Picknick im Dunkeln - Markus Orths

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon.de)

    Treffen sich Stan Laurel und Thomas von Aquin im Dunkeln … Markus Orths neuer Roman, eine urkomische und todernste Geschichte


    Eine unglaubliche, unerhörte Begegnung, die den Bogen spannt über siebenhundert Jahre Weltgeschichte: Zwei Männer treffen sich in vollkommener Finsternis. Sie wollen ans Licht, unbedingt. Sie tasten sich voran, führen irrwitzige Gespräche und teilen die Erinnerungen an zwei haarsträubend unterschiedliche Leben. Die Männer? Stan Laurel und Thomas von Aquin. Der begnadete Komiker trifft auf den großen Denker des Mittelalters. Warum hier? Warum jetzt? Warum gerade sie beide? Genau dies müssen sie herausfinden, um endlich ans Licht zu gelangen. „Picknick im Dunkeln“ ist eine aufregende philosophische Reise, eine urkomische und todernste Geschichte über die großen Fragen des Lebens.


    Autor (Quelle: amazon.de)

    Markus Orths wurde 1969 geboren und studierte Philosophie, Romanistik und Anglistik in Freiburg. Er lebt als Autor mit Frau und drei Kindern in Karlsruhe. Sein bisheriges Werk ist im Verlag Schöffling & Co. erschienen, seine Romane wurden in sechzehn Sprachen übersetzt, der Roman Das Zimmermädchen wurde 2015 für das Kino verfilmt. Er ist außerdem Autor von Hörspielen und Kinderbüchern. Bei Hanser erschien 2017 sein Roman Max.


    Meine Meinung

    Was ist bloß dieses Dunkel, in dem sich Stan Laurel plötzlich wiederfindet und in dem er buchstäblich über Thomas von Aquin stolpert? Ist es eine Traumwelt? Oder doch die Wirklichkeit? So ganz klar wird das im gesamten Verlauf des Romans nicht. Und das ist auch gar nicht wichtig! Diese Geschichte konzentriert sich vollkommen und in „alles verschlingender, vollkommener Dunkelheit“ auf die beiden Protagonisten und deren Leben, die so verschieden und doch voller Gemeinsamkeiten sind.


    Da ist zum einen Stan Laurel, die eine Hälfte von „Dick und Doof“, ein Clown und Lebemann, dessen größtes Glück es ist, die Menschen zum Lachen zu bringen. Er findet sich plötzlich in einem dunklen Etwas wieder, kann weder sehen noch riechen, einzig der Tast- und Hörsinn sind ihm noch geblieben. Er versucht, sich zu orientieren, und muss die Vergeblichkeit seines Versuchens erkennen. Umso greifbarer sind dafür seine Erinnerungen und an diesen lässt er den Leser in Rückblicken auf sein interessantes Leben teilhaben.


    In diesem Zustand der verschwundenen Sinne trifft er auf Thomas von Aquin, welcher wiederum, einmal aus der Reserve gelockt, Stan bereitwillig von seinem Leben erzählt. Er ist kein Mann vieler gesprochener Worte, sondern verschreibt sich ganz dem Denken und der Vernunft, entsprechend nüchtern fallen seine Ansichten aus. Er ist Philosoph und kirchentreu zugleich, sein Leben ist geprägt von einem vernunft-basierten Glauben. Er ist es auch, der aus diesem Hintergrund heraus den einen Sinn der alles umgebenden Dunkelheit erahnt. Es war überaus spannend zu lesen, ob seine Ahnung tatsächlich reell ist oder am Ende Traumbild bleibt.


    Markus Orths schreibt in einer Sprache, die den Leser in wohlige Wortbilder einhüllt. Die Sätze sind teils lang, aber klar strukturiert und punktgenau fernab jeglicher Schwafelei – kein Wort ist zu viel. Der „Schauplatz“ ist gut gewählt: Indem er jede Ablenkung durch Geräusche, Orte, schlichte Umgebungsbeschreibung durch lautlose Dunkelheit eliminiert, konzentriert Orths seine Geschichte ganz aufs Wesentliche. Ich war von der ersten Seite an fasziniert von dieser Szenerie und wie der Roman allein durch die Gedanken und Erinnerungen der Protagonisten und deren Austausch untereinander lebt.


    Es passiert nicht viel, von außen betrachtet. Ja, das titelgebende Picknick findet natürlich statt, aber das war es auch schon fast an Aktion in diesem Roman. Und trotzdem habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, sondern die Geschichte mit all ihren Facetten auf mich wirken lassen. Für mich purer Lesegenuss und ganz sicher ein Jahreshighlight. 10 Eulenpunkte.


    ASIN/ISBN: 3446265708