Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Drei junge Frauen kämpfen für die Freiheit.
Berlin, 1942: Der Krieg hinterlässt Spuren in der Stadt. Während Edith ihr Glück fernab der Heimat sucht, arbeitet Luise als Hebamme in der Frauenklinik Neukölln. Als sie erfährt, was mit den Neugeborenen der Zwangsarbeiterinnen geschieht, nimmt sie all ihren Mut zusammen und versucht, sie zu retten. Margot hat eine Stelle im Frauengefängnis angenommen. Als eine junge Schwangere vor ihr steht, die im Widerstand kämpfte und zum Tode verurteilt wurde, weiß Margot, dass sie alles versuchen muss, um sie zu retten. Auch wenn sie sich dabei in Lebensgefahr begibt.
Die große Hebammen-Saga: historisch fundiert, atmosphärisch und voller liebenswerter Figuren
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Hinter Linda Winterberg verbirgt sich Nicole Steyer, eine erfolgreiche Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus. Im Aufbau Taschenbuch und bei Rütten & Loening liegen von ihr die Romane »Das Haus der verlorenen Kinder«, »Solange die Hoffnung uns gehört«, »Unsere Tage am Ende des Sees«, »Die verlorene Schwester«, »Für immer Weihnachten«, »Die Kinder des Nordlichts« sowie die ersten beiden Teile der großen Hebammen-Saga »Aufbruch in ein neues Leben« und »Jahre der Veränderung« vor.
Allgemeines
Dritter Band der Hebammen-Saga
Erschienen am 18. August 2020 im Aufbau Verlag als TB mit 400 Seiten
Gliederung: Roman in 31 Kapiteln, jeweils mit Orts- und Zeitangabe – Nachwort – Danksagung
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsort und -zeit: Berlin, Sommer 1942 bis Frühjahr 1946
Inhalt
Der dritte Band der Hebammen-Saga schildert das Leben und berufliche Wirken der dem Leser bereits bekannten Hebammen Luise, Margot und Edith während der Jahre des Zweiten Weltkriegs. Edith, die wegen ihrer jüdischen Herkunft rechtzeitig nach Zürich geflohen ist, spielt in diesem Band fast keine Rolle und kommt nur durch Briefe zu Wort. Ihren Platz im „Dreigestirn“ der Hebammen nimmt Luises und Margots Kollegin und Freundin Christa ein.
Luise arbeitet nicht nur in einer Frauenklinik, sondern kümmert sich inoffiziell noch um die Babys osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen, die ihren Müttern gleich nach der Geburt weggenommen und in einem kärglichen Barackenlager untergebracht wurden, wo viele von ihnen aufgrund der mangelhaften Versorgung sterben. Mit Hilfe von Bekannten versucht Luise, das Nötigste (Milchpulver, Haferflocken, Mullwindeln) zu beschaffen. Margot arbeitet in einem Frauengefängnis dessen Insassinnen sich nichts weiter zuschulden kommen ließen als Kritik am Nationalsozialismus oder Zweifel am „Endsieg“ der deutschen Wehrmacht zu äußern. Die schwangeren Frauen in diesem Gefängnis dürfen ihre Kinder nach der Geburt noch ein paar Monate stillen, dann werden sie in Plötzensee hingerichtet.
Die Arbeit der Hebammen wird nicht nur von den menschenverachtenden Praktiken der Nazis, die sie unmittelbar miterleben müssen, sondern auch von der ständigen Bedrohung durch Bombenangriffe überschattet.
Beurteilung
Es ist sehr empfehlenswert, den dritten Band erst im Anschluss an die beiden vorherigen Bände zu lesen. Im Mittelpunkt steht im vorletzten Band der Tetralogie neben der Hebammentätigkeit das Alltagsleben der Berliner während des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt wird fast täglich von den Alliierten bombardiert, viele Menschen verlieren ihr Zuhause. Eindringlich wird geschildert, wie die Berliner nächtelang in Luftschutzkellern ausharren müssen und zum Teil auch Kinder dort zur Welt kommen.
Aufgrund des Krieges ist die Versorgungslage schlecht, doch am schlimmsten sind die Repressalien, die jeder zu befürchten hat, der nicht linientreu ist, sich kritisch zu Hitler oder zum Kriegsverlauf äußert oder freundschaftliche Beziehungen zu Menschen unterhält, die vom Regime als minderwertig angesehen werden, wie z.B. osteuropäische ZwangsarbeiterInnen oder Juden. Dementsprechend begeben sich Luise, Margot und Christa immer wieder in Lebensgefahr, wenn sie diskriminierten Menschen zu helfen versuchen, denn Spitzel gibt es überall.
Der Roman ist anschaulich und flüssig geschrieben, ein paar der sich stetig wiederholenden Geburtsbeschreibungen hätten allerdings ausgelassen werden können. Inhaltlich ist er teilweise schwere Kost, wenn Zwangsabtreibungen, Zwangssterilisation, willkürliche Inhaftierungen und Hinrichtungen von „Widerständlern“ thematisiert werden. Ein Lichtblick besteht darin, dass es auch Menschen gibt, die sich ihre Humanität bewahrt haben und sich für jedes Leben einsetzen.
Fazit
Eine gelungene Fortsetzung einer insgesamt lesenswerten Tetralogie, die die Schrecken der Kriegsjahre eindrucksvoll vor Augen führt!
8 Punkte