Die ersten drei Sätze eures aktuellen Buches (ab 23.08.2020)

  • Jim Hilger und sein Team saßen in einem Billighotel in Kuta, an Balis berühmter Westküste, und studierten eine Reihe Überwachungsfotos. Der Monsunregen vom Spätnachmittag hatte aufgehört, und unter einem jetzt klaren Nachthimmel lärmten am Strand noch immer Touristen - Australier, die sich am letzten Urlaubsabend betranken, bevor es zurück nach Hause in die Tretmühle ging; amerikanische Studenten, die ein wenig abenteuerlustiger waren als ihre Kommilitonen in der heimischen Touristenhochburg Fort Lauderdale und die sich nach Kuta hatten locken lassen, weil sie Geschichten von billigen Unterkünften und Stranddiscos und gleichgesinnten jungen Leuten auf der Suche nach erotischen Vergnügungen gehört hatten; dunkelhäutige balinesische Schönheiten in Bikinitops und Sarongs, die es auf reiche weiße Freunde oder wenigstens eine Nacht oder auch nur eine Stunde für ein anständiges Trinkgeld in einer gängigen Währung abgesehen hatten. Tatsächlich war das Hotel eine beliebte Anlaufstelle für Touristen, die in der Nähe eine Einheimische aufgegabelt hatten und das Geschäft möglichst schnell über die Bühne bringen wollten.


  • An einem Januarmorgen, noch bevor die Sonne aus ihrem Schlaf erwacht war, hallte ein lauter Knall, gleich einem explodierenden Feuerwerkskörper, durch Warrington House, der mich aus dem Schlaf riss. Aufgeregt schlüpfte ich in meine Pantoffeln, zog den Morgenrock über und trat vor mein Zimmer auf den Gang. Dort empfingen mich helle Beleuchtung sowie Cummings, unser Butler, und Josef, ein Diener.


  • Lotte Fischer krampfte ihre Finger ineinander und blickte nervös aus dem Fenster. Für ihren Geschmack flog die Landschaft draußen viel zu schnell vorbei! Sie war ganz und gar nicht erpicht darauf, in Bielefeld anzukommen.


  • Charles Limon peilte über den Vorsteven der Motorbarkasse auf die See, orientierte sich kurz nach der Felsenspitze des Trois Fréres und drehte sich um.

    „Komm her, Antoine!“ rief er seinem elfjährigen Sohn zu. Der kniete mit seinem Freund, dem Mechaniker Franky Ronsart, auf einer Sitzbank und beobachte gespannt eine auslaufende Angelschnur.


  • Camden


    Meine Lunge brannte, als ich tief Luft holte, um den Sauerstoff einzusaugen, der nicht da war, und gleichzeitig zuckten meine Finger und wollten nach der Zigarette greifen, die ich vor sechs Jahren weggeworfen hatte. Das machte die Höhe jedes Mal mit mir, zumindest, was die Atemnot betraf. Die Gier nach einer Zigarette ging auf das Konto der Stadt Alba, Colorado, 649 Einwohner.


  • Wie ein Raubvogel taucht das Flugzeug am tintenschwarzen Himmel auf, um danach abzubremsen, kurz scheinbar regungslos zu schweben und dann zu einer weitläufigen, kreisenden Bewegung anzusetzen, so als schwanke es zwischen zwei möglichen Beuten, unentschlossen, auf welche es sich stürzen soll. Unten, in der Tiefe, zeichnen sich Lichtbänder ab, die die Dunkelheit in Streifen schneiden und über die sich andere, kleinere Lichter wie Ameisen aufeinander zubewegen, zusammenströmen, Cluster bilden und wieder ausschwärmen. Das Land außerhalb der Lichtflecken ist dunkel, ein klaffendes schwarzes Loch, sogar zu dunkel, um sehen zu können, ob es flach oder hügelig ist.


  • Arthur Ochs Sulzberger, Jr., was not going to be late to his own farewell, a “momentous occasion,” as the invitation put it, celebrating his twenty-five years as publisher of The New York Times. It was the first week of June and an early hint of summer humidity hung in the air, but he intended to walk the one and a half miles from the Beaux Arts apartment house on West Seventy-first Street in Manhattan where he had lived for the past seven years to the Modern, the restaurant on the ground floor of the Museum of Modern Art, on West Fifty-third. He had curated the guest list himself, approved all 250 of the invitees, and he wanted to be there when the doors opened.

  • Eine Beerdigung muss traurig sein. Ich glaube, das hat irgendwer mal geschrieben, und niemand hatte den Mut, ihn eines Besseren zu belehren. Es ist einfacher zu nicken, als dem zu widersprechen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Der Schrei, der die Luft durchschnitt, hatte eine Lautstärke, dass Albert ihn noch im nächsten Landkreis hätte hören können.

    Neben ihm reagierte sein Assisstenzhund Rex Harrison auf das Geräusch, indem er zum ersten Mal seit ihrer Ankunft seine Augen von dem gewürfelten Schweinefleisch abwandte.

    Bei der Schreienden handelte es sich um eine junge Frau Anfang zwanzig, die auf den Namen Claire hörte.


  • Die klapprige Leiter schwankte gefährlich, als sich Harry auf einer der oberen Sprossen auf die Zehenspitzen stellte und zur Decke des Theatersaals reckte. Nur die Notbeleuchtung brannte und tauchte den Raum mit den klobigen Bühnenaufbauten und den hohen Filmleinwänden in schummriges Licht. Einen Moment hielt er inne und bemühte sich, die Balance wiederzugewinnen, während er mit beiden Händen den schweren Vorhangstoff umklammerte, den er anbringen wollte.


  • Die braune Ameise hatte schon vergessen, dass sie hier einmal zu Hause gewesen war. Für die im Dämmerlicht liegende Erde und die eben aufgegangenen Sterne mochte die seitdem vergangene Zeitspanne lächerlich kurz gewesen sein - für die Ameise war es eine Ewigkeit. In jenen längst vergessenen Tagen war ihre Welt auf den Kopf gestellt worden.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda