter, Isabella die Katholische, auf dem Spiel. Die Königin regiert das Land mit unerbittlicher Härte, sie hat die Mauren vertrieben und lässt Tausende als Ungläubige auf den Scheiterhaufen der Inquisition verbrennen. Sie kann ihr Reich nicht in die Hände einer Tochter geben, die nicht betet, nicht beichtet und der Macht nichts bedeutet. Johanna will nicht über andere herrschen. Alles, was sie will, ist, über sich selbst zu bestimmen. Aber das scheint eine Freiheit zu sein, die nur Männern vorbehalten ist. Als sie mit Philipp dem Schönen ins ferne Flandern verheiratet wird, sieht es für einen Moment so aus, als sei das Unwahrscheinliche möglich: ein Leben in Liebe in einer Welt aus Verrat. Doch auch als sich diese Hoffnung nicht erfüllt, hält Johanna unbeirrbar an dem fest, was alle um sie herum für Wahnsinn halten – dem unerhörten Wunsch, dass die Welt anders sein könnte als sie ist.
    Vor dem historischen Hintergrund der Biografie von Johanna der Wahnsinnigen stellt Alexa Hennig von Lange eine sehr moderne Frage:
    Wie können wir die werden, die wir sind, wenn das nicht für uns vorgesehen ist?


    Meine Meinung:

    Kein historischer Roman


    Und das ist auch gut so..............."Die Wahnsinnige" - das ist Johanna I von Kastilien. Diesen Beinamen hatte sie sicher nicht ganz zu unrecht - denn ihr Verhalten war oft alles andere als normal. Zumindest für Außenstehende.

    Dieses Verhalten lernen wir im Laufe des Buches sehr gut kennen. Aber ich zum Beispiel habe immer auch irgendwie Verständnis dafür gehabt. Natürlich war sie extrem. Und hat dadurch sicher sehr viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes erschreckt. Aber ich konnte so vieles Nachvollziehen, ihre Gedanken, ihre Ängste.

    Im Buch begleiten wir Johanna ein paar Jahre durch ihr junges Leben. Und es ist beeindruckend was sie so alles erlebt hat und wie es ihr ergangen ist. Ihre Ehe mit Philipp dem Schönen. Sechs Kinder. Ihr Mut, ihre Verzweiflung.

    Der Schreibstil hat mich sofort gepackt und begeistert.

    Diese junge und intelligente Frau wird so treffend beschrieben, dass es ein echtes Vergnügen ist, dieses Buch zu lesen.

    Ich wurde blendend unterhalten und habe mich zwischenzeitlich noch mehr über das Leben von Johanna informiert.

    Aber ehrlich gesagt habe ich von einem Buch von Alexa Hennig von Lange auch nichts anderes erwartet.

    Dafür gibt es natürlich 10 von 10 Punkten.


    ASIN/ISBN: B087JFGR95

  • Ich finde den Roman hier passend.


    Unabhängig davon, was Alexa Hennig von Lange noch mit dem Buch ausdrücken wollte, hat sie die historischen Fakten gut recherchiert und der historischen Persönlichkeit Johanna I von Kastillien ein glaubhaftes Portät gegeben.


    Dennoch sollte man den Roman natürlich nicht auf den historischen Rahmen reduzieren. Alexa Hennig von Langes Leserschaft wird auch abgesehen vom historischen Kontext angesprochen.

  • Johanna von Kastilien ist die rechtmäßige Erbin des spanischen Thrones und daher angehende Regentin eines halben Weltreiches. Da ist es kein Wunder, dass ihr nicht jeder wohlgesonnen ist, insbesondere nicht die nach Macht strebenden sie umgebenden Herren. Sie wird als „Johanna die Wahnsinnige“ in die Geschichte eingehen – ob dieser Wahnsinn eine ihr innewohnende Kraft oder von außen beeinflusst bzw. angedichtet war, versucht dieser Roman zu ergründen.


    Ich finde schon, dass dieses Buch in der Rubrik „historisch“ passend platziert ist. Johannas Wahnsinn wird erst vor dem Hintergrund ihrer Zeit zu einem solchen. Heutzutage würde man sie vielleicht cholerisch oder auch krankhaft eifersüchtig nennen, aber man würde keinen Grund finden, sie dauerhaft einzusperren. Sie ist insoweit ein Opfer ihrer Zeit, in der Machtpositionen zwischen Männern ausgelotet werden und Frauen, wenn sie nicht schon früh gelernt haben, Macht auszuüben, nichts gelten. Sie werden allenfalls verheiratet, um Reiche zu vereinen und Territorien zu vergrößern.


    Alexa Hennig von Lange schafft es auf gerade einmal 208 Seiten, das Leben Johannas der Wahnsinnigen kompakt und dicht zugleich zu schildern, ohne dass an irgendeiner Stelle Langeweile aufkommen mag. Der Erzählrahmen bewegt sich dabei von der Unterdrückung durch ihre Mutter bis hin zum Tod ihres Mannes, nach welchem ein klein wenig Hoffnung auf Selbstbestimmtheit als Regentin aufglimmt. Der Schluss des Buches ist gut gewählt, eignet er sich doch gut für einen Roman, den man zufrieden zuklappt – die darauffolgende noch jahrelange andauernde Gefangenschaft bis zu Johannas Tod wird bewusst ausgespart.


    Johanna selbst indes ist eine interessante Persönlichkeit. Als junge Frau unangepasst und aufmüpfig, wagt sie es, sich bei ihrer ersten Begegnung mit ihrem zukünftigen Mann sofort in diesen zu verlieben. Fast schon eine Liebesheirat, deren Zauber durch die Untreue Philipps des Schönen gleich wieder verpufft. Was eine Frau früher auszuhalten hatte, nämlich den Mantel des Schweigens über die Mätressen und Liebschaften des Ehemannes zu breiten, ist für Johanna unvorstellbar. Sie ist eifersüchtig und zeigt dies deutlich, wodurch eine bestimmte Situation zum protokollierten Wahnsinn führt.


    Johanna ist unbequem und hat eigene Vorstellungen von ihrem weiteren Leben als Königin, gleichzeitig erkennt sie, dass ihr Mann ausschließlich nach Macht strebt, andererseits aber zu schwach ist, um gut zu regieren. Ihr Wahnsinn ist gar keiner, sondern er ist Ausdruck ihrer Qual, nicht selbstbestimmt leben zu können. Die Gründe hierfür sind aus heutiger Sicht alle mehr als nachvollziehbar.


    Mir hat dieser Roman ausgesprochen gut gefallen. Vielleicht hätte es an der ein oder anderen Stelle ein wenig ausführlicher sein können, auch wenn die Geschichte in ihrer Kompaktheit auserzählt ist. Von mir gibt es 9 Eulenpunkte.